Affären? Nein Danke!
uns rüber ins Esszimmer gehen.”
“Erzählen Sie mir, wie Sie darauf kamen, die Gregory-Technik zu entwickeln”, forderte ihr Vater Gage auf, während sie hinüber ins Speisezimmer gingen. “Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Ihr Werdegang ist beeindruckend, und Ihr Einfluss auf die jungen plastischen Chirurgen in diesem Land nicht zu unterschätzen. Außerdem habe ich erfahren, dass Sie ein Kinderstar im Fernsehen waren. Auf dem College habe ich ein paarmal in Theaterstücken mitgespielt. Scheint, wir hätten eine Menge gemeinsam. Hochinteressant, dass Sie nun gerade der Freund meiner Tochter sind.” Er warf Janet einen Blick zu, der wohl aussagen sollte, dass er sich kaum vorstellen konnte, was ein Mann wie Gage an ihr fand.
Sie hätte eigentlich mittlerweile in Bezug auf seine Missachtung ein dickes Fell haben müssen. Doch es tat immer wieder weh. Irgendwie hoffte sie immer noch verzweifelt auf ein bisschen Anerkennung für jene Person, die sie war, und für das, was sie erreicht hatte.
Janet half Gracie, das Essen aufzutragen. Dann setzte sie sich neben Gage. Er sprach gerade mit ihrem Vater über knifflige Probleme der Schönheitschirurgie. Es war lange her, seit Janet ihren Vater zum letzten Mal in so angeregter Stimmung erlebt hatte.
Schade, dass es ihr niemals gelang, dieses Interesse bei ihm zu wecken. Warum konnte er ihr nicht genauso viel Anerkennung geben wie einem Mann, den er erst seit wenigen Minuten persönlich kannte? Und da war noch etwas anderes. Ein widerliches Gefühl, für das sie sich sofort schämte. Neid. Sie war neidisch auf Gage, der in fünf Minuten geschafft hatte, was sie seit dreißig Jahren vergeblich zu erreichen versuchte. Den Respekt ihres Vaters zu gewinnen.
“Sagen Sie, Dr. Gregory, weshalb haben Sie die Schönheitschirurgie an den Nagel gehängt?”, erkundigte sich ihr Vater und fügte rasch hinzu: “Falls Ihnen diese Frage nicht unangenehm ist, natürlich. Weshalb arbeiten Sie nun als Kinderarzt?”
Vermutlich hatte Gage es nicht mitbekommen, doch Janet hörte den abfälligen Unterton in der Stimme ihres Vaters genau, als er das Wort “Kinderarzt” aussprach. Sie wusste, dass er Kinder nicht besonders mochte. Während ihres Studiums hatte sie immer wieder versucht, Interesse für die plastische Chirurgie aufzubringen, um ihrem Vater einen Gefallen zu tun, doch das Gebiet, wo sie wirklich gut war, war die Kinderheilkunde. Deshalb rieten ihre Professoren ihr dazu, Kinderärztin zu werden.
Trotzdem war sie entschlossen, denselben Karriereweg wie ihr Vater einzuschlagen. Umso enttäuschter war sie, als Niles Hunter sich weigerte, ihr für die Bewerbung um eine Assistenzarztstelle eine Referenz auszustellen.
“Hör auf, dich auf andere Leute zu verlassen”, hatte er sie angeschnauzt. “Du solltest auf eigenen Füßen stehen. Sei unabhängig.”
Danach hatte sie sich voller Enthusiasmus endlich ihrer wahren Bestimmung – der Kinderheilkunde – zugewandt, und es ertragen, dass ihr Vater die Nase rümpfte.
Gage zögerte einen Moment mit seiner Antwort, um seine Worte genau abzuwägen. Ihm war klar, dass er eine Gratwanderung vor sich hatte. “Nachdem ich die Gregory-Technik entwickelt hatte, hatte ich das Gefühl, ich könne auf dem Gebiet der Schönheitschirurgie nichts mehr erreichen.”
Janets Vater schüttelte den Kopf. “Welch ein Jammer. Ein Mann von Ihrem Talent verschwendet sein Genie aufs Kurieren von Windpocken, Pseudokrupp und Masern.”
Gage ballte die Fäuste, um seinen Ärger zu bezwingen. Dieser Mensch hatte ihn gerade beleidigt. Ihm lag schon eine spitze Antwort auf der Zunge, doch er unterdrückte sie. Was hatte es für einen Sinn, sich Niles Hunter zum Feind zu machen? Er hielt den Mann für einen aufgeblasenen Windbeutel, der eine Tochter wie Janet gar nicht verdient hatte.
“Ihr Boeuf Stroganoff schmeckt exquisit”, lobte Gage und lächelte Gracie zu. “Es ist das beste, das ich je gegessen habe.”
“Dann waren Sie noch nie im Russian Tea Room in New York City”, entgegnete Janets Vater. “Dort kriegen Sie das beste Boeuf Stroganoff.”
Was für ein Snob! Gage fragte sich, was dieser Typ bloß für ein Problem haben mochte. Konnte er seiner Exfrau nicht einfach ein Kompliment über ihre Kochkünste machen? Jetzt verstand er, weshalb Janet eine solche Perfektionistin war, und warum sie sich oft zur Wehr setzte, obwohl niemand sie angegriffen hatte. Es diesem Pedanten von Vater recht zu machen, musste ein Ding der
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