Affaere im Paradies
ist ein Erbe, das nur auf Elises Namen überschrieben wurde.« Er zuckte die Schultern, als er sah, dass Matthew etwas fragen wollte. »Die Firma hat es verwaltet.«
»Und die Dame lässt es dabei bewenden.« Matthew zog bei dieser Feststellung eine Augenbraue hoch. »Eigenartig. Hat deine Kanzlei nicht versucht, ihre Spur aufzunehmen?«
»Du weißt doch, dass ich mich da nicht einmischen kann«, erwiderte Curt. Etwas pikiert zog er die Augenbrauen hoch.
»Gut, sehen wir die Sache ein weiteres Mal hypothetisch. Wenn jemand eine große Geldsumme erbt und sie nicht anfordert, welche Schritte unternehmen dann die Testamentsvollstrecker, um die Nutznießer des Erbes ausfindig zu machen?«
»Die üblichen Schritte«, fing Curt an, aber er wusste nicht, ob er die Wendung, die das Gespräch nahm, mochte. »Zeitungsanzeigen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde ein Ermittler angeheuert.«
»Sagen wir, die Nutznießerin des Erbes hatte einen Mann, den sie umgehen wollte.«
»Die Nachforschungen und jegliche damit in Verbindung stehenden Korrespondenzen wären vertraulich.«
»So, so.« Matthew schob sein Bierglas hin und her, während der Pianist ein funkelndes Glissando spielte. »Hat Elise Trulane ein Testament hinterlassen?«
»Matthew …«
»Ganz unter uns, Curt. Es könnte wichtig sein.«
Wäre es jemand anderer gewesen, dann hätte Curt die Sache abgewehrt und wäre der Frage in passenden, juristisch wohl formulierten Worten ausgewichen. Aber er kannte Matthew viel zu lange und viel zu gut. »Nein«, sagte er einfach. »Sowohl sie als auch Louis hatten ihre Testamente aufgesetzt, aber Elise verschwand, ehe sie das ihre unterzeichnet hatte.«
»Ich verstehe. Und die Erben?«
»Die maßgebenden Testamente für Mann und Frau ohne Nachkommen. Marion und Charles verfügen über eigenes Geld.«
»Eine beträchtliche Summe?«
»Das ist milde formuliert. Marion ist eine sehr wohlhabende Frau.« Und dann fügte er, weil er die Frage erwartete, hinzu: »Charles’ Investitionen und seine Konten bringen ihm ebenso Zinsen ein wie die von Elise.«
»Interessant.«
Curt sah ihn offen an. Seine Augen waren nicht smaragdgrün wie die seiner Schwester, sondern meergrün und ruhig. »Willst du mir verraten, was das Ganze zu bedeuten hat?«
»Ich klopfe nur alle Möglichkeiten ab.«
»Es hat etwas damit zu tun, woran du und Laurel arbeitet – für Susan?«
»Ja.« Matthew drehte sein Bierglas zwischen den Fingern und betrachtete seinen Freund. »Bist du Susan begegnet?«
»Ja, bei meiner Großmutter in deren Haus.« Eine leichte Röte stieg Curt ins Gesicht, die Matthew daran erinnerte, wie Curt vor vielen Jahren einmal heftig in eine Medizinstudentin verliebt war. »Sie hat mir von Anne und den Briefen erzählt.« Curts Blick richtete sich wieder auf Matthew und machte ihm deutlich, dass Curt nicht länger mehr ein leicht zu beeindruckender College-Student war, sondern ein Mann mit einem scharfen, juristischen Verstand und einer ruhigen Kraft, trotz seiner Verträumtheit. »Wird es dir möglich sein, ihr zu helfen?«
»Wir tun von unserer Seite aus, was wir können. Da du sie kennst und sie dir vertraut, kannst du sie vielleicht beruhigen und so lange aus der Geschichte heraushalten, bis sich etwas getan hat.«
»Das hatte ich bereits vor«, sagte Curt schlicht. »Kümmerst du dich um Laurel?«
Matthew schnitt eine Grimasse bei der Erinnerung, auf welche Weise sie sich vor wenigen Stunden getrennt hatten. »Niemand kann sich um Laurel kümmern«, murmelte er.
»Nein, wahrscheinlich nicht.« Geistesabwesend schob Curt seinen Aktenordner in seinen Attaché-Koffer. »Ich habe einen Termin, aber wenn ich etwas mehr Zeit habe, würde ich gern genauere Einzelheiten zu dieser Sache erfahren.«
»Gut. Und vielen Dank.«
Alleingelassen brütete Matthew über seinem Bierglas. Viel zu viele Spuren, überlegte er. Zu viele Dinge, die nicht zusammenpassen. Zwei Menschen konnten wohl ihre Freunde und Verwandten verlassen, besonders aus dem ersten Ansturm der Gefühle heraus, aber nicht, wenn mehr Geld im Spiel war, als die meisten Leute je in ihrem Leben zu sehen bekamen. Nicht zehn Jahre lang. Seines Erachtens gab das wenig Sinn.
Entweder hat die Liebe sie völlig verrückt gemacht, folgerte er, oder sie sind tot. Letzteres gab für ihn allerdings einen größeren Sinn.
Er lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Falls sie nach ihrem Verschwinden aus ›Heritage Oak‹ einen Unfall gehabt hätten, dann
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