Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
den Dienstboten gegenüber anders benahm, als bei ihr. Als ob er jemand anders wäre. Das gefiel ihr nicht.
„Theresa, ich verspreche dir, dass ich nichts sage. Vielen Dank, dass du es mir erzählt hast. Kannst du mir jetzt einen Zopf flechten und ihn hochstecken?” Die Arbeit lenkte das Mädchen ab. Annabelle überlegte, was sie mit ihrem Wissen anfangen wollte, aber irgendwie war ihr nicht mehr nach Geheimnissen. Sie brauchte nicht noch mehr seltsame Dinge in ihrem Leben. Sie wollte nach Hause und zu Paul und mit ihm kuscheln und übers Heiraten sprechen …
Sie bedankte sich bei Theresa, als diese fertig war, und entließ das Mädchen.
Kapitel 8
Sie hatte nicht gedacht, dass sie noch überrascht werden könnte von den Dingen, die man im Hause Rosenherz fand, aber da hatte Alexandra sich wohl getäuscht. Als sie heute in die Bibliothek gekommen war, stand mitten im Raum ein seltsamer Kasten. Vorsichtig untersuchte sie das Gerät, welches auf den ersten Blick wie ein Grammofon aussah. Aber es war keines. Alexandra hatte schon einmal eines gesehen und wusste, dass es einen Arm mit einer Nadel zum Abspielen der feinen Rillen geben musste. Hier gab es stattdessen einen Griffel, der Linien auf ein Blatt Papier malte. Aber es hatte einen Trichter, eigentlich sogar zwei.
Alexandra nahm den kleinen Trichter vorsichtig in die Hand. Sie liebte Musik. Die Vorstellung jetzt eine schöne Stimme oder vielleicht sogar ein klassisches Stück hören zu können, reizte sie sehr. Vielleicht war es ein neumodisches Gerät und funktionierte anders. Sie drückte vorsichtig einen Knopf. Nichts passierte. Sie schimpfte mit sich selbst und sagte sich, dass sie das Gerät besser in Ruhe ließ. Aber die Neugier siegte und sie drückte noch einen Knopf.
Etwas in dem Gerät begann, sich zu bewegen. Sie hörte ein rhythmisches Geräusch, das einerseits vielversprechend, andererseits auch beängstigend war. Das Beängstigende überwog und Alexandra drückte noch einmal den gleichen Knopf, aber es hörte nicht auf. Kurz entschlossen legte sie einen der kleinen Hebel um. Eine Glashalbkugel an der Seite leuchtete grün auf. Jetzt war sie entsetzt und wurde hektisch. Es musste doch möglich sein, die Kiste auszuschalten! Sie drückte noch einen Knopf. Der Blasebalg des Kastens begann, sich aufzublasen. Sie stand wie versteinert. Immer praller und praller wurde der Sack, er stand kurz vor dem Platzen.
Hektisch drückte Alexandra noch ein paar Knöpfe und legte alle verfügbaren Hebel um. Der Kasten fing an zu sirren und aus dem kleinen Trichter quoll grünes Gas. Entsetzt ließ Alexandra ihn fallen und machte einen Schritt zurück. Das Sirren wurde lauter und immer mehr grünes Gas flutete den Raum. Sie trat noch einen Schritt zurück und stieß dabei gegen eine Vitrine, verlor das Gleichgewicht und knickte mit dem Fuß um. Im Fallen wollte sie sich an der Vitrinentür festhalten, aber der Schrank war nicht an der Wand befestigt und kippte mit ihr nach vorne.
Alexandra wurde erst von seinem Inhalt und dann von dem Schrank selbst begraben. Sie hatte es noch geschafft, einen Arm zu ihrem Schutz vor das Gesicht zu reißen, aber ihr Schienbein wurde übel getroffen und sie würde sicher einige blaue Flecke von den Ausstellungsstücken behalten. Sie blieb einen Moment fassungs- und reglos liegen und biss die Zähne zusammen. Ihr Bein schmerzte übel, und sie glaubte, Blut herunter laufen zu fühlen.
Die Höllenmaschine sirrte weiter, und das grüne Gas bedeckte nun fast den ganzen Boden im Zimmer. Die Tür ging auf und sie hörte Frau Barbaras Stimme: „Was um Gottes Willen ist passiert? Frau Schreiber! Hier ist ja alles voller Æther! Fräulein Alexandra, wie geht es Ihnen.”
„Mein Bein tut sehr weh”, gab Alexandra zu.
Helene Schreiber kam, schickte Frau Barbara aus dem Raum und räumte die Vitrine weg. Dann zog die Krankenschwester Alexandra mit geübtem Griff hoch und brachte sie schnell aus dem Zimmer. Frau Barbara verschloss die Tür. Sie brachten Alexandra ins Bad und verarzteten sie. Es war ein übler Riss und blutete stark, aber der Knochen war nicht betroffen.
Frau Barbara war ganz aufgeregt: „Was ist denn passiert?”
Alexandra erklärte es, so gut es ging.
„Wir sollten Herrn Falkenberg anrufen, es ist seine Maschine”, sagte Frau Barbara resolut. Sie eilte in den Flur zum Telefon.
Alexandra fühlte sich merkwürdig. Ihr war schwindelig und sie fühlte einen Brechreiz. Die Krankenschwester half ihr, sich
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