Affaere im Paradies
nicht antwortete. »Die Frau Ihres Chefs zu lieben, selten in der Lage zu sein, sie zu sehen oder ihr zu sagen, wie Sie sich fühlten.«
»Anne wusste, wie ich empfand«, sagte Brewster scharf. »Welche Rolle spielt das heute noch? Sie ist tot. Dieses Haus hat sie umgebracht. Er hat sie getötet«, setzte Brewster hitzig hinzu. »Schreiben Sie das in Ihrer Zeitung.«
»Sie glauben also, Louis Trulane habe seine Frau getötet?«
»Er hätte ihr ebenso gut eine Pistole an die Schläfe halten können. Sie kam von ihm los«, murmelte er und starrte auf seine Hände. »Sie kam endlich von ihm los, aber sie kam nicht zu mir.« Seine Hände ballten sich wieder zu Fäusten. »Und jetzt lassen Sie mich bitte allein.«
Laurel entspannte sich nicht eher, als bis sie und Matthew wieder in den Sonnenschein hinaustraten. »Das war ein trauriger, verbitterter Mensch«, flüsterte sie.
Sie schüttelte sich und lehnte sich an die Seite des Wagens. »Ich kann es verstehen, warum er Anne nervös gemacht hat.«
Matthew hielt die Hände um ein Streichholz, während er sich eine Zigarette ansteckte. »Lass mich deine Meinung als Frau dazu wissen.«
»Leidenschaft, Männlichkeit, die primitiv genug ist, um zu faszinieren.« Sie schaute zu den Fenstern hoch und schüttelte den Kopf. »Für manche Frauen ist das unwiderstehlich genug, weil es einfach Furcht erregend ist. Eine Frau wie Anne Trulane hätte ihn als drohende Gefahr empfunden und sich von ihm ferngehalten.« Mit einem kurzen Auflachen fuhr sie sich mit einer Hand durch das Haar. »Ich bin kein Psychiater, Matthew, aber ich glaube, dass eine bestimmte Sorte Frau sich zu einem Mann wie Brewster hingezogen fühlen würde. Ich denke nicht, dass Anne Trulane dazu gehört.«
Mit einem langen Seufzer drehte sie sich zu ihm um. »Ich werde dir jetzt meine Hypothese mitteilen.«
»Und die wäre?«
»Brewster liebt Anne – oder glaubt, sie zu lieben, bei einem Mann wie ihm würde das keinen Unterschied machen. Er sagt es ihr und fordert sie auf, seinetwegen Louis zu verlassen. Wie hätte sie sich gefühlt? Verängstigt und abgestoßen. Und vielleicht ein wenig geschmeichelt.«
Er hob neugierig eine Augenbraue. »Geschmeichelt?«
»Sie war eine Frau«, sagte Laurel entschieden. »Jung und unverbildet.« Sie sah auf die Fenster zurück und dachte an Brewster. »Ja, ich glaube, sie könnte alle diese drei Empfindungen gehabt haben. Empfindungen, die sie verwirrten, und Brewster bedrängte sie. Er ist sehr heftig und dramatisch. Anne liebt ihren Mann, aber das ist eine Situation, mit der sie nicht umzugehen weiß. Sie kann nicht einmal ihrer Schwester darüber schreiben.«
Matthew nickte und wandte den Blick auch weiterhin nicht von ihr ab. »Fahr fort.«
»Nehmen wir an, Brewster setzt sich mit ihr in Verbindung und verlangt, sie zu sehen. Vielleicht droht er ihr sogar, Louis alles zu erzählen. Das hätte sie vermeiden müssen, denn Louis’ Zustimmung und Vertrauen sind ihr wichtig. Anne musste von seiner ersten Frau gewusst haben. Deshalb …«
Laurels Augen wurden schmal, während sie versuchte, sich das Ganze vorzustellen. »Sie ist damit einverstanden, ihn zu sehen, trifft ihn außerhalb des Hauses und sehr spät, während Louis noch arbeitet. Sie haben einen Streit, weil sie Louis nicht verlassen will. Nathan ist ein kräftiger Mann.« Sie erinnerte sich an seine starken Finger, die mit dem Kugelschreiber gespielt hatten. »Er hat sich eingeredet, dass sie ihn will, sich nur fürchtet, Louis zu verlassen. Er zerrt sie vom Haus fort, weg aus dem Licht. Jetzt ist sie zu Tode erschrocken, über ihn, über die Dunkelheit. Sie reißt sich los und stürzt davon, noch ehe sie es recht begreift. Sie verirrt sich. Brewster hat sie entweder nicht gefunden oder es gar nicht erst versucht. Und dann …«
»Interessant«, murmelte Matthew und schnippte seine Zigarette fort. »Und, wie mir scheint, so plausibel wie alle anderen Theorien. Ich wünschte, wir besäßen diese verdammten Briefe«, sagte er plötzlich. »Es muss etwas Enthüllendes darin gestanden haben oder man hätte sie nicht entwendet.«
»Was immer es war, wir werden es jetzt nicht mehr erfahren.«
Matthew nickte und starrte an ihr vorbei. »Ich möchte in diese Sümpfe, um mich umzusehen.«
Laurel spürte einen Schauer und unterdrückte ihn. »Heute Abend?«
»Hmm.«
Sie hätte sich denken können, dass es dazu kommen würde. Resigniert pustete sie sich die Haare aus den Augen. »Wir sollten uns ein Mittel
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