Affaere im Paradies
anderes gesagt, wenn sie sie bloß angeschaut hätten. Das konnte ich nicht ertragen – die Vergleiche, das Gerede.«
»Hast du sie geheiratet, weil sie dich an Elise erinnerte?«
Nach diesen Worten blitzte der Zorn in seinen Augen wieder so plötzlich und heftig auf, dass Laurel am liebsten einen Schritt nach hinten gemacht hätte, wenn seine Hand sich nicht verkrampft hätte. »Ich habe sie geheiratet, weil ich sie liebte – weil ich sie brauchte. Ich heiratete sie, weil sie jung und noch zu formen war und von mir abhängig. Sie war nicht die Frau, die Kontakt mit anderen brauchte. Ich blieb in dem Jahr, das wir gemeinsam verlebten, bei ihr, damit sie sich nicht langweilte und unzufrieden wurde, so wie es Elise in ihrem verdammten Brief behauptet hatte.«
»Louis, ich weiß, wie du dich fühlen musst …«
»Tatsächlich?« unterbrach er sie leise, so leise, dass seine Worte in der drückenden Luft zu hängen schienen. »Begreifst du, was ein Verlust bedeutet, Laurel? Betrug? Nein«, sagte er, ehe sie etwas sagen konnte. »Du musst das erst durchleben.«
»Falls es jemanden anderen gegeben hätte.« Laurel feuchtete sich ihre Lippen an, weil ihr Mund ganz trocken war. »Wenn es einen anderen Mann gegeben hätte, Louis, was hättest du dann getan?«
Er sah sie wieder an, kühl, eisig. »Ich hätte ihn umgebracht. Ein Judas reicht jedem Mann aus.« Er wandte sich um und entfernte sich von ihr und dem Haus. Laurel fröstelte in der stickigen Luft.
Matthew hatte genug gesehen. Er schlenderte zu der Glastür hinüber, unterdrückte den Wunsch, auf Louis zuzustürmen und etwas von seiner Frustration an ihm auszulassen, und ging zu Laurel, die noch immer stand und Louis nachsah.
»Lass uns gehen«, sagte er kurz angebunden.
Sie nickte. Die Stimmung – ihre eigene, Louis’, Matthews – schien so drückend wie die Luft um sie herum. In ihnen allen braute sich ein Sturm zusammen. Es brauchte nicht viel, um ihn losbrechen zu lassen. Schweigend überquerten sie den ordentlich geschnittenen Rasen zu Matthews Wagen und fuhren von ›Heritage Oak‹ fort.
»Nun?« Matthew steckte sich mit dem Zigarettenanzünder eine Zigarette an und wartete.
»Binney hatte Recht«, sagte Laurel nach einem Augenblick. »Louis ist gereizt, verärgert und hat nichts, woran er es auslassen kann. Er betrachtet Annes Tod noch immer als Unfall. Die Art, wie er zu den Sümpfen hinübersah …« Laurel warf einen Blick auf Matthew, sah das kantige, harte Profil, das Louis’ Ausdruck sehr ähnelte. »Matthew, ich würde schwören, er hat sie geliebt. Es könnte sein, dass er sich ihrer Ähnlichkeit zu Elise wegen für sie interessierte, sie sogar aus dem Gedanken heraus, eine zweite Chance zu haben, heiratete, aber Louis liebte Anne.«
»Glaubst du, dass er sie in jeder Situation auseinander gehalten hat?«
»Ich sagte dir bereits, dass ich kein Psychiater bin.« Ihre Antwort kam scharf, und sie biss die Zähne zusammen. Sie würden nichts erreichen, wenn sie und Matthew anfingen, sich gegenseitig anzugiften. »Ich kann dir nur meinen eigenen Eindruck schildern«, fuhr sie etwas ruhiger fort, »und das heißt, Louis liebte Anne, und er trauert noch immer um sie. Ein Teil dieser Trauer kann auch Schuldgefühl sein, dass er sie damit aufgezogen hat, sich vor den Sümpfen zu fürchten«, erklärte sie ihm, als er ihr einen raschen Blick zuwarf. »Dass er ihre Angst nicht ernst genug genommen hat.«
»Was mich noch brennend interessiert, hast du ihm von der Schachtel erzählt?«
»Ja.« Warum regnet es nicht endlich? dachte sie und zog ihre feuchte Bluse etwas von den Schulterblättern weg. Vielleicht würde der Regen alles wieder reinwaschen. »Er hat es zu Anfang nicht recht begriffen, aber dann war er meiner Meinung nach mehr als angeekelt. Dann … dann fiel es ihm wieder ein, dass ich mich stets vor Schlangen fürchtete. Einige Minuten lang war er ganz so wie früher. Freundlich, herzenswarm.« Laurel schluckte und sah aus dem Fenster, während Matthew leise und wild vor sich hinfluchte.
»Ich fragte ihn, warum er es nicht zuließ, dass Anne jemanden kennen lernte. Er sagte, er wollte nicht die Vergleiche mit Elise, die ganz sicher aufgekommen wären. Er blieb in ihrer Nähe, weil er nicht wollte, dass sie sich langweilte und …«
»Sich anderweitig umsah«, beendete Matthew ihren Satz.
»Nun gut, ja.« Laurel blickte ihn von der Seite an. »Vergisst du jetzt nicht das berühmte Glashaus, Matthew? Hast du denn überhaupt kein
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