Affaere im Paradies
ältesten, vornehmsten Häuser der Stadt, und fuhren zu der Etage, auf der Brewster sein Büro hatte. Ohne Matthew anzusehen, ging Laurel über den dicken, flauschigen Teppich zu der Empfangsdame. »Ich bin Laurel Armand, das ist Matthew Bates, wir sind beide vom ›Herald‹«, sagte sie knapp. »Wir hätten gern Nathan Brewster gesprochen.«
Die Empfangsdame verschwand hinter einer Tür und kam gleich darauf wieder zurück. »Mr. Brewster lässt Sie bitten.« Sie ging ihnen voran und hielt ihnen die Tür auf.
Laurels erster Eindruck von Nathan Brewster war der von Sex. Er strömte ihn auf eine reife, körperliche Art aus. Er war dunkel, und obgleich er nicht sehr groß war, war er von einer aufdringlichen Männlichkeit, die keiner Frau entgehen konnte. Sein gutes Aussehen spielte dabei weniger eine Rolle, obwohl er es besaß. Es war seine primitive Männlichkeit, die jemanden entweder anzog oder abstieß.
»Ms. Armand, Mr. Bates.« Er wies auf zwei kleine Ledersessel, ehe er sich hinter seinen Schreibtisch setzte. »Was kann ich für Sie tun?«
»Mr Brewster, wir möchten mit Ihnen über Anne Trulane sprechen«, fing Laurel an. »Sie haben sie in ›Heritage Oak‹ getroffen. Wenigen Leuten ist das gelungen.«
»Ich war geschäftlich dort.«
»Könnten Sie uns Ihren Eindruck von ihr schildern?«
»Sie war jung, schüchtern. Ich hatte mit Mr. Trulane zu tun. Ich habe mit ihr kaum gesprochen.«
»Eigenartig.« Matthew beobachtete Brewster, der nervös mit einem Kugelschreiber spielte. »Ihr Name war einer der wenigen, den Anne in ihren Briefen erwähnte.« Der Schreiber fiel klappernd auf den Tisch.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Anne hat ihrer Schwester über Sie geschrieben.« Matthew ließ Brewster nicht aus den Augen. »Ihre Schwester glaubt nicht daran, dass Annes Tod ein Unfall war.«
Brewster schluckte heftig. »Sie starb doch an einem Schlangenbiss.«
»In den Sümpfen«, warf Laurel ein und war von der Mischung aus Enttäuschung und Leidenschaft fasziniert, die Brewster ausstrahlte. »Wussten Sie, dass sie sich vor den Sümpfen fürchtete, Mr. Brewster?«
Er warf Laurel einen schnellen, erzürnten Blick zu. Matthew verfolgte angespannt den Wortwechsel. »Woher sollte ich das?« wollte Brewster wissen. »Wie sollte ich das wissen?«
»Welche Erklärung hätten Sie dafür, dass sie sich in eine Gegend begab, die sie erschreckte?«
»Vielleicht ertrug sie es nicht länger, eingeschlossen zu sein!« entfuhr es ihm. »Vielleicht musste sie einfach hinaus, ganz gleich, wohin oder wie.«
»Eingeschlossen?« wiederholte Laurel, und ihr Magen zog sich zusammen. »Wollen Sie damit sagen, Louis habe sie als Gefangene gehalten?«
»Wie könnte man es sonst bezeichnen?« fuhr er sie an. Seine Hände krampften sich zusammen. »Tag für Tag, Monat auf Monat, niemals sah sie jemand anderen als die Hausangestellten und einen Mann, der jede ihrer Bewegungen überwachte. Sie tat nie etwas, ohne ihn vorher zu fragen. Ohne ihn ging sie nicht einen Fußbreit außerhalb des Tores.«
»War sie unglücklich?« fragte Laurel. »Hat sie Ihnen gesagt, sie sei unglücklich?«
»Sie hätte es sein müssen«, erwiderte Nathan. »Trulane hat sie mehr als Tochter denn als Frau behandelt. Sie brauchte jemanden, der sie als Frau behandelte.«
»Sie?« fragte Matthew leise. Laurel schluckte.
Brewster atmete schwer. Sein Temperament schien mit ihm durchgehen zu wollen. Er würde sich anstrengen müssen, um es unter Kontrolle zu behalten.
»Ich wollte sie«, sagte Brewster rau. »Vom ersten Augenblick an, nachdem ich sie draußen auf dem Rasen gesehen hatte, im Sonnenschein. Sie gehörte in den Sonnenschein. Ich wollte sie, liebte sie, auf eine Weise, die Trulane in keinem Fall hätte verstehen können.«
»War sie in Sie verliebt?«
Matthews ruhige Frage ließ Brewster das Blut in die Wangen schießen. »Sie hätte ihn verlassen. Sie wäre nie für immer in diesem – Monument geblieben.«
»Und zu Ihnen gekommen?« murmelte Laurel.
»Früher oder später.« Der Blick, mit dem er Laurel ansah, war durchdringend, drückte Leidenschaft aus und Gefühl. »Ich sagte ihr, sie müsse dort nicht eingeschlossen bleiben, ich würde ihr helfen, fortzukommen. Ich sagte ihr, sie wäre besser dran, tot zu sein als …«
»Besser tot als weiter mit Louis zu leben«, beendete Laurel für ihn den Satz, während sein keuchender Atem den Raum erfüllte.
»Es muss frustrierend gewesen sein«, fuhr Matthew fort, da Brewster
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