Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
dann.”
* * *
Sie hatte ein lindgrünes Kostüm gewählt, welches am Dekolleté mit Maiglöckchen bestickt war. Den dazu passenden Hut würde sie später aufsetzen.
Annabelle betrat das Esszimmer und blickte in die Gesichter von Alexandra, Dr. Burger und Paul. Sie war sich ihrer Erscheinung geradezu schmerzhaft bewusst und fühlte die Blicke wie Pfeile. Lächeln, dachte sie und versuchte unbefangen zu ihrem Platz zu gelangen.
„Du bist heute wunderschön, Valentin wird große Augen machen”, scherzte ihr Onkel.
Da konnte Annabelle nicht anders und musste doch kichern: „Ob seine Ohren immer noch so abstehen, und ob sie immer noch knallrot werden?”
„Nicht nur seine Ohren werden bei deinem Anblick rot werden.” Karl kannte die Baders nur flüchtig, aber er verschenkte sehr ungern die Gelegenheit zu einem Scherz.
Eine Tasse klirrte. Die Russin hatte die Untertasse mit etwas zu viel Schwung getroffen. Annabelle grinste und biss in ein Honigbrötchen.
„Was wohl aus ihm geworden ist?”, dachte sie laut nach. „Das letzte Mal, als ich dort war, waren wir 14 oder 15.”
„Nun, die Bader-Æther-Werke brauchen sicher einen Nachfolger an der Spitze, wenn Rudolf Bader so krank ist, wie er schreibt”, sagte Karl.
„Ha, der Valentin als Boss. Mit den Ohren.” Sie kicherte schon wieder.
„Er wird auch erwachsen geworden sein, so wie du es wohl irgendwann sein wirst.” Das war schon wieder fast ein Tadel. Annabelle seufzte.
„Ich bin sehr dankbar, dass du Otto entbehren kannst”, sagte Paul zu Karl. Annabelle sah ihn verwundert an, aber er ignorierte sie.
Karl nickte: „Otto ist wirklich nützlich. Und man kann doch zwei Backfische nicht allein auf eine große Reise schicken.”
„Ihr tut alle so, als würde ich wer-weiß-wohin reisen”, empörte sich Annabelle spielerisch. „Es ist keine Stunde Fahrt mit dem Automobil.”
„Annabelle und Johanna werden sicher Spaß haben”, sagte Paul ruhig und Annabelle wurde ganz warm. Paul war immer auf ihrer Seite und hatte es sicher nicht verdient, dass sie ihn schlecht behandelte. Sie lächelte ihn an, und er lächelte zurück.
Als das Frühstück beendet und das Automobil draußen vorgefahren war, schickte Annabelle sich an, ihren Hut aufzusetzen, aber Paul hielt sie zurück.
„Komm mit, ich möchte dir noch etwas geben”, sagte er geheimnisvoll.
Sie folgte ihm neugierig auf sein Zimmer. Dort hatte er sich mit seinem Werkzeug und dem Material – metallene Kleinteile aller Art – häuslich eingerichtet. Er konnte hier schweißen, hämmern, löten und bauen. Auf dem Tisch war ein Glaskasten, der noch mit grünlichem Gas gefüllt war.
Annabelle schreckte zurück. Sie mochte Æther nicht, seit sie damit gefoltert worden war. Aber Paul befestigte einen Schlauch an einem Ventil und saugte den grünen Nebel ab, bevor er den Kasten öffnete.
Neugierig beobachtete Annabelle, wie er den Otter heraushob und auf eine Geste hin streckte sie ihren linken Arm hoch. Behutsam legt er das Schmuckstück an. Als er ihr den blauen Ring übergestreift hatte, spürte sie eine wohlige Wärme über ihren Arm fließen. Und obwohl sie es schon fast erwartete, war sie doch entzückt, als der Otter seinen Kopf leicht hob und sich auf seinen Vorderpfoten aufzurichten schien.
Sie sah hoch und suchte sprachlos Pauls Blick. Tränen glitzerten in ihren Augenwinkeln. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber er schüttelte den Kopf und nahm sie in den Arm. Sie küssten sich lange.
„Ich habe heimlich etwas von deiner Geode genommen”, sagte er in ihre Haare. „Die blauen Steine sind Azurit, die anderen Bergkristall. Ich hoffe, dass sie eine positive Wirkung auf dich haben, und dir helfen, wenn ich nicht da bin.”
„Vielleicht sollte ich nicht gehen.” Annabelle bekam Zweifel.
„Doch, doch. Ich glaube, das ist wichtig für dich. Und sieh hier.” Er zeigte ihr die Brosche.
„Das ist der Lachs der Weisheit. Der Otter jagt ihn sein Leben lang. Der bleibt bei mir. Ich bin mir nicht sicher, aber es ist möglich, dass die beiden Schmuckstücke eine Verbindung haben. Wir werden das testen. Wie du siehst, habe ich hier auch Azurit verwendet, der Otter ist zum Teil aus Malachit, das sind zwei verwandte Edelsteine, die oft zusammen an einer Fundstelle vorkommen.”
Paul sprach weiter, aber Annabelle konnte nicht mehr zuhören. Sie wusste, sie hatte das nicht verdient, nicht nachdem, wie sie sich benommen hatte in den letzten Tagen. Aber sie konnte und wollte dieses
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