Affaere im Paradies
nachdem sie ›Heritage Oak‹ verlassen hatte. Das Geld«, sagte er langsam, »wurde nie abgebucht.«
Laurel starrte ihn an, während ihr alle möglichen Gedanken durch den Kopf wirbelten. »Vielleicht war sie zu ängstlich, das Geld abzuheben, weil sie dachte, Louis könnte so ihre Spur finden.«
»Mit fünfzigtausend Dollar kann man sich eine Menge Mut kaufen.«
»Aber ich sehe nicht, was das Herumstöbern in Elises Angelegenheit mit Anne zu tun haben soll.«
Er sah sie sehr ruhig, sehr direkt an. »Oh doch, das tust du.« Wieder sah sie sehr bleich und so erschöpft aus, wie sie es an jenem Morgen getan hatte. Matthew unterdrückte einen Fluch und stand auf. »Das ist etwas, worüber wir nachdenken sollten«, sagte er knapp. »Im Augenblick konzentrieren wir uns jedoch besser auf das, was wir heute Abend erledigen müssen. Lass uns nach Hause fahren. Wir können uns noch ein paar Stunden ausruhen, ehe wir uns fertig machen müssen.«
»Gut.«
Während der Fahrt plauderte Matthew über andere Dinge und vermied es bewusst, das Trulanes-Thema wieder anzuschneiden.
»Ein kurzes Nickerchen«, sagte Laurel, während sie ausstiegen und über den Hof gingen, »klingt sehr verlockend. Das waren zwei lange Tage.«
»Und es wird eine lange Nacht werden«, sagte Matthew beiläufig.
Sie lächelte ihn zum ersten Male an, seit sie den ›Herald‹ verlassen hatten. »Wann genau gehen wir auf Safari?«
»Ich glaube, Mitternacht ist die übliche Stunde.« Er strich ihr über das Haar und ging die Stufen hoch.
»Knoblauch hilft nicht gegen Geister, oder doch?« fragte Laurel nachdenklich. »Keine silbernen Gewehrkugeln oder angespitzte Holzpflöcke. Was hilft dann?«
»Gesunder Menschenverstand.«
Sie pustete die Luft aus. »Wie unromantisch.«
Auf dem Treppenpodest lächelte er sie an. »Wollen wir wetten?«
Lachend beugte sie sich nach einem Päckchen, das vor ihrer Tür lag. »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich etwas bestellt habe.«
»Zweifellos von Jerry – eine Schachtel voller Bleistifte.«
Sie versuchte, ihn zornig anzusehen, aber es gelang ihr nicht. »Bis Mitternacht, Matthew.« Nach kurzer Suche fand sie ihre Schlüssel und schloss die Tür auf. Mit einem letzten Blick unter hochgezogenen Brauen hervor machte sie ihm die Tür vor der Nase zu.
Sein Lächeln schwand, während er sich zu seinem eigenen Apartment begab. Diese Frau machte ihn verrückt. Sie musste blind sein, dass sie es nicht selbst merkte, dachte er, während er den Schlüssel in das Schloss schob. Vielleicht war er zu vorsichtig gewesen. Auf dem Weg in das Bad zog sich Matthew sein Hemd über den Kopf und warf es beiseite. Er steckte die Hände in die Taschen und wollte gerade das Bad betreten, als er sie schreien hörte.
Später konnte er sich nicht mehr erinnern, wie er aus seinem Apartment gestürzt und zu ihrer Wohnung gerannt war. Er wusste nur, dass sie wieder und wieder geschrien hatte, aber er wusste nicht mehr, dass er heftig an ihre Tür getrommelt und sie schließlich verzweifelt eingetreten hatte. Aber er würde sich immer daran erinnern, wie sie ausgesehen hatte, bewegungslos auf der Stelle stehend, mit ihren Händen den Hals umklammernd, ihr Gesicht bleich wie Pergament und Schrecken in den Augen.
»Laurel!« Er griff nach ihr, riss sie herum in seine Arme, wo sie stocksteif stehen blieb. »Was ist passiert? Was ist los?«
Er spürte ihren Herzschlag. Ihre Haut war ganz eisig, feucht von einem Schweißfilm, aber sie zitterte nicht. Noch nicht. »Die Schachtel«, wisperte sie. »In der Schachtel.«
Er hielt sie mit einer Hand fest, drehte sich um und sah in die auf dem Tisch stehende Schachtel. Dann fluchte er durch die Zähne. »Es ist schon gut, Laurel. Sie ist tot, sie kann dich nicht mehr beißen.« Sein Körper zitterte vor Wut, als er einen Teil der Mokassinschlange aus der Schachtel hob. »Sie kann dich jetzt nicht mehr beißen«, wiederholte er und drehte sich wieder zu Laurel um. Gebannt starrte sie auf das, was er in der Hand hielt. Schweiß perlte auf ihrer Stirn. Durch ihre halb geöffneten Lippen ging ihr Atem rau und stoßweise.
»Matthew … bitte.«
Wortlos legte er den Deckel auf die Schachtel und trug sie aus der Wohnung. Er kam – zwanzig, dreißig Sekunden später – zurück und fand Laurel mit gesenktem Kopf, mit den Händen auf den Tisch gestützt und weinend vor. Immer noch wortlos nahm er sie auf den Arm und trug sie zum Sofa, wo er sie wie ein Kind wiegte. Dann fing das Zittern
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