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Affaere im Paradies

Affaere im Paradies

Titel: Affaere im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Treppenstufen widerhallten. Abblätternde Farbe und Schmierereien an den Wänden. Laurel betrachtete Susans Profil, als sie die Tür aufschloss. Ich werde sie hier herausbekommen, versprach sie sich, noch heute Nachmittag. Sie fing Matthews amüsierten, wissenden Blick auf und funkelte ihn an.
    »Bist du wieder auf einen neuen Verdienstorden aus, Laurellie?« murmelte er.
    »Halt den Mund.« Er lachte in sich hinein, und Laurel betrat Susans engen, schattigen Raum. Dort stand ein schmales Bett, ein zerkratzter Ankleidetisch, und es fehlte jeglicher Charme.
    »Das ist komisch, ich weiß genau, dass ich die Jalousien oben gelassen hatte.« Susan ging durch das Zimmer, zog an der Schnur die staubige, weiße Blende hoch, und Sonnenlicht strömte in den Raum. Sie knipste den quietschenden Deckenventilator an, der die heiße Luft in Bewegung brachte. »Ich hole die Briefe.«
    Laurel setzte sich auf die Bettkante und sah zu Matthew hoch. »Aus welchem Teil New Yorks kommst du eigentlich?«
    Er zog eine Augenbraue in die Höhe, wie er es immer tat, wenn er belustigt war – oder ausweichen wollte. »Du würdest ihn nicht kennen.« Er verzog die Lippen und setzte sich neben Laurel auf das Bett. »Bist du je nördlich der Mason-Dixon-Linie gewesen, Laurel?«
    »Ich bin verschiedentlich in New York gewesen«, begann sie, gab aber mit einem Seufzer auf, als sein Lächeln noch breiter wurde. »Zweimal«, korrigierte sie sich.
    »Das Empire State Building, Ellis Island, die UNO, Tee im Plaza und eine Broadway-Show.«
    »Es gefällt dir, blasiert und überheblich zu sein, nicht wahr?«
    Er strich mit einer Fingerspitze an ihrem Kinn entlang. »Aber ja doch.«
    Sie unterdrückte ein Lächeln. »Wusstest du eigentlich, dass du noch unerträglicher wirst, je länger man dich kennt?«
    »Sei bloß vorsichtig«, warnte Matthew. »Ich habe eine Schwäche für Schmeicheleien.«
    Er sah ihr in die lachenden Augen, hob ihre Hand hoch, mit der Fläche nach oben und küsste ihre Handfläche. Zufrieden bemerkte er, dass die Belustigung in ihrem Blick jetzt der Verwirrung wich. Hinter ihnen zog Susan nervös die Schubladen heraus. Beide merkten es nicht.
    »Sie sind verschwunden!« Susan warf eine Hand voll Kleidungsstücke auf den Fußboden und starrte in die leere Schublade. »Sie sind nicht mehr da, kein einziger.«
    »Was?« Etwas benommen drehte Laurel sich zu ihr um. »Was ist nicht mehr da?«
    »Die Briefe. Annes sämtliche Briefe.«
    Sofort sprang Laurel auf die Füße und kramte in Susans durchwühlten Sachen. »Vielleicht haben Sie sie irgendwo anders hingelegt.«
    »Nein – bestimmt nicht«, sagte sie mit einem drohenden Unterton von Hysterie in der Stimme. »Ich habe sie alle in diese Schublade gelegt. Es waren zwölf.«
    »Susan«, sagte Matthew so kühl, dass sie sich aufrichtete. »Sind Sie wirklich ganz sicher, dass Sie sie bei sich gehabt haben?«
    Sie holte mehrere Male tief Luft, während ihr Blick von Laurel zu Matthew glitt. »Ich hatte jeden einzelnen von Annes Briefen bei mir, als ich mich in diesem Hotel anmeldete. Nachdem ich ausgepackt hatte, legte ich sie in diese Schublade. Da waren sie auch noch, als ich mich heute Morgen anzog.«
    Matthew fiel auf, dass ihre Hände zitterten, aber ihre Augen ihn fest ansahen. Er nickte. »Ich werde mich bei der Anmeldung erkundigen.«
    Nachdem er die Tür zugemacht hatte, starrte Susan auf die zerknüllte Bluse in ihren Händen. »Jemand muss hier im Zimmer gewesen sein«, sagte sie unsicher. »Ich weiß es.«
    Laurel sah auf die von Susan hochgezogene Sonnenblende. »Vermissen Sie sonst noch etwas?«
    »Nein.« Mit einem Seufzer ließ Susan die Bluse fallen. »Hier ist nichts, was zu stehlen sich lohnen würde. Ich nehme an, das hat man auch gemerkt. Es ergibt keinen Sinn, dass man Annes Briefe gestohlen hat. Ich kann mir das überhaupt nicht erklären.«
    »Matthew und ich werden dem nachgehen«, erklärte Laurel, ärgerte sich aber sogleich, dass sie sich so leichtfertig mit Matthew in Verbindung brachte. »In der Zwischenzeit …« Sie bückte sich und fing an, Susans Sachen zusammenzusuchen. »Können Sie tippen?«
    Susan starrte sie geistesabwesend an. »Nun, ja. Ich arbeite … Ich habe als Sprechstundenhilfe für einen Arzt gearbeitet.«
    »Gut. Wo ist Ihr Koffer?« fragte sie, während sie Susans Sachen auf dem Bett zusammenlegte.
    »Im Schrank, aber …«
    »Ich habe eine Möglichkeit für Sie zum Übernachten, und eine Arbeit – etwas in dieser Richtung. Oh, ist die

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