Affaere im Paradies
wären sie doch mit Sicherheit identifiziert worden. Er schüttelte den Kopf, während ihm eine Theorie nach der anderen in den Sinn kam. Irgendwie hing das alles mit Anne Trulane zusammen. Und falls eine seiner Theorien, auf die er immer wieder zurückkam, zutreffen sollte, dann hatte jemand nicht nur einmal getötet, sondern drei Menschen umgebracht.
Er sah den dünnen Rauchschwaden nach und fluchte vor sich hin. Es war bereits zu spät, um Louis’ Alibi am Tage des Verschwindens von Elise und Charles genau zu überprüfen. Und morgen war Sonntag, was hieß, dass es ihm vermutlich nicht möglich sein würde, die Informationen, die er brauchte, noch vor dem Wochenende zu bekommen. Am Montag dann, dachte er und drückte seine Zigarette aus. Gleichgültig, wie widerstrebend Laurel sich auch verhalten sollte, am Montag würden sie beide damit beginnen, die Vergangenheit zu erforschen, und zwar gründlich.
Er stand auf, warf ein paar Geldscheine auf den Tisch und verließ die Bar. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie sich unterhielten.
Laurel war von ihrer Reportage völlig in Anspruch genommen, als Matthew in die Redaktion kam. Er kam auf sie zu, warf einen Blick auf die Uhr und ging dann zu seinem eigenen Schreibtisch. Redaktionsschluss war heilig. Als Matthew sich ihr gegenüber setzte, fiel ihm ihr Gesichtsausdruck auf. Sie ist in übermütiger Stimmung, dachte er dabei.
Laurel hätte beinahe laut vor sich hingelacht, während sie ihre Story in die Maschine hämmerte. Ein Unfall mit drei Fahrzeugen, eine Menge verbeulten Bleches. So etwas hätte sie normalerweise nicht belustigend gefunden, aber niemand war verletzt worden. Und die Frau des Bürgermeisters hatte im zweiten Wagen gesessen.
Besser als jede Komödie, dachte Laurel wieder, während ihre Finger über die Tasten glitten. Die Frau des Bürgermeisters hatte alle Würde und allen Anstand fallen lassen und um ein Haar den unglückseligen Fahrer verprügelt, der auf ihr Fahrzeug aufgefahren war und sie zwischen dem Wagen, der an einer Ampel vor ihr hielt, und sich selbst eingekeilt hatte.
Die in der drückenden Luft bereits aufgeladene Spannung explodierte, ehe man sich versah. Vielleicht lag es an der Hitze oder an dem Druck, unter dem sie in den letzten Tagen gestanden hatte, aber Laurel fand, es war genau die komische Ablenkung, die sie gebraucht hatte. Selbst jeder weniger beanspruchte Mensch hätte sich darüber amüsiert, zu sehen, wie eine gezierte, elegant gekleidete Frau mit einer verwelkten Blume am Revers auf einen Mann losging, der wie ein Lastwagenfahrer gebaut war, ihn am Jackenaufschlag ergriff und ihm androhte, seine Nase zu brechen. Und das war, bevor ihr Kühler explodierte und das Wasser wie eine Fontäne herausschoss.
Wie schön, dachte sie, während sie die Reportage abschloss, es wird jedermann ein Vergnügen sein, zu lesen, dass auch Leute in gehobeneren Kreisen ihren Kühler eingebeult bekamen und in Wut geraten konnten. Seite eins, oh ja, ganz sicher.
»Zum Setzen«, rief sie und sah auf die Uhr. Gerade noch rechtzeitig vor Redaktionsschluss. Mit einem selbstzufriedenen Lächeln drehte sie sich wieder um und sah direkt in Matthews Augen. Ein Dutzend widerstrebender Gefühle überfielen sie gleichzeitig, eines kämpfte darum, die Oberhand zu gewinnen. Sie liebte ihn.
»Ich habe dich gar nicht hereinkommen sehen«, sagte sie vorsichtig und fing etwas verlegen an, ihren Schreibtisch aufzuräumen.
»Ich bin vor ein paar Minuten gekommen. Du warst beschäftigt.« Der Tumult um sie herum im Redaktionsraum ging weiter mit Rufen wie »Fertig zum Satz!« scharrende Füße und ratternde Tastaturen. »Bist du fertig?«
»Sobald der Text genehmigt ist.«
»Ich muss mit dir sprechen. Können wir zusammen essen?«
Sie hatte von ihm nicht den zurückhaltenden, leicht formellen Ton erwartet und war sich nicht sicher, wie sie darauf reagieren sollte. »In Ordnung, Matthew …« Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte. Während sie noch darüber nachdachte, was sie ihm sagen sollte, meldete sie sich: »Lokalredaktion, Laurel Armand.«
Matthew bemerkte, wie sich ihr Gesichtsausdruck änderte und ihre Farbe wechselte, ehe sie ihm einen schnellen Blick zuwarf. »Ich bedaure«, fing sie an und wies auf das auf einem Tisch stehende Telefon, nur den Bruchteil einer Sekunde später, nachdem er bereits danach gegriffen hatte. »Sie müssen etwas lauter sprechen, hier ist es sehr laut.« Sie hörte das leise Klicken, als Matthew den
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