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Affaere in Washington

Affaere in Washington

Titel: Affaere in Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Wir könnten im Restaurant bei der Galerie zu Mittag essen.«
    Mrs. Campbell nickte. »Gern. War es ein netter Tag im Zoo?«
    Shelby zuckte mit den Schultern. »Ja, es war nett.« Sie schob die Gegenstände auf dem Tisch hin und her, ohne dass sie sich dessen bewusst war.
    »Ich nehme an, dass du Senator MacGregor gegenüber deinen Standpunkt klar dargelegt hast, oder?«
    »Gleich von Anfang an habe ich Alan gesagt, dass ich mich mit ihm nicht verabreden möchte.«
    »Aber du bist letzte Woche mit ihm zu den Ditmeyers gekommen.«
    »Das war etwas anderes.« Shelby sah ihre Mutter nicht an. »Und gestern – das war ein einmaliges Versehen.«
    »Er erinnert dich an deinen Vater, nicht wahr?«
    Ihre Augen trafen sich plötzlich, und Deborah Campbell erschrak über den tiefen Schmerz, der aus Shelbys Blick sprach.
    »Er ähnelt ihm so sehr«, wisperte Shelby. »Es ist schrecklich. Die gleiche Ruhe und Bestimmtheit, der feste Glaube an das große Ziel, das er mit Sicherheit auch erreichen wird, es sei denn …« Sie brach ab und schloss die Augen. »Es sei denn, irgendein Irrer schießt ihn aus undurchsichtigen Gründen nieder. Oh Gott, ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt, dabei möchte ich am liebsten wegrennen.«
    Deborah drückte Shelbys Hand. »Wohin?«
    »Irgendwohin.« Sie atmete tief und öffnete die Augen. »Es gibt ein Dutzend Gründe, warum ich mich in ihn nicht verlieben möchte. Wir sind zu unterschiedlich, Alan und ich.«
    Deborah Campbell lächelte zum ersten Mal wieder. »Und ist das so schlimm?«
    »Bring mich bitte nicht durcheinander, wenn ich versuche, es dir logisch zu erklären.« Shelbys freundliche Natur gewann langsam wieder die Oberhand. »Versteh doch, Mom, ich würde diesen Mann innerhalb einer Woche ins Irrenhaus bringen. An meine Art Leben könnte er sich nicht gewöhnen. Du solltest dich einmal mit ihm unterhalten, nur wenige Minuten, dann merkst du sofort, dass es sich um einen ordentlichen Menschen handelt, der sicherlich ein vorzüglicher Schachspieler ist. Er möchte bestimmt seine Mahlzeiten pünktlich zu festgesetzten Zeiten, und er weiß mit Sicherheit ganz genau, welche seiner Hemden in der Wäsche sind.«
    »Liebes, sogar du musst einsehen, wie töricht deine Gründe sind.«
    »Mag sein.« Shelbys Blicke wanderten über die schlappen Ballons auf dem Fußboden. »Aber das andere kommt eben noch dazu.«
    »Damit meinst du, dass er Politiker ist.« Shelby zuckte zusammen und verriet somit deutlich, dass ihre Mutter den Finger auf die Wunde gelegt hatte. »Man kann sich den Mann nicht schneidern lassen, in den man sich eines Tages verliebt.«
    »Deshalb verliebe ich mich auch nicht in Alan.« Aus Shelbys Stimme sprach Trotz. »Mein Leben gefällt mir gut, wie es jetzt abläuft. Niemand wird mich zwingen, meine Gewohnheiten zu ändern, wenn ich es nicht will. Schluss damit. Lass uns jetzt etwas für unsere Bildung tun und flämische Kunst betrachten, und dann essen wir zusammen.«
    Deborah beobachtete Shelby, die durch ihre Wohnung lief und an den unmöglichsten Stellen nach einem bestimmten Paar Schuhen suchte.
    Nein, dachte sie, ich wünsche ihr wirklich kein Leid, aber sie wusste, dass es sich wohl nicht verhindern lassen würde. Shelby würde allein damit fertig werden müssen.
    Alan saß vor einem riesigen antiken Schreibtisch im Arbeitszimmer seines Hauses. Durch das geöffnete Fenster drang der Duft von Flieder. Der hatte auch das erste Zusammentreffen mit Shelby begleitet. Dieser Gedankenstütze bedurfte er allerdings nicht, denn ihr Bild war ihm nur zu gegenwärtig.
    Zum hundertsten Mal versuchte er sich auf die Akten zu konzentrieren, die dringend durchgesehen werden mussten. Er sortierte wichtige Schriftstücke aus und legte sie beiseite. Nach einer Stunde hatte er sein Pensum bewältigt und packte die notwendigen Unterlagen für eine Besprechung mit dem Bürgermeister von Washington ein, die am nächsten Morgen stattfinden sollte.
    Alan lehnte sich zurück und entspannte sich noch zehn Minuten, dann würde Besuch eintreffen.
    Diese Umgebung war wohltuend. Er liebte große Räume mit Holztäfelung, dicken Teppichen und schweren Möbeln. Im Winter brannte den ganzen Tag über ein Feuer im Kamin. Unwillkürlich fiel sein Blick auf den breiten Marmorsims mit den Bildern seiner Familie, angefangen von den Urgroßeltern, die nie ihren Fuß von der schottischen Erde auf ein Schiff gesetzt hatten. Ganz am Rande standen Fotos von seinen Geschwistern. Bald würde Renas Baby zur

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