Affaere im Paradies
ärgerte sich über sich selbst. Sie öffnete den Mund, um nach Matthew zu rufen, als sich plötzlich ein Arm um ihre Kehle legte.
Erst kam der Schock, und dann erst reagierte ihr Körper auf den abrupten Mangel an Luft. Mit einer sich instinktiv verteidigenden Geste stieß Laurel ihren Ellenbogen nach rückwärts, hinein ins Leere, ehe sie zur Seite geschleudert wurde. Die Taschenlampe flog ihr aus der Hand, während sie in das Schilf stürzte. Sie schlug heftig mit dem Kopf am Fuße einer Zypresse auf …
Am Flussrand bemerkte Matthew den Bogen von Licht, dann Dunkelheit, wo er Laurel zurückgelassen hatte. Er stürmte das Ufer hoch, verwünschte das glitschige Gras und rief laut ihren Namen. Als er sie ausgestreckt liegen sah, blieb sein Herz stehen – mit Anne Trulanes Bild lebendig vor seinen Augen. Er griff nach ihr, nicht rücksichtsvoll, und riss sie an sich. Als sie stöhnte, atmete er auf.
»Was zum Teufel machst du da?« rief er, und der Zorn, den die Angst ihm eingab, blitzte aus seinen Augen.
»Jemand hat mich gestoßen – kam von hinten. Ich hörte ein Geräusch in den Büschen und dann legte jemand seinen Arm um meinen Hals. Und plötzlich wurde ich gegen diesen Baum geschleudert.«
Matthew strich ihr über das Haar und hob ihr Gesicht leicht an. »Bist du verletzt?«
Laurel sah die Angst, die Besorgnis, die Frustration in seinen Augen. »Nicht wirklich.« Sie lächelte – ihr Kopf dröhnte, aber das war alles. »Nur ein Stoß. Es hat mich nicht umgebracht. Ich sah nur Sterne – ähnlich denen, die ich sah, als du mich das erste Mal geküsst hast.« Sie beugte sich vor und küsste ihn. »Lass sehen, ob ich aufstehen kann.«
Matthew stützte sie mit beiden Händen. Sie wartete einen Augenblick, aber ihr war nicht schwindlig. Nur der Kopf schmerzte ihr.
»Es geht schon, wirklich«, sagte sie, als er sie weiterhin besorgt anstarrte.
»Bist du sicher, dass du gehen kannst?«
»Wenn du damit meinst, um hier herauszukommen, bestimmt.«
Sie machten sich auf den Weg zurück, den sie gekommen waren. »Nun, wenigstens haben wir doch noch etwas gefunden«, murmelte sie.
»Ja. Jemand, der weiß, worauf wir aus sind, hat ganz eindeutig etwas dagegen. Liebeskranke Geister stoßen niemanden gegen einen Baum, nicht wahr, Laurel?«
»Nein.« Und sie dachte wie er, dass das Haus nahebei war. Die Bewohner kannten die Sümpfe.
Schweigend gingen sie zurück, jeder noch vorsichtiger als zuvor. Matthew sorgte dafür, dass Laurel dicht an seiner Seite ging, er hielt sie an der Hand, bis sie die Lichtung erreicht hatten. Das Haus im Hintergrund lag in völliger Finsternis.
Laurel sprach nicht eher, als bis ›Heritage Oak‹ Meilen hinter ihnen lag.
»Wir müssen uns noch einmal mit Louis und Marion unterhalten.«
»Ich weiß.« Matthew drückte den Zigarettenanzünder ein. Wenn er rauchte, würde er vielleicht den Geruch der Sümpfe aus der Nase bekommen. »Morgen.«
Laurel lehnte sich zurück und schloss die Augen. Morgen war noch früh genug, um darüber nachzudenken. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin hungrig.«
Er drehte sich nach ihr um. Sie war noch immer reichlich blass – aber das konnte auch am Mondlicht liegen. Sie sprach ruhig und atmete gleichmäßig. Ihm war keine Furcht an ihr aufgefallen, nicht einmal, als sie halb benommen und verrenkt am Boden gelegen hatte. Nur Ärger darüber, dass man sie unvorbereitet getroffen hatte. Aber keine Furcht.
Mit dem zurückgelegten Kopf und den über ihr Gesicht tanzenden Schatten erinnerte sie ihn stark an Olivia. Einmalig, unbezähmbar, faszinierend. Lächelnd griff Matthew nach ihrer Hand und führte sie an seine Lippen.
»Wir holen uns eine Pizza und nehmen sie mit nach Hause.«
Obwohl sie keine Ahnung hatte, was seine Stimmung so verbesserte, ging Laurel darauf ein. »Aber dann wenigstens eine, auf der alles drauf ist«, verlangte sie.
Es war schon nach zwei Uhr, als sich Laurel gesättigt an Matthews Rauchglastisch zurücklehnte. Sie konnte nicht sagen, dass sein Apartment so aussah, wie sie es sich vorgestellt hatte, weil sie nicht einmal wusste, was sie erwartet hatte. Es wirkte sehr gemütlich – dicke, plüschige Kissen, ein weicher Teppich, sanfte, geschmackvoll aufeinander abgestimmte Farben mit einem Hang zur Gemütlichkeit.
An den Wänden hingen weder gerahmte Zeitungsausschnitte noch Picasso-Drucke, sondern zwei Bilder New Yorks eines ihr unbekannten Malers.
Laurel stand auf und schlenderte durch das Zimmer. Ihre
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