Affaere im Paradies
warnte er leise, »es sei denn, du bist willens, selbst ein paar Stöße hinzunehmen.«
Ihre Kehle war so trocken, dass es schmerzte. Noch nie hatte sie erlebt, dass seine Augen so eisig blicken konnten. Es war erschreckend. Faszinierend. Seltsam, sie hatte sich eingeredet, er habe kein Temperament, aber nun, da es kurz vor dem Ausbruch stand, war sie nicht einmal überrascht. Nein, es war nicht Überraschung, die ihr einen Schauer über die Haut rieseln ließ.
Sie fürchtet sich, stellte Matthew fest. Aber sie schreckt nicht zurück. Der gesunde Menschenverstand riet ihm, es jetzt gut sein zu lassen, nachdem er seinen Standpunkt klar gemacht hatte. Aber ein Jahr war eine sehr lange Zeit. »Ich glaube, es ist besser, ich werde das jetzt los, ehe wir anfangen.«
Er sah, wie sich ihre Augen weiteten, verblüfft, als er den Kopf tief zu ihr hinunterbeugte. Belustigt zog er die Lippen leicht nach oben, während er sie kurz vor ihrem Mund schweben ließ. »Überrascht, Laurellie?«
Warum bewegte sie sich nicht? Ihr Körper wollte einfach ihrem Willen nicht folgen. Ihre Arme, die ihn eigentlich von sich stoßen wollten, gehorchten ihr nicht. Lieber Himmel, er hatte schöne Augen. Unglaublich schöne Augen. Sein Atem streifte ihre Haut, ihre Lippen, die sich wie von allein geöffnet hatten. Er roch schlicht und einfach nach ihm selber. Und das war wunderbar.
Im Bemühen, ihre Sinne wieder zu beruhigen, richtete Laurel sich an der Wand auf. »Wage es ja nicht …«
Ihre Worte endeten in einem erstickten Laut des Entzückens, als seine Lippen über ihre glitten. Es war kein Kuss. Niemand würde das für einen Kuss halten können … eine flüchtige Berührung ohne Druck. Eigentlich mehr eine Andeutung – oder eine Drohung. Laurel fragte sich, ob jemand die Kabel des Aufzugs durchtrennt haben mochte.
Laurel bewegte sich nicht, nicht einen Muskel. Ihre Augen standen weit offen, ihr Verstand war gelähmt, während Matthew ein wenig näher an sie herantrat, bis sein Körper sie ganz berührte – fest, schlank, stark. Seine Lippen liebkosten noch immer so sanft, so unglaublich leicht ihren Mund, dass es ihr wie eine Einbildung erschien. Sie fühlte seine feuchte Zungenspitze die Linie ihrer Lippen verfolgen, dann sich dazwischen schieben, nur federleicht, um ihre eigene Zungenspitze zu berühren. Sie hielt den Atem an und stieß ihn zitternd aus.
Es war dieses stille, unwillkürliche Geräusch der Hingabe, das fast seine Beherrschung zunichte gemacht hätte. Wenn sie getobt und geschimpft hätte, wäre er leicht damit fertig geworden. Er war ärgerlich genug. Aber er hatte nicht mit diesem erstaunten Nachgeben gerechnet, nicht von Laurel. Sein Zorn wurde von einem verführerischen Machtgefühl überlagert, und dann einem nagenden, süßen Verlangen. Noch als er seine Zähne in ihre weiche Unterlippe grub, fragte er sich, ob er sie je wieder in so einer Situation erwischen würde.
Matthew wollte sie berühren, sie jetzt besitzen. Seit Monaten hatte er das gewollt. Während er ganz zart mit ihren Lippen spielte, dachte er, dass er sie hier auf dem Boden des Aufzuges haben könnte, noch ehe sie beide wieder zu Verstand gekommen wären. Es wäre verrückt, wundervoll verrückt. Aber er hatte sich etwas anderes ausgedacht für Laurel Armands Verführung.
Er berührte sie also nicht, sondern zog sich träge zurück. Nicht ein einziges Mal während dieser umwerfenden zwei Minuten hatte sie ihn aus den Augen gelassen. Laurel beobachtete, wie sich dieser clevere, geschwungene Mund zu einem Lächeln verzog, als Matthew den Knopf für das Erdgeschoss drückte. Ruckartig und rumpelnd setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung.
»Schade, dass wir so wenig Zeit haben«, meinte Matthew leichthin, dann sah er sich achtlos in der Kabine um. »Und zu wenig Platz.«
Stück für Stück hoben sich die Schleier, die ihr die Sinne umnebelt hatten, bis sie wieder klar denken konnte. Ihre Augen waren glühende grüne Schlitze, ihre Elfenbeinhaut vor Zorn gerötet, als sie einen Schwall von Flüchen in einem so fließenden und mühelosen Ton ausstieß, dass er ganz beeindruckt war.
»Lass uns einen Waffenstillstand schließen, Laurel.« Er hielt ihr die offene Hand hin, während sie Luft holte, um fortzufahren. »Wenigstens einen beruflichen, bis wir mit dieser Sache fertig sind. Wir können den privaten Krieg wiederaufnehmen, wenn wir außer Dienst sind.«
Sie verschluckte eine Antwort und stand wütend da, als der Lift sanft anhielt. Es wäre
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