Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Affaere im Paradies

Affaere im Paradies

Titel: Affaere im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
hatte sie wirksamer aus der Fassung gebracht als dieser eigentümliche Kuss im Aufzug, der kein Kuss gewesen war. Sie hörte Susans Stimme wie aus der Ferne und zwang sich, ihr wieder zuzuhören.
    »Es ist mir alles erst in der letzten Woche zu Bewusstsein gekommen. Ich nehme an, ich hatte den ersten Schock überwunden und fing an, über ihre Briefe nachzudenken. Es passte nicht zusammen.« Dieses Mal sah sie Matthew um Verständnis heischend an. »Wann immer sie diese Sümpfe erwähnte, dann nur mit Abscheu. Wenn Sie wüssten, wie sehr sie die Dunkelheit hasste, dann wäre Ihnen klar, dass sie niemals allein in der Nacht dorthin gegangen sein könnte. Niemals. Jemand hat sie dahin gebracht, Mr. Bates. Jemand hat sie gezwungen.«
    »Weshalb?« Er lehnte sich vor und fragte klar, aber nicht unfreundlich: »Warum sollte jemand Ihre Schwester umbringen wollen?«
    »Ich weiß es nicht.« Ihre Fingerknöchel waren weiß, so sehr klammerte sie sich an die Tischkante.
    »Ich habe über die gerichtliche Untersuchung geschrieben.« Matthew nahm sich eine Zigarette und zündete sie mit den Streichhölzern des Restaurants an. »Ihre Schwester war weniger als ein Jahr hier und kannte so gut wie niemanden, da sie und ihr Mann selten ausgingen. Der Ansicht der Dienerschaft nach war sie ihm sehr ergeben, selten wurde ein böses Wort zwischen ihnen gewechselt. Die Grundmotive für einen Mord – Eifersucht, Habgier – kommen also nicht in Frage. Was könnte es sonst sein?«
    »Das spielt keine Rolle.« Susan wandte sich wieder an Laurel. »Nichts davon spielt eine Rolle.«
    »Wir wollen einen Schritt nach dem anderen machen«, schlug Laurel vor. »Haben Sie immer noch die Briefe Ihrer Schwester?«
    »Ja.« Susan holte zitternd Luft. »In meinem Hotel.«
    Matthew drückte seine Zigarette aus. »Dann wollen wir hingehen und sie uns ansehen.«
    Als Susan außer Hörweite war, kam Laurel ganz nah an Matthew heran. »Sie mag den Schock überwunden haben«, flüsterte sie, »aber sie ist noch nicht sehr stabil. Matthew, ich habe ein Gefühl dafür.«
    »Du hast zu viele Gefühle, Laurel.«
    Stirnrunzelnd sah sie ihn an, während sie sich zwischen den Tischen hindurchschlängelten. »Und was soll das heißen?«
    »Wir müssen uns mit den Fakten auseinander setzen. Wenn du Pfadfinderin spielen willst, dann vernebelst du nur die Sache.«
    »Ich hätte es besser wissen müssen«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor. »Vor fünf Minuten dort am Tisch glaubte ich einen Funken Einfühlsamkeit bei dir entdeckt zu haben.«
    Er lächelte. »Ich bin mit Einfühlsamkeit geladen. Wir können darüber später bei einem Drink sprechen.«
    »Von wegen!« Laurel ging hinter Susan durch die Tür und ignorierte Matthew absichtlich auf der Taxifahrt zum Hotel.
    Es war schäbig – die Straßen waren eng, der Zement bröckelte, die Farbe am Treppengeländer löste sich. Feuchtigkeit sammelte sich auf den rostenden Balkonen und tropfte herunter. Der Anstrich der Gebäude hatte Sprünge und war durch die beständige Feuchtigkeit mit dichten Ruß und Schimmelschichten überzogen. Alle Farben schienen zu einer einzigen verblasst zu sein – einem schmutzigen Grau.
    Die schmalen Gassen waren düster und dumpf. Laurel wusste, bei Nacht wäre diese Straße unheilvoll – die Sorte Straße, die man besser nicht betrat oder durch die man hindurchraste und sich ständig nach hinten umsah. Aus einem offenen Fenster auf der anderen Straßenseite übertönte ein lauter Streit die Töne einer kratzigen Jazzplatte. Eine abgemagerte Katze lag auf der Türschwelle und gab, als Susan die Tür öffnete, ein leises, unfreundliches Geräusch von sich.
    Laurel ging vorsichtig um das Tier herum, und Susan lächelte sie entschuldigend an. »Dieser Ort hier hat seine eigene Atmosphäre.«
    Matthew lächelte, als sein Blick über die düstere Eingangshalle glitt. »Sie hätten das Apartment sehen sollen, in dem ich in New York aufgewachsen bin.«
    Susans gequältes Lächeln schwand, als sie sich zur Treppe wandte. »Nun, es war das erstbeste, und es war billig.«
    Laurel ging hinter den beiden her und furchte die Stirn. Sie hatte einen weiteren Einblick in seine Einfühlsamkeit bekommen. Eigenartig. Und obwohl sie es nicht zugab, hatte seine sorglose Bemerkung über seine Jugend doch ihr Interesse geweckt. Wer war er gewesen? Wie hatte er gelebt? Sie hatte immer sorgsam darauf geachtet, nicht zu spekulieren.
    Das Hotel war so ruhig, so leer, dass ihre Schritte auf den nackten

Weitere Kostenlose Bücher