Affaere Minirock
gutes Streitgespräch, und Chelsea Brockway war ein erstaunlich guter Diskussionspartner. "Hören Sie, ich werde Ihre Artikel nicht veröffentlichen, das steht absolut fest. Wie schwer wollen Sie es sich und uns denn noch machen?"
Sie trat an den Schreibtisch heran, legte die Hände flach auf die Tischplatte und beugte sich vor. "So schwer, dass Sie den Vertrag nicht mehr lösen können. Ich habe ihn schließlich in gutem Glauben unterzeichnet."
"Ich finde einen Ausweg."
Chelsea sah ihm direkt in die Augen. Sie war blass vor Wut, beherrschte sich aber und richtete sich langsam wieder auf. "Dann muss ich Sie verklagen, und das möchten wir doch beide nicht."
"Nein." Beinahe war er ein wenig enttäuscht, dass sie einzulenken schien.
"Ganz sicher nicht. Außerdem würde eine Klage nur in einem Vergleich enden.
Also nennen Sie eine angemessene Summe, und ich stelle Ihnen den Scheck aus."
Sie hob die Hand. "Einen Moment noch. Sie gehen davon aus, dass die Artikel nichts mit der Realität zu tun haben, dass der Rock in Wahrheit also gar keine Wirkung erzielt. Dass die ganze Sache lächerlich ist. Deshalb genügt die Story Ihren Ansprüchen nicht. Sehe ich das richtig?"
Zach betrachtete sie nachdenklich und nickte dann. "Ja, so könnte man das ausdrücken."
Wieder stützte sie sich auf der Schreibtischplatte ab. Für einen kurzen Augenblick war erneut dieser exotische Duft wahrzunehmen.
"Haben Sie jemals gespielt, Mr. McDaniels?"
"Aber sicher."
"Wie wäre es da mit einer Wette? Wenn ich Sie von der Wirkung des Rocks überzeugen kann, dann drucken Sie den ersten Artikel. Wenn ich die Wirkung nicht beweisen kann, können Sie den Vertrag zerreißen. Und ich kriege keinen Cent."
Esme räusperte sich, und sie fuhren hoch. Zach hatte vollkommen vergessen, dass außer ihnen noch jemand im Raum war.
"Ich wollte nur sagen, dass Ihr erster Artikel morgen auf meinem Tisch liegen muss. Sie haben also nicht viel Zeit, Mr. McDaniels zu überzeugen. "
Chelsea wandte sich wieder Zach zu und reichte ihm die Hand. "Kein Problem.
Sie kommen mit zu Flannery's, und wir werden sehen, was passiert.
Einverstanden?"
Man sollte nie wetten, wenn man bombensicher war zu gewinnen. Diese bittere Lektion hatte Zach schon auf dem Internat gelernt. Aber zu seiner eigenen Überraschung schlug er in Chelseas dargebotene Hand ein. "Einverstanden."
4. KAPITEL
"Ich würde wirklich gern wissen, wie Sie es Bill Anderson ausgeredet haben zu kündigen."
Chelsea sah den schlanken hellhaarigen Mann an, der ihr gegenübersaß. Hal Davidson hatte eine regelmäßige Kolumne im politischen Teil des
"Metropolitan". Er hatte sanfte Gesichtszüge und ein erprobtes Lächeln, was ihm bei seinem Job sehr von Nutzen war.
Auch Chelsea setzte ein Lächeln auf. "Ich habe nichts weiter getan, als ihm vorzuschlagen, das Ganze noch mal zu überschlafen. Wichtige Entscheidungen brauchen Zeit."
Hal war nicht ganz überzeugt "Da müssen Sie schon viel Überredungskunst besitzen. Bevor er zu Mr. McDaniels' Büro ging, hatte er alle hier davon überzeugt zu kündigen. Als er wiederkam, war er vollkommen verändert."
"Das klingt ja richtig enttäuscht."
"Nein. Nur überrascht."
"Ich habe ihm auch vorgeschlagen, über seine Pläne noch mal mit seiner Frau und seiner Tochter zu sprechen." Chelsea blickte den langen Tisch entlang, an dessen Ende Bill Anderson saß.
Obwohl sie erst kurz hier bei Flannery's war, war ihr bereits klar, dass der Sportredakteur der Wortführer der ganzen Redaktion war. Sie hatte kaum Zeit gehabt, sich in dem Lokal umzusehen, als Bill Anderson sie schon entdeckt und an seinen Tisch gewinkt hatte. Er hatte sie als Esmes Schützling vorgestellt, als Autorin der Artikel über die heißen Männer. Seitdem saß sie eingezwängt zwischen Chuck, einem Fotografen, und Carleton Bushnell, einem etwas bedrohlich aussehenden Mann Anfang sechzig, der in der Sektion Unterhaltung arbeitete.
In den Gesprächen ging es im Wesentlichen um den neuen Chef, und dabei stellte sich zweierlei heraus. Erstens: Sie alle hatten treu zu Zachs Vater gestanden, auch als es mit dem Magazin bergab ging und die Leser wegblieben.
Zweitens: Sie hatten kein Vertrauen zu Zach. Bill Anderson und Hal Davidson waren Zachs schärfste Kritiker. Ihre Argumente waren nicht ganz von der Hand zu weisen. Er sei zu jung, habe schon alles Mögliche versucht und nie richtig Fuß fassen können. Er habe zwar Jura studiert, aber anstatt anschließend bei irgendeiner Kanzlei anzufangen,
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