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Affaere im Paradies

Affaere im Paradies

Titel: Affaere im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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und Schmutz? So etwas geschah nicht das erste Mal, hielt sie sich vor. Wieder und wieder, schon seit der Steinzeit. »Warum hast du nicht Louis ermordet, Marion? Dann hättest du ihn beerbt.«
    »Laurel.« Ihre Stimme klang weich. »Louis ist mein Bruder.«
    »Aber – aber Charles«, fing sie an.
    »Ich wollte Charles nie schaden.« Tränen traten Marion in die Augen. »Ich liebte ihn. Aber er hat uns gesehen, er hat sich eingemischt.« Eine einzelne Träne rann ihr über die Wange. »Mir blieb keine andere Wahl. Elise und ich machten einen Spaziergang – sie war ohne Louis so einsam. Als wir weit genug vom Haus entfernt waren, habe ich die Waffe hervorgeholt. Diese Waffe«, sagte sie und hob sie höher. »Erkennst du sie wieder, Laurel?«
    Sie erkannte sie. Laurel hatte sie einmal in der Bibliothek auf Louis Schreibtisch liegen sehen. Ihr hatte damals geschaudert, als sie noch ein Kind war. Ihr schauderte jetzt. »Ja.«
    »Ich wusste, ich musste diese Waffe benutzen.« Sie fuhr mit der Fingerspitze über den Lauf. »Mir war, als würde sie auf mich warten, als ob mir jemand riete, Elise damit zu bestrafen. Verstehst du das?«
    »Ich versuche es.«
    »Arme Laurel«, murmelte Marion. »Immer so verständnisvoll, so fürsorglich. Das ist der Grund, weshalb ich sicher war, du würdest heute nach meinem Anruf kommen.«
    Laurel fühlte, wie ihre Knie zu zittern begannen. »Du hast gerade von Charles gesprochen.«
    »Ja, ja. Er sah uns, weißt du. Er hat beobachtet, wie ich Elise mit vorgehaltener Waffe in die Sümpfe gezwungen habe. Zumindest muss er das gesehen haben … Ich hatte keine Zeit, ihn das zu fragen, alles ging so schnell. Wir waren hier, als er uns fand. Genau hier.«
    Sie sah sich um, als wären sie am Ende doch nicht allein. Laurel machte sehr langsam einen kleinen Schritt nach rechts. »Lass das, Laurel«, flüsterte Marion und hob den Revolver ein bisschen höher. Laurel blieb still stehen. »Elise hat sich gewehrt – wahrscheinlich ist ihr Medaillon dabei zerbrochen. Ich hätte besser aufpassen sollen. Ich musste sie erschießen. Dann hat Charles mich zu Boden gestoßen. Mein eigener Bruder – er schrie mich an. Die Waffe schien wieder loszugehen, wie von selbst. Dann war er tot.«
    Jetzt waren ihre Tränen versiegt und ihr Blick wieder klar. »Zuerst wusste ich nicht, was ich tun sollte, aber dann fiel es mir ein. Sie hatten sich geliebt, genauso wie die beiden anderen, die hier gestorben sind. Ich musste nur eine andere Nachricht fälschen. Dieses Mal würde Elise Louis mitteilen, sie habe ihn für Charles verlassen. Ich musste sie in den Treibsand schleifen.«
    Laurel schloss vor Entsetzen die Augen, aber Marion bemerkte es nicht.
    »Ich habe einige ihrer Sachen zusammengepackt. Alle Dienstboten waren außer Haus, weil es ein Sonntag war. Um ein Haar hätte ich Charles Malgeräte vergessen, aber ich habe sie auch eingepackt. Natürlich wäre er nie ohne seine Malutensilien fortgegangen. Ich habe sie auch in den Treibsand gebracht. Das war einfach. Natürlich war Louis verletzt. Er litt.« Ihre Augen bekamen für einen Moment einen trüben Glanz. »Ich weiß, er gab sich selbst die Schuld, aber ich konnte ihm kaum sagen, dass alles wieder in Ordnung war. Das Haus gehörte wieder mir, und er stürzte sich in seine Arbeit. Aber manchmal«, flüsterte sie, »manchmal kann ich sie hier hören. Des Nachts.«
    Laurel schluckte den bitteren Geschmack des Grauens. »Charles und Elise?«
    »Ich höre sie – ich werde davon wach und muss hierher kommen, nach ihnen sehen. Ich habe sie nie entdeckt …« Wieder blickte sie sich um, als würde sie jemanden erwarten. »Aber ich habe sie gehört.«
    Es hat sie um den Verstand gebracht, dachte Laurel. Wie konnte es sein, dass niemand etwas bemerkt hatte, niemand Verdacht schöpfte? Sie erinnerte sich an Marion bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung vor nur wenigen Monaten – grazil, elegant, mit einem Veilchenstrauß an ihrem Revers. Wieder sah sie auf die Waffe.
    »Dann kam sie zurück«, sagte Marion tonlos. »Sie sagte, ihr Name sei Anne, und Louis hat ihr geglaubt. Ich wusste es besser. Sie sah mich mit diesen weichen, scheuen Augen an und lachte! Ich ließ sie in dem Glauben, sie habe mich getäuscht.«
    »Und du hast sie noch einmal umgebracht.«
    »Diesmal musste ich vorsichtiger sein. Louis hat sie kaum aus den Augen gelassen, und sie selbst wäre nie, niemals in die Nähe der Sümpfe gegangen. An jenem Abend hat er noch bis spät gearbeitet. Ich habe

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