Affaere im Paradies
nicht damit gerechnet, Sie so bald schon wiederzusehen.«
»Hallo, Binney, hoffentlich kommen wir nicht ungelegen, aber wir würden uns gern mit Louis und Marion unterhalten.«
Ihr Blick schoss zu Matthew hinüber und richtete sich dann wieder auf Laurel. »Mr. Louis ist nicht in der besten Stimmung. Es ist ein unpassender Augenblick.«
»Was hat er denn?« fragte Laurel. »Ist er krank?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf und zögerte, als hätte sie zu schnell verneint. »Er ist …« Binney unterbrach sich, als suche sie die richtige Formulierung. »Er fühlt sich nicht wohl«, sagte sie und verschränkte ihre langen, knochigen Hände.
»Das tut mir Leid.« Laurel lächelte sie freundlich an und hasste sich deswegen. »Wir werden ihn nicht lange aufhalten. Es ist dringend, Binney.« Unaufgefordert trat sie in die Halle.
»Wie Sie wollen.« Laurel entging der schnelle, anklagende Blick nicht, den die Haushälterin ihr zuwarf, ehe sie die Tür schloss. »Dann kommen Sie bitte in den Salon, und ich werde Miss Marion ausrichten, dass Sie hier sind.«
»Vielen Dank, Binney.« Am Eingang zum Salon ergriff Laurel Binneys Hand. »Fühlt sich Louis des Öfteren … nicht wohl?«
»Hin und wieder.«
Laurel legte ihre zweite Hand über die dünnen, knochigen Finger, als wollte sie damit Binney um Verständnis bitten. »Hatte er diese schlechten Stimmungen schon, als Anne … während er mit Anne verheiratet war?«
Binney presste die Lippen zusammen, bis sie nur noch ein schmaler Strich waren. Mit der Art einer Frau, die das Haus und seine darin lebenden Bewohner sehr gut kannte, sah Binney so schnell durch die Halle und die Treppen hinauf, dass es kaum zu bemerken war. Als sie wieder sprach, kamen die Worte hastig und leise.
»Sie kannten ihn, Miss Laurel, aber es gab so viele Veränderungen und so viel Leid. Nichts ist mehr so, wie es war, als Sie zu den Teegesellschaften und Ausritten herkamen.«
»Das verstehe ich, Binney. Ich möchte ihm helfen.«
Wieder glitt Binneys Blick durch die Halle. »Früher«, fing sie nun an, »während der Zeit zwischen dem Verschwinden von Mr. Charles und der Ankunft von Mr. Louis’ neuer Frau, war er oft schlechter Stimmung. Er wanderte im Hause herum und sprach mit niemandem, oder er schloss sich stundenlang in sein Arbeitszimmer ein. Wir machten uns große Sorgen, aber …« Ihr Schulterzucken war vielsagend.
»Später verreiste er dann oft geschäftlich, und sein Zustand besserte sich. Diese Jahre waren nicht leicht, aber es waren wenigstens – ruhige Jahre. Und dann kam er mit diesem Mädchen zurück, seiner Frau.«
»Und die Dinge änderten sich wieder?« warf Laurel ein.
»Nur zum Besseren.« Die Haushälterin zögerte. Laurel meinte, sie in ihrem Hin- und Hergerissensein zwischen ihrer Loyalität gut zu verstehen. »Wir waren überrascht. Sie hatte das Aussehen seiner ersten Frau.« Binney sagte das so leise, dass Laurel sich anstrengen musste, um sie zu verstehen. »Es war eigenartig, sie zu sehen, selbst ihre Stimme … Aber Mr. Louis war glücklich mit ihr und fühlte sich wieder jung. Manchmal, nur manchmal, grübelte er wieder und schloss sich ein.«
Laurel ignorierte den Knoten in ihrem Magen und drängte Binney, weiterzusprechen. »Binney, fürchtete sich Anne, wenn Louis eine dieser grüblerischen Anwandlungen hatte?«
Wieder presste Binney ihre Lippen zusammen. »Vielleicht war sie verwirrt.«
»War sie hier glücklich?«
Die nussbraunen Augen verdunkelten sich. Ihre Lippen zuckten, ehe sie wieder eine gefasste Miene machte. »Sie sagte, das Haus sei wie ein prachtvolles Märchenschloss.«
»Und die Sümpfe?«
»Die fürchtete sie. Sie hätte nicht hineingehen sollen. Was sich dort befindet«, fuhr sie leise fort, »sollte man besser allein lassen.«
»Was sich dort befindet?« wiederholte Laurel.
»Gespenster«, sagte Binney so schlicht, dass es Laurel frösteln machte. Gegen alte Sagen und Legenden konnte man nicht argumentieren. Sie ging nicht weiter darauf ein.
»Hat Anne sich oft mit Nathan Brewster getroffen?«
»Sie war eine treue Ehefrau.« Ihr Ton hatte sich leicht geändert, aber doch so viel, dass Laurel wusste, die automatische Verteidigung des Besitzes und seiner Bewohner war nicht länger mehr gegeben. Laurel stellte die nächste und, wie sie wusste, endgültige Frage.
»Wusste Louis, dass Brewster sich in Anne verliebt hatte?«
»Es ist nicht meine Sache, darüber zu reden«, antwortete Binney steif und ablehnend. Oder Ihre,
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