Affaere im Paradies
die Sümpfe zu gehen, dann wäre ihr kein Leid geschehen.
Vielleicht hatte er Louis als Vorwand benutzt, weil er sich vor dem Risiko fürchtete, Laurel zu gestehen, was er für sie empfand. Er hatte alles so sorgfältig geplant – das hatte er ja immer. Doch von dem Augenblick an, wo er mit Laurel an dieser Sache zu arbeiten begonnen hatte, waren ihm die Dinge aus der Hand geglitten. Wie konnte er ihr sagen, dass er sie liebte – vielleicht sie sogar schon irgendwie geliebt hatte von dem Moment an, wo er während seiner gemeinsamen Zeit ihr Foto bei ihrem Bruder Curt gesehen hatte? Sie würde ihn für verrückt halten. Matthew trat seine Zigarette mit dem Hacken aus. Vielleicht war er es.
Doch er war immer noch Reporter, und ein Reporter wusste, wie man Schritt für Schritt einer Sache nachging. Als Erstes musste er Laurel die Zeit lassen, um die sie gebeten hatte. Das war er ihr schuldig. Und während er sie in Ruhe ließ, konnte er auf eigene Faust weitermachen. Als Nächstes musste er einen Weg finden, sich zu entschuldigen, ohne dabei Trulane hineinzuziehen.
Und als Letztes dachte Matthew, während er den Parkplatz überquerte, als Letztes musste er es in Laurels Dickschädel hineinbringen, dass er sie liebte. Ob ihr der Gedanke nun gefiel oder nicht.
Laurel betrachtete es als Glücksfall, dass sie, gleich nachdem sie die Redaktion betreten hatte, wieder mit einem Auftrag fortgeschickt worden war. Es gelang ihr, ihre Unterlagen zu holen, einen Fotografen zu organisieren und fortzueilen, noch ehe Matthew den halben Weg mit dem Aufzug zurückgelegt hatte.
Sie wollte ihn nicht sehen, nicht, bis ihr Zorn und ihre Pein sich etwas gelegt hatten. Der Unfall, in den drei Fahrzeuge an einer Hauptkreuzung in der Innenstadt verwickelt waren, mitsamt der damit verbundenen Hektik, dem Lärm und dem ganzen Durcheinander, würde sie von ihren persönlichen Problemen ablenken. Jedenfalls zeitweilig.
Matthew ist unsachlich, sagte sie sich mit zusammengebissenen Zähnen, während der Fotograf gerade noch bei Gelb durchfuhr und sich dem Verkehrsstrom anschloss. Unsachlich und unnachgiebig. Wie konnte jemand nur so gefühl- und herzlos sein? Wie konnte jemand, der ihr selbstlos Hilfe und Trost gegeben hatte, als sie sich so fürchtete, nichts für einen anderen Menschen empfinden, der so viel durchgemacht hatte wie Louis Trulane? Kannte er denn keinen Schmerz? Wie konnte sie jemanden lieben, der … Bei diesem Gedanken hielt sie inne. Das Wie oder Warum spielte keine Rolle – sie liebte Matthew. So einfach war das.
Und weil sie ihn liebte, hatten sie seine Gefühllosigkeit und seine Worte nur noch stärker getroffen. Wie konnte er ihr vorwerfen, sie sei von Louis besessen! Oh, das hatte wehgetan. Jeder vernünftige Mensch würde verstehen, dass Louis Trulane der Held ihrer Kindheit gewesen war. Sie hatte ihn angehimmelt, mit ihrem Kinderherzen und auf eine kindliche Art. Im Laufe der Zeit hatte sich diese Liebe verändert, nicht, weil Louis sich geändert hatte, sondern weil sie selbst sich geändert hatte.
Sie liebte Louis auf die Art, in der eine Frau den Erinnerungen an den ersten Jungen nachhängt, der sie geküsst hat, an den ersten Verehrer, der ihr einen Blumenstrauß gebracht hat. Diese Art der Liebe war sanft, sicher und ohne Leidenschaft, aber sie war sehr schön. Matthew verlangte von ihr, diese Erinnerungen zu vergessen. Oder sie zu verdrängen, sie mit einem Verdacht zu trüben.
Für eine Frau wie Laurel konnte die Erinnerung an einen jungen Mann, der ein Kind und dessen Vernarrtheit so liebevoll behandelt hatte, keine Schatten aufweisen. Aber Matthew benutzte sie, um sie wegen etwas, das sie nicht begriff, unter Druck zu setzen. Er hatte sogar angedeutet, sie könne an Louis denken, wenn sie mit Matthew zusammen war. Wie konnte er das nur glauben …
Wieder brach sie in Gedanken ab, als ihr plötzlich eine neue Eingebung kam. Eine faszinierende. Matthew war schlicht und einfach eifersüchtig.
»Ha!« sagte Laurel laut und ließ sich in den Sitz zurückfallen. Ihr Fotograf sah sie aus dem Augenwinkel an, sagte aber nichts.
Eifersüchtig … nun, das war ja höchst interessant, selbst wenn es immer noch unvernünftig und dumm war. Aber wenn er eifersüchtig war, bedeutete das nicht, dass er mehr für sie empfand, als sie selbst hatte glauben wollen? Vielleicht. Oder vielleicht war er auch nur einfach unerträglich – was für ihn typisch war, und was sie nach den ersten, stürmischen Wellen ihrer Liebe
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