Affären? Nein Danke!
“Süß?”
Sie war eins fünfundsiebzig ohne Schuhe und wog gut sechzig Kilo. Sie war weder zierlich noch ein zartes Pflänzchen. Sie war Ärztin und alles andere als süß. Noch nie hatte sie jemand süß genannt. Vielleicht umwerfend. Attraktiv. Hoheitsvoll. Aber süß? Niemals.
“Doch, doch”, murmelte Gage und rückte so nah an sie heran, dass Janet, die ihm ausweichen wollte, fast von der Bank fiel.
Janet war wütend und gleichzeitig wollte etwas in ihr unbedingt, dass er sie süß fand. Warum in aller Welt?
Als Nächstes spürte sie Gages Arm um ihre Schultern. “Wenn wir eine Beziehung haben werden, dann musst du dich daran gewöhnen, mich zu mögen”, sagte er. “Das kann doch nicht so schwer sein.”
“Ich mag Sie nicht”, beharrte sie und starrte dabei auf seine verführerischen Lippen.
“Wenn schon, dann heißt es: ich mag dich nicht”, korrigierte er. “Aber das stimmt ja nicht. Du magst mich, und ich werde es dir beweisen.”
Sie wusste, was jetzt kam. Ihre innere Stimme rief ihr zu, aufzustehen und zu gehen. Doch Janet saß da wie angewurzelt. Ihre Lippen prickelten erwartungsvoll.
Gage näherte sich ihr. Sie sah das Funkeln in seinen Augen.
Stopp! rief die Stimme in ihrem Kopf.
Lass ihn doch, mischte sich ein kleiner Teufel ein.
Janet war hin- und hergerissen zwischen ihren eingewurzelten Ängsten, ihrer seit ewigen Zeiten eingeübten Selbstbeherrschung und jenem ganz neu entdeckten Wildfang in ihr, der sich ins Abenteuer stürzen wollte.
Sie kam Gage entgegen und seufzte leise.
Zärtlich strich er mit den Lippen über ihren Mund. Langsam, sanft und verführerisch. Doch dann vertiefte er den Kuss, gab seinem Verlangen nach, und Janet spürte, wie Wärme ihren gesamten Körper durchströmte. Lust stieg in ihr auf, und sie erwiderte den Kuss mit Leidenschaft.
Gage war kein Anfänger. Oh nein, er wusste, was er tun musste, um ihr Begehren zu steigern. Es kümmerte ihn nicht, dass das halbe Restaurant zuschaute. Einige Gäste kicherten. Ein Mann murmelte: “Muss Liebe schön sein …” Obwohl es doch gar keine Liebe war. Aber das konnte der Mann ja nicht wissen.
Es war doch bloß ein Kuss.
Nichts Besonderes. Nichts, worüber es sich nachzudenken lohnte. Die Leute küssten sich doch ständig. Und es führte oft zu gar nichts. Außerdem war Janet vielleicht spröde, aber nicht unerfahren. Obwohl der letzte Kuss drei Jahre zurücklag. Trotzdem kein Grund, jetzt abzuheben.
Leider hob sie gerade ab. Sie küsste Gage, als gäbe es kein Morgen. Als habe sie vor Lust allen Verstand eingebüßt.
Die Welt um sie herum trat in den Hintergrund. Alles, was sie wahrnahm, war Gage Gregory. Wie er sich anfühlte, wie er duftete.
Sinnlich. Männlich.
Göttlich.
Gage küsste sie hart und fordernd, dann wieder weich und zärtlich. Er brachte sie zur Raserei. Nur mit einem Kuss. Janet hatte so etwas noch nie erlebt.
Er presste Janet an sich. Sie spürte nur zu deutlich, wie sehr der Kuss ihn erregte. Offensichtlich war es ihm gleichgültig, ob sie ihn mochte oder nicht. Er jedenfalls mochte sie, daran gab es keinen Zweifel.
Ihr Körper reagierte mit einer Intensität, die Janet bisher fremd gewesen war. Ihre Brustspitzen wurden hart und richteten sich auf. Sie spürte ein erregendes Ziehen im Bauch, und ihre Gedanken verschwammen.
Aber das konnte und durfte nicht sein. Janet Hunter war keine Frau, die man so leicht um den Finger wickeln konnte. Ein Kuss konnte doch nicht die Welt aus den Angeln heben! Sie musste einfach aufhören, den Kuss zu erwidern.
Aber warum? flüsterte das kleine Teufelchen in ihr. Du genießt es doch.
Schwer atmend löste sich Janet von Gage und sah in seine Augen. Was sie darin las, war grenzenloses Erstaunen. Sie begann, sich zu fürchten. Sie wollte nicht verantwortlich sein für diesen Blick. Er schaute sie an, als habe er eine Goldmine entdeckt.
Du willst doch gar nicht, dass es aufhört, meckerte das Teufelchen.
Ich muss das hier sofort beenden. Ein für alle Mal, befahl sich Janet streng.
“Wow”, sagte Gage mit weicher Stimme.
Janet senkte beschämt den Blick. Ihre Lippen brannten, aber es war ein köstliches Gefühl. Ihr fiel nichts ein, was sie hätte sagen können.
In diesem Augenblick wurde das Essen serviert und löste zumindest dieses Problem.
“Wer bekommt das Thunfischsandwich?”, fragte die Kellnerin, die zwei Teller in den Händen hielt. “Oder möchten Sie noch einen Moment mit dem Essen warten?”
“Ich bekomme den Thunfisch!”,
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