Affaere im Paradies
habe im Dunklen an Angstzuständen gelitten«, fuhr Laurel fort. »Anne hat vermutlich die Sümpfe, in denen sie umkam, in ihren Briefen erwähnt. Sie hatte nie einen Fuß hineingesetzt und hatte auch nicht die Absicht, es zu tun.«
»Offensichtlich hat sie ihre Meinung geändert.«
»Oder jemand hat die Meinung für sie geändert.«
»Laurel …«
»Don, lass mich der Sache nachgehen.« Laurel betrachtete eingehend den glitzernden Briefbeschwerer, während sie sprach. Die Dinge waren nicht immer so, wie es den Anschein hatte, grübelte sie. Fast nie. »Es könnte nicht schaden. Ich könnte immer noch eine packende Story daraus machen.«
Don sah mit gerunzelter Stirn auf seine Zigarette und fuhr mit einem Finger bis zur Spitze. »Trulane würde das nicht gefallen.«
»Mit Louis komme ich klar«, sagte sie mit größerer Überzeugung, als sie empfand. »Irgendetwas ist hier faul, Don. Es hat nie einen guten Grund dafür gegeben, dass Anne Trulane allein dort hingegangen ist. Sie hatte sich bereits zum Schlafengehen umgekleidet.«
Sie kannte beide Gerüchte – dass Anne sich mit einem Liebhaber treffen wollte, dass Louis sie so lange im Haus festgehalten hatte, bis sie blindlings davongestürzt war und sich verirrt hatte. Don steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen und kaute auf dem Filter herum. Die Trulanes waren immer für eine Story gut. »Hör dich um«, sagte er nach einer Weile. »Die Meldung ist immer noch frisch.« Doch ehe Laurel sich zu sehr freuen konnte, dass sie die erste Runde gewonnen hatte, ließ er die Bombe platzen. »Bates hat darüber berichtet, arbeite mit ihm zusammen.«
»Mit Bates zusammenarbeiten?« wiederholte sie. »Ich brauche ihn nicht. Das ist meine Spur, meine Geschichte.«
»Es war sein Aufmacher«, fuhr Don fort, »und es ist niemandes Geschichte, bis es eine gibt.«
»Verdammt, Don, der Mann ist unerträglich. Ich bin doch keine Anfängerin mehr, die einen Vorgesetzten braucht, und …«
»Und er verfügt über die Kontakte, die Quellen und kennt vor allem den Hintergrund.« Er stand auf, während Laurel vor Zorn kochte. »Wir tragen beim ›Herald‹ keine persönlichen Fehden aus, Laurel. Wir arbeiten Hand in Hand.« Nachdem er ihr einen letzten Blick zugeworfen hatte, steckte er den Kopf zur Tür hinaus. »Bates!«
»Man kann keine persönlichen Fehden mit jemandem austragen, der gar keine Persönlichkeit hat«, murmelte Laurel. »Ich bin diejenige, die die Trulanes kennt. Er wird mir nur im Wege sein.«
»Laurel, zu schmollen war schon immer eine deiner schlechten Angewohnheiten«, bemerkte Don und ging hinter seinen Schreibtisch zurück.
»Ich schmolle nicht!« protestierte sie, als Matthew durch die Tür kam.
Er warf einen Blick auf Laurels wütendes Gesicht, hob eine Augenbraue und lächelte. »Probleme?«
Laurel unterdrückte den Wunsch, ihn anzufauchen, und ließ sich auf den Stuhl fallen. Matthew Bates war das Problem.
»Lächle«, riet ihr Matthew einige Minuten später. »Wenn dies vorbei ist, könntest du etwas dazugelernt haben.«
»Ich habe es nicht nötig, irgendetwas von dir zu lernen.« Laurel ging auf den Fahrstuhl zu.
»Das«, murmelte er und freute sich über die Art, wie sie die Lippen zu einem Schmollmund verzog, »wird sich noch herausstellen müssen.«
»Du wirst keinen Lehrling bei dir haben, Matthew, sondern eine Partnerin.« Sie vergrub ihre Hände tief in den Taschen. »Don bestand darauf, weil du über die Ermittlungen und die gerichtlichen Untersuchungen geschrieben hast. Du könntest es für uns beide leichter machen, wenn du mir deine Notizen zur Verfügung stellen würdest.«
»Das Letzte, was ich täte«, sagte Matthew sanft, »wäre, dir meine Unterlagen zu überlassen.«
»Und das Letzte, was ich brauche, ist, dich ständig auf den Hacken zu haben. Das ist meine Story.«
»Das hat wohl gesessen, nicht wahr?« Gleichgültig drückte er auf den Knopf des Fahrstuhls und drehte sich dann zu ihr um. »Hat dein Papa dir nie gesagt, dass teilen gut ist?«
Wütend stieg sie in den Lift und drückte den Knopf für das Erdgeschoss. »Fahr zur Hölle.«
Laurel hatte nicht gewusst, dass Matthew sich so schnell bewegen konnte. Vielleicht war dies ihre erste Lektion. Ehe sie auch nur ahnen konnte, was er tat, presste Matthew einen Knopf und hielt den Aufzug mitten zwischen den Stockwerken an. Ihr Mund blieb vor Überraschung offen stehen, als er sie gegen die Wand der Kabine drängte. »Sieh dich vor, wie weit du es treibst«,
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