Affaere im Paradies
Füße versanken im Teppich. »Dein Apartment gefällt mir. Du hast es wohl gern gemütlich.« Sie machte eine ausholende Geste. »Aber jetzt werde ich gehen. Vielen Dank für die Pizza, Matthew. Wir sehen uns morgen früh.«
Er stand auf und hielt sie am Arm fest. »Laurel, du weißt, dass du so lange nicht in deiner Wohnung bleiben kannst, bis die Tür repariert ist.«
Sie sah ihm ruhig in die Augen. »Nicht jeder von uns braucht Riegel und Schlösser, Matthew.«
»Verdammt, du bleibst heute Nacht nicht in deiner Wohnung.«
»Wage ja nicht, mir vorzuschreiben, was ich zu tun habe.«
»Aber ich schreibe es dir vor«, erwiderte er. »Und wenigstens einmal wirst du machen, wozu man dich auffordert.«
Sie warf ihm einen kühlen, distanzierten Blick zu. »Nimm die Hände runter.«
Er wurde ärgerlich, trotzdem erkannte er hinter ihrer Verstimmung, dass sie gekränkt war. Seufzend lehnte er seine Stirn gegen ihre. »Es tut mir Leid, Laurel, aber bleib hier. Bleib hier bei mir.«
Mit einem zufriedenen, verzeihenden Seufzer gab sie nach und legte den Kopf auf seine Schulter. »Kann ich als Erste duschen?«
Er liebkoste ihren Hals und lachte leise. »Sicher. Aber wir werden es zu zweit machen müssen. Du hast von der Wasserknappheit gehört.«
»Nein, kein einziges Wort.«
»Wirklich nicht?« Er zog sie in sein Badezimmer. »Sie ist in einem kritischen Stadium. Ich werde dir alles darüber erzählen.«
Sie lachte, während er ihr langsam das Hemd über den Kopf zog.
Der Himmel sah düster aus. Dicke, bleierne Wolken brachten Schwüle und Dämpfigkeit, und Regen wäre die reinste Erleichterung gewesen. Kein Blättchen regte sich oder drehte die blasse Unterseite erwartungsvoll der Kühle entgegen, alles war matt und erschlafft.
Laurel lehnte sich zurück und ließ sich von der stickigen, durch das Wagenfenster dringenden Luft so gut es ging erfrischen.
Am Straßenrand standen Bäume, deren Schatten nur mäßige Erleichterung vor der drückenden Hitze boten. Mit einem Blick darauf wünschte sie sich, sie säße lieber unter einem dieser Bäume im weichen, feuchten Ufergras eines kühlen Flusses.
Sie machte die Fahrt nach ›Heritage Oak‹ nun zum dritten Male in zwei Tagen. Jedes Mal war es ein bisschen schwieriger, den Antworten zu begegnen, mit denen sie dort konfrontiert werden würde.
Matthew saß schweigend neben ihr im Auto. Sie wusste, warum er nicht sprach. Er wollte ihr Zeit lassen, sich zu fassen, sich über ihre Gefühle im Klaren zu sein, ehe sie in ›Heritage Oak‹ ankamen.
Sie drehte sich zu ihm hin und betrachtete sein Profil. Klar gezeichnet, recht ansprechend mit seinem freundlichen Lächeln und den amüsiert blickenden Augen. Und doch war das nicht alles. Aus seinen Artikeln kannte sie ihn bereits als scharfsinnig, ironisch und einsichtig. Außerdem hatte sie festgestellt, dass er sich nur dann zurückgezogen benahm, wenn er es wollte. Das war nicht seine wahre Natur. Er war ungeduldig und ruhelos und lebte nach seinen eigenen Regeln. Laurel fand zu ihrem Erstaunen, dass ihr neben der Liebe, die sie für ihn empfand, sogar sein Lebensstil zusagte.
Wir sind Partner, dachte sie, und ihr Lächeln vertiefte sich. Du solltest dich lieber daran gewöhnen, Matthew, weil das für eine lange, lange Zeit unsere gemeinsame Basis sein wird.
Sie parkten vor dem Haupteingang. »Matthew, Marion wird uns nur deshalb empfangen, weil ihre gute Erziehung es ihr vorschreibt, aber …« Zögernd hielt sie inne, während sie die Stufen zur Veranda hochgingen. »Ich bezweifle, dass Louis mit uns sprechen wird.«
»Dann müssen wir ihn auf andere Weise dazu bringen«, sagte Matthew gelassen und ließ den Klopfer heftig gegen die Tür fallen.
»Ich möchte ihn im Augenblick nicht zu sehr bedrängen. Falls …«
Es lag an der Art, wie er sich abrupt zu ihr umdrehte und seine Augen sie anfunkelten, dass sie mitten im Satz abbrach. »Wann …?« wollte er wissen.
Sie öffnete den Mund, aber die Verärgerung und Ungeduld, die aus seinem Gesicht sprachen, brachten sie dazu, die ersten unbedachten Worte zu verschlucken. »Schon gut«, murmelte sie und drehte sich wieder zur Tür. »Schon gut.«
Schuldgefühl. Matthew spürte den Stich und wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte. »Laurel …«
Die Tür wurde geöffnet und hinderte ihn am Weitersprechen. Binney sah die beiden an und ein überraschter Ausdruck – vermischt mit einem anderen Ausdruck – trat in ihre Augen. »Miss Laurel, wir hatten
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