Affären? Nein Danke!
blieb peinlich berührt stehen.
Janet löste sich hastig von Gage und wurde rot. “Vater, ich … ich …”, stammelte sie.
Ihr Vater runzelte die Stirn und hielt abwehrend eine Hand hoch. “Kein Grund für Erklärungen. Du bist eine erwachsene Frau. Wenn du es für richtig hältst, dich in der Küche von einem Mann abknutschen zu lassen, den du kaum kennst, geht mich das nichts an.”
Ihr Puls raste. Janet fühlte sich fast so beschämt wie damals, als ihr Vater sie mit einem Studenten im Gartenschuppen erwischt hatte. Damals hatte er sie ein Flittchen genannt und noch Schlimmeres. Er verkniff sich diese Worte jetzt, doch sie wusste, dass sie ihm auf der Zunge lagen. Seine Augen blickten kalt.
Janet räusperte sich, straffte ihre Schultern und sah ihrem Vater direkt in die Augen. “Es ist nicht so, wie du denkst, Vater. Ganz und gar nicht.”
“Ach, nein?”, fragte er bissig. “Wie dann?”
Weshalb war er von ihr immer so enttäuscht? Weshalb blähte er einen mickrigen kleinen Kuss zu einem Staatsverbrechen auf? Wieso war er zu ihr immer so hart und unnachgiebig? Verflixt, sie war dreißig Jahre alt! Was in aller Welt erwartete er von ihr? Wahrscheinlich könnte sie ihm den Mond vom Himmel holen, und er würde sich bloß darüber beschweren, dass sie da oben ein Loch hinterlassen habe.
“Nun?”, insistierte er.
Ehe sie noch über eine Antwort nachdenken konnte, platzte Gage heraus: “Janet und ich sind verlobt, Dr. Hunter.”
Entsetzt starrte Janet ihn an.
“Tatsächlich?” Ihr Vater lächelte so erfreut, wie sie es noch nie an ihm erlebt hatte.
Ihr Magen krampfte sich zusammen. So viele Jahre hatte sie versucht, ihm durch das, was sie tat, ein Lächeln zu entlocken. Wie oft war sie damit gescheitert. Und nun zauberte die Ankündigung, dass sie mit Gage verlobt war, eben dieses Lächeln auf seine Lippen.
“Hm”, war alles, was sie herausbrachte.
“Wieso hast du das nicht gleich gesagt? Das ist bis jetzt das Intelligenteste, was du je getan hast, Janet.”
“Wie? Was habe ich da gerade gehört?” Gracie kam in die Küche geschossen und stieß Niles Hunter die Schwingtür in den Rücken. Er war so erfreut, dass er sich nicht einmal beschwerte. “Habe ich richtig verstanden? Du und Gage, ihr seid verlobt?”
“Du hast richtig gehört, Gracie. Aber verfall jetzt nicht in deine Hysterie”, warnte Janets Vater.
Hilfe! dachte Janet. Ich muss etwas tun. Ich muss alles abstreiten. Sofort. Doch der Stolz, den sie in den Augen ihres Vaters las, hemmte sie. Sie schwieg.
“Mein Schatz heiratet!” Gracie schlang ihre Arme um Janet und drückte sie an sich. “Du hast mich zur glücklichsten Frau der Welt gemacht, Darling.”
Janet warf Gage einen hilflosen Blick zu. Er wirkte schuldbewusst und so, als wisse er selbst nicht, wie es zu dieser Situation gekommen sei.
“Der Ring! Lass mich deinen Verlobungsring sehen.” Gracie nahm Janets linke Hand. “Aber da ist kein Ring? Wo ist der Ring?”
“Hm … ich.” Janet suchte schon wieder nach Worten. Sie war eine miserable Lügnerin.
“Ach, ich weiß”, rief Gracie. “Du lässt ihn enger machen.”
Janet nickte.
Gracie summte Wagners Hochzeitsmarsch und tanzte durch die Küche. Ihr Vater hatte sich bereits dazu aufgeschwungen, die Gästeliste zu verkünden. Die Verlobungsfeier sollte im Garden Green Acres Club, Houstons traditionsreichstem Country Club, stattfinden.
“Ihre Freunde aus Hollywood sind uns selbstverständlich willkommen”, meinte Niles Hunter zu Gage. “Laden Sie unbedingt Ihre Familie ein. Diese Verlobungsparty wird der Event des Jahres.”
Du meine Güte! Was hatte Gage da angerichtet? Nun glaubte ihr Vater, er würde endlich den Sohn bekommen, den er sich immer gewünscht hatte. Und ihre Mutter träumte vermutlich bereits von Hochzeitsglocken und weißem Brautkleid, und sah sich höchstwahrscheinlich schon als mehrfache Großmutter.
Alle waren glücklich – außer Janet.
“Darf ich dich einen Moment allein sprechen, Gage?”, fragte sie und bemühte sich um eine ruhige Stimmlage, obwohl ihr nach Schreien zumute war.
“Wir werden Coq au vin servieren, Crêpes, Bulgarischen Pilaw mit grünem Pfeffer und Fenchelgemüse und zum Nachtisch Mousse aux Noisettes. Beim Orchester denke ich an Gil Chaney”, fuhr ihr Vater fort.
“Das Aufgebot werden wir bei Harrisons bestellen. Reverend Newton soll die Trauung durchführen. Wie wär’s, wenn wir zum krönenden Abschluss Tauben frei ließen?”, warf Gracie
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