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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Mädchen, welches dünn wie ein Stock und bleich wie ein Käse war. Sie hatte glattes blondes Haar unter dem Tuch und wasserblaue Augen.
    „Kommt es oft vor, dass man nicht nach draußen kann?” Sie suchte den Blick des Mädchens im Spiegel.
    Theresa nickte beflissen: „Oh, meistens. Es ist zu unserem Besten.”
    „Warum?”
    „Na, wegen den ganzen Verdorbenen. Und dem Æther.” Sie flüsterte wieder und ihre Wangen wurden rot.
    „Ja, das ist ganz schön gefährlich”, sagte Annabelle mitfühlend. „Aber gehst du denn gar nicht in die Schule?”
    Theresa schüttelte den Kopf.
    „Wohnt hier eigentlich noch jemand, außer dem Herrn Bader und seinem Sohn?” Annabelle wollte wissen, wer die mysteriöse Frau war, die sie mit Rudolf Bader in dem Zimmer gesehen hatte.
    Theresa zuckte zusammen, dann schüttelte sie energisch den Kopf.
    Annabelle wollte aber nicht locker lassen: „Kommt ab und zu eine Frau zu Besuch?”
    „Das weiß ich nicht.” Theresas Hände verkrampften sich in Annabelles Haaren.
    „Du musst keine Angst haben, Theresa. Ich sage es auch nicht weiter.” Endlich begegnete sie dem Blick des Mädchens im Spiegel der Frisierkommode. Annabelle lächelte, was das Zeug hielt. Theresa arbeitete eine Weile konzentriert.
    „Sie haben so schöne Haare”, flüsterte sie.
    Annabelle seufzte. „Sie können auch eine Last ein.”
    „Aber sie glänzen so wunderbar. Sie könnten alle die modernen Frisuren machen. Wir haben manchmal Zeitschriften.” Theresa sah sich selbst im Spiegel und verstummte.
    Annabelle stand auf, nahm dem Mädchen die Bürste aus der Hand und schob sie auf den Stuhl: „Ich möchte mal sehen, was wir aus deinen Haaren machen können.”
    Theresa war entsetzt und saß stocksteif da, aber Annabelle tat, als hätte sie es nicht bemerkt. Sie löste das Tuch und zog die Nadeln aus den Haaren. Eine glatte, goldene Flut ergoss sich bis weit unten auf den Rücken. Langsam begann Annabelle die Strähnen zu bürsten, dann flocht sie ein paar Zöpfe und legte sie in einen kunstvollen Knoten. Schließlich steckte sie den Kamm mit der Lilie hinein und bewunderte ihre Arbeit.
    Theresa saß mit weit aufgerissenen Augen da und sah sich an. Annabelle lächelte.
    „Jetzt bist du eine feine Dame”, sagte sie und warf Theresa ein hellgrünes Tuch über die Schultern.
    „Das bin ich nicht!”, rief das Mädchen entsetzt und versuchte aufzustehen.
    „Moment”, versuchte Annabelle sie zu beruhigen und drückte sie nach unten. „Wir müssen dich wieder küchenfertig machen.”
    Als Theresa wieder die schlichte Frisur und ihr Tuch darum hatte, stand sie auf und wrang unschlüssig die Hände.
    „Ich danke dir, Theresa.” Annabelle hatte das Gefühl, das das Mädchen etwas auf dem Herzen hatte.
    „Ich … aber sie dürfen es nicht weitersagen.” Theresa sah sich um, als ob noch jemand im Zimmer wäre. Annabelle tat es automatisch auch, aber die Tür war zu und sie waren definitiv allein.
    „Das tue ich ganz bestimmt nicht.” Annabelle war gespannt.
    Theresa flüsterte: „Es kommt nie Damenbesuch. Aber der alte Herr Bader hat eine Dame bei sich.”
    Annabelle runzelte die Stirn: „Also wohnt doch noch jemand hier?”
    Das Mädchen wehrte ab: „Nein, ich meine, nicht wirklich.”
    „Wie dann?”
    „Sie ist nicht echt”, flüsterte das Mädchen fast unhörbar.
    „Was?”
    Theresa drückte sich an den Frisiertisch und drehte die Bürste in den Händen: „Sie ist wie eine Puppe, eine große, die sich aber bewegt. Mit Kleidern. Wir müssen sie ab und zu waschen. Die Kleider. Es ist ganz unheimlich. Sie hat kein richtiges Gesicht, aber er spricht mit ihr. Manchmal müssen wir für sie den Tisch mit decken, und sie liebt Pralinen – sagt er. Frau Bauer sagt, das ist, weil er nicht über den Tod seiner Frau hinweg ist. Er sitzt mit ihr und sie hören sich die alten Platten an. Sie konnte so schön singen.”
    „Wer konnte schön singen?”, fragte Annabelle, als das Mädchen aufhörte zu sprechen.
    „Seine Frau.”
    „Valentins Mutter?”
    Theresa nickte, dann schlug sie die Hände vor den Mund: „Ich hätte nicht so viel sagen sollen.”
    „Warum denn nicht?”
    „Er kann so böse werden.” Das Mädchen sah aus, als würde es gleich anfangen zu weinen.
    „Wer? Der alte Bader?”
    Theresa riss die Augen auf: „Nein! Der junge Herr.”
    Annabelle erschrak. Aber ja, eigentlich sollte es sie nicht überraschen. Stille Wasser waren eben tief. Sie hatte es schon bemerkt, dass Valentin sich

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