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Affaere in Washington

Affaere in Washington

Titel: Affaere in Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gleichgültig bin«, fuhr er fort. »Nur ist sie eben äußerst halsstarrig.«
    »Das ist der falsche Ausdruck«, korrigierte ihn Myra. »Sie hat Angst. Sie müssen wissen, dass Shelby ihrem Vater sehr nahestand.«
    »Ich dachte mir das, Myra. Es muss für Shelby ein furchtbares Erlebnis gewesen sein, den Vater auf solche Weise zu verlieren. Aber was hat das mit uns zu tun?« Alan konnte nicht länger still sitzen. Seufzend erhob er sich und ging im Zimmer auf und ab. »Wenn er Architekt gewesen wäre, würde Shelby dann auch einfach alle Architekten ablehnen? Das ist doch der reine Unsinn!« Er fuhr sich mit der Hand durch die vollen dunklen Haare. »Zum Teufel, Myra, ist es nicht lächerlich, dass sie nichts von mir wissen will, nur weil ihr Vater Senator war?«
    »Sie denken logisch, Alan. Von Shelby kann man das kaum behaupten. Oder besser gesagt, sie hat ihre eigene, ganz persönliche Art von Logik. Shelby hat Robert Campbell im wahrsten Sinne des Wortes angebetet.« Echtes Mitgefühl sprach aus Myra Ditmeyers Stimme. »Sie war erst elf, als er so brutal ermordet wurde, keine zwanzig Schritte von ihr entfernt.«
    Alan blieb stehen. »Shelby hat das Attentat miterlebt?«
    »Ja, und Grant auch.« Myra wünschte in diesem Augenblick, sie könnte sich nicht mehr so genau an den schrecklichen Tag erinnern. »Ein wahres Wunder, dass es Deborah gelungen ist, diese Tatsache nicht durch die Presse ausschlachten zu lassen. Sie musste dafür alle Verbindungen einsetzen, die sie hatte.«
    Tiefes Mitgefühl ergriff Alan. »Mein Gott, es ist kaum vorstellbar, wie entsetzlich grausam das für die Kinder gewesen sein muss.«
    »Shelby hat tagelang nicht mehr gesprochen, kein einziges Wort. Ich hatte sie viel bei mir, denn Deborah wollte nicht, dass Shelby im Haus blieb, solange sie selbst mit all den Formalitäten und dem ganzen Drum und Dran voll ausgelastet war.« Myra schüttelte den Kopf in der Erinnerung, wie Deborah versucht hatte, Shelby zu trösten, und wie Shelby sich immer mehr in sich verkroch. »Eine sehr, sehr schlimme Zeit ist das gewesen, Alan. Politischen Attentaten ist man so hilflos ausgeliefert.«
    Ein langer, tiefer Seufzer entrang sich ihrer Brust, Ausdruck einer so starken Gemütsbewegung, wie man sie an dieser fröhlichen Frau selten erlebte. Leise berichtete sie weiter: »Bis zum Tag nach der Beerdigung hat sich Shelby tapfer gehalten. Dann brach sie zusammen. Wie ein verwundetes Tier muss sie gelitten haben. Dieser Zustand dauerte so lange wie vorher ihr Schweigen. Dann war plötzlich alles vorüber – wenigstens nach außen hin.«
    Wie gebannt lauschte Alan Myras Worten und wünschte gleichzeitig, sie möge ihn mit weiteren Einzelheiten dieser Tragödie verschonen. Weil er Shelby liebte, litt er mit ihr. Er sah das unglückliche kleine Mädchen deutlich vor sich. Er selbst hatte damals gerade sein zweites Studienjahr in Harvard begonnen. Heute war er fünfunddreißig Jahre alt, noch immer lebte seine Familie in guter Gesundheit und war leicht erreichbar, wenn er sich nach Sicherheit und Geborgenheit sehnte. Der Gedanke, seinen vitalen, robusten Vater plötzlich verlieren zu müssen, erschien ihm unmöglich. Nachdenklich starrte er aus dem Fenster auf die frühlingsgrünen Büsche und Bäume.
    »Was tat sie dann?«, fragte er mit gepresster Stimme.
    »Sie ließ sich nichts mehr anmerken, nutzte jedes bisschen ihres unerschöpflichen Vorrats an Energie. Als Shelby sechzehn war«, entsann sich Myra, »hat sie mir einmal gesagt, dass sie ihr Leben als ein Spiel betrachte, dessen Regeln keiner kennt. Sie würde jede Chance nutzen, weil man nie wissen könne, wann man ausgetrickst wird.«
    »Das sieht ihr ähnlich.«
    »Ja, und alles in allem ist sie heute der ausgeglichenste Mensch, den ich kenne. Zufrieden mit sich selbst, vielleicht sogar stolz auf ihre wenigen Mängel. Ein Wirbelwind an Gefühlen – je mehr sie verbraucht, desto stärker sind ihre Reserven. Aber ich fürchte, dass ihre Trauer um den Vater in ihrem tiefsten Inneren nie aufgehört hat.«
    »Mag der Tod ihres Vaters ihr auch noch so nahegegangen sein, deshalb kann sie doch ihre Gefühle für einen anderen Mann nicht willkürlich abschalten«, bemerkte Alan bitter.
    »Natürlich nicht, aber wahrscheinlich bildet sie sich ein, sie könnte es.«
    »Shelby bildet sich allerlei ein.«
    »Sie sind ungerecht, Alan. Shelby fühlt intensiver als andere.«
    Alan zwang sich dazu, wieder seinen Platz einzunehmen. »Seit ich Shelby kenne, sind

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