Affaere im Paradies
nicht sehr vertrauenserweckend für Susan Fisher, wenn sie mitbekäme, wie sie sich zankten. »Eine Kampfpause, Matthew«, willigte sie ein, während sie in die Halle traten. »Versuch das noch einmal, und dir werden ein paar Zähne fehlen.«
Prüfend fuhr sich Matthew mit der Zungenspitze darüber. »Das klingt vernünftig.« Er bot ihr die Hand, und obwohl Laurel seiner sachlichen Miene nicht recht traute, nahm sie an. »Es sieht so aus, als würde ich dich am Ende zum Lunch einladen.«
Laurel entzog ihm ihre Hand und rückte ihre Umhängetasche zurecht. »Große Worte, und die Firma zahlt.«
Lächelnd legte er ihr freundlich seinen Arm um die Schultern, als sie auf das Ende der Halle zugingen. »Sei nicht schlecht gelaunt, Laurellie, es ist unsere erste Verabredung.«
Sie schnaubte und warf den Kopf zurück … aber sie schob seinen Arm auch nicht weg.
3. K APITEL
Matthew hatte ein lautes Restaurant im französischen Viertel von New Orleans ausgesucht, weil es grundsätzlich leichter war, Leute zum Reden zu bringen, wenn sie nicht befürchten mussten, jemand könne sie hören. Als sie sich bekannt machten, wurde ihm deutlich, dass Susan Fisher Vertrauen in Laurel setzte, während sie sich mit einem Urteil über ihn zurückhielt. Im Augenblick fand er es richtiger, Laurel das Gespräch zu überlassen.
Er war freundlich und mitfühlend, während er Susans Worte und Gestik auf sich wirken ließ. Sie war eine Frau, fand Matthew, die es im Leben schwer gehabt hatte und jetzt wieder nach oben kommen wollte. Das würde noch eine Weile dauern, aber in einem Punkt ließ sie sich nicht beirren. Sie hatte ihre Schwester gekannt. Susan war nicht gewillt, den Tod ihrer Schwester Anne ruhen zu lassen, bis nicht alle Fakten geklärt waren. Vielleicht bewunderte Matthew sie nur deshalb noch mehr, weil sie ihre Hände nicht ruhig halten konnte.
Er sah Laurel an und lächelte beinahe. Es hatte ihm stets gefallen, Seite an Seite mit ihr zu arbeiten, von Reporter zu Reporter. Und nach diesen zwei Minuten zwischen zwei Etagen im Aufzug nahm er an, würde sie wohl auch nicht vergessen, dass er ein Mann war. Dazu würde er ihr nicht die Gelegenheit geben.
Er schenkte Susan Kaffee nach und signalisierte dabei stumm zu Laurel hinüber, dass er jetzt an der Reihe sei. Ihr leichtes Schulterzucken bewies ihm, dass sie ihren Waffenstillstand noch einhielt. »Ihre Schwester ist vor fast einem Monat gestorben, Susan«, sagte Matthew leise und beobachtete ihr Gesicht. »Warum haben Sie so lange gewartet, bis Sie mit dieser Sache herausrückten?«
Susan sah auf ihren Teller hinunter, wo sie seit zwanzig Minuten in ihrem Essen herumgestochert hatte. Über ihren Kopf hinweg trafen sich Laurels und Matthews Blicke. Er hörte fast die unausgesprochene Frage in ihren Augen: Was, zum Teufel, soll das heißen? Aber sie kannte ihren Job. Er spürte, dass sie bereits Partner waren, ohne die Grundregeln festgelegt zu haben: Ich frage. Du tröstest.
»Susan.« Laurel berührte nun sacht ihren Arm. »Wir möchten Ihnen helfen.«
»Ich weiß.« Sie legte ihre Gabel nieder und sah wieder auf, zuerst zu Matthew hin und dann zu Laurel. »Es fällt schwer, es zuzugeben, aber ich bin nicht gut mit Annes Tod fertig geworden. Die Wahrheit ist, dass ich zusammengebrochen bin. Ich bin nicht mehr an mein Telefon gegangen – und habe meine Wohnung nicht verlassen. Ich habe sogar meine Arbeit verloren.« Sie kniff die Lippen zusammen. Als sie wieder zu sprechen begann, hatten Laurel und Matthew Mühe, sie über das fröhliche Getöse des Restaurants zu verstehen. »Das Schlimmste ist, dass ich noch nicht einmal zur Beerdigung hergekommen bin. Ich nehme an, ich habe mir vorgemacht, sie fände gar nicht statt. Ich war ihr einziges Familienmitglied, und ich war nicht anwesend.«
»Das ist nicht wichtig. Nein, wirklich nicht«, sagte Laurel nachdrücklich, als Susan sprechen wollte. »Sie haben sie geliebt. Am Ende ist es nur die Liebe, die wirklich zählt.« Sie sah auf und bemerkte, dass Matthew sie beständig ansah. Einen Moment lang vergaß Laurel Susan, den Verdacht, die Geräusche und Gerüche des Restaurants. Sie hatte erwartet, Zynismus in seinen Augen zu sehen, vielleicht sogar ein schwaches, belustigtes Lächeln. Stattdessen sah sie Verständnis und eine Frage, auf die sie die Antwort nicht wusste.
Etwas verwirrt hob sie ihre Kaffeetasse und setzte sie sofort wieder ab, als ihr auffiel, dass ihre Hand nicht ganz ruhig war. Dieser eine, lange Blick
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