Affären? Nein Danke!
meldete sich Janet rasch. Die Kellnerin stellte die Teller ab und versprach, sofort neue Getränke zu bringen.
“Setz dich da rüber”, befahl Janet und schob den Teller mit Gages Clubsandwich zum anderen Ende des Tisches.
“Erst, wenn du sagst, dass du mich magst.”
“Darauf kannst du lange warten.”
“Deine Mutter hat recht. Du bist wirklich stur.” Gage schüttelte den Kopf. “Sag bloß nicht, ich muss dich noch mal küssen.”
“Wehe!”, warnte Janet und fuchtelte mit ihrer Gabel. Sie hatte nicht vor, nachzugeben. Ein Kuss machte noch keine Beziehung.
“Wir sind doch zusammen, oder?”, neckte er sie.
“Iss dein Sandwich”, erwiderte sie kühl.
“Na schön.” Er zwinkerte ihr zu. “Aber bilde dir nicht ein, dass du so schnell davonkommst.”
Du Dummkopf! schalt Gage sich. Schon wieder war er jemandem zu Hilfe geeilt, ohne an die Konsequenzen zu denken.
Wann würde er es endlich lernen?
Gage starrte auf den Karteikartenstapel, der vor ihm lag, und versuchte, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Janet war weggefahren, um im Well Baby Hospital Impfungen für bedürftige Kinder durchzuführen. Für den Rest der Woche würde sie damit beschäftigt sein. Gage war froh, dass sie nicht da war. Ohnehin fiel es ihm schwer, an etwas anderes zu denken als an ihre strahlend blauen Augen, ihre tolle Figur und ihr aufregendes Parfüm.
Außerdem ging ihm das Mittagessen mit ihr nicht aus dem Sinn, an dem er Hals über Kopf zumindest verbal zu ihrem Liebhaber avanciert war – und wenn es auch nur geschehen war, um Gracie zu besänftigen.
Er gestand sich ein, dass er gar nicht so unerfreut über die plötzliche Wendung war. Denn eigentlich fand er die Aussicht darauf, mit Janet auch privat Zeit zu verbringen, höchst verlockend. Und er wusste, dass sie ihn hätte gnadenlos abblitzen lassen, wenn er sie auf konventionelle Art um eine Verabredung gebeten hätte. Abgeblitzt war er jetzt jedoch auch. Und zwar ziemlich brutal.
Es war ein Fehler gewesen, Janet in dem Restaurant zu küssen.
Er hatte es getan, um ihr etwas zu beweisen, doch mittendrin hatte er einfach vergessen, was das war. Das Verlangen hatte ihn einfach überwältigt.
Ganz abgesehen von Janets hingebungsvoller Erwiderung seines Kusses. Hingebungsvoll, ja. Und leidenschaftlich. So sehr, dass es Gage immer noch erregte, wenn er daran dachte.
Egal, was sie behauptete, sie mochte ihn.
Jedenfalls in erotischer Hinsicht. Begehren stieg in ihm auf, wenn er daran dachte, wie es wohl sein würde, sie zu lieben.
Seufzend massierte Gage seine Schläfen. Eine Beziehung mit einer Kollegin anzufangen war keine gute Idee. Was hatte er sich bloß dabei gedacht?
Um die Wahrheit zu sagen, hatte er überhaupt nicht gedacht. Er hatte instinktiv reagiert.
Mal wieder.
Wie damals, als er die Frau heiratete, die jetzt seine Exfrau war.
Pauline und er waren Kommilitonen an der Universität gewesen. Flüchtige Bekannte, weiter nichts. Als sie von einem anderen Mann schwanger wurde und der Kindsvater sie sitzen ließ, suchte sie eine Schulter zum Ausweinen. Gage bot sie ihr. Er half ihr. Es war ein gutes Gefühl, für jemanden da zu sein.
Dann warfen ihre Eltern sie aus dem Haus. Sie hatte keine Bleibe und kein Geld, um das Studium zu beenden. Ihre Verzweiflung ging Gage so nah, dass er sie spontan bat, seine Frau zu werden.
Exakt sieben Wochen war er unglaublich stolz auf sich gewesen. Er war der barmherzige Samariter. Pauline zog zu ihm in sein winziges Apartment nahe der Universität. Er war ein guter Ehemann. Er kochte, putzte, sorgte für Pauline. Er freute sich darauf, ein Kind zu haben. Obwohl er Pauline nicht liebte, war er sicher, dass sie eine gemeinsame Zukunft hatten.
Liebe war doch gar nicht so wichtig, oder?
Bald darauf wusste er es besser.
Pauline hatte eine Fehlgeburt. Danach fand Gage schnell heraus, dass Liebe in einer Partnerschaft ziemlich wichtig ist. Nachdem die Aussicht weg war, Vater zu werden, bröckelte die Ehe und wurde schließlich geschieden.
Nach dieser traurigen Erfahrung schwor sich Gage, dass er ohne wahre Liebe niemals mehr heiraten würde.
Es brauchte natürlich keinen Psychologen, um herauszufinden, weshalb er so gern den barmherzigen Samariter spielte. Seine Kindheit war überschattet von der langen Krankheit seiner Mutter. Ihre Krankheit war der Hauptgrund gewesen, weshalb er aufhörte, als Kinderstar in der Fernsehwerbung aufzutreten. Er bedauerte es nicht, weil es ihm mehr Freude bereitete, sich um seine
Weitere Kostenlose Bücher