Affären
nicht. Ich hatte das schreckliche Gefühl, ungefragt einzudringen, eine Vorahnung wie Blaubarts Frau: Ich würde etwas herausfinden, das ich gar nicht wissen wollte.
»Geh du vor«, flüsterte ich und versuchte, mich zurückzuziehen, aber Miles blockierte den Weg. Ein kurzer Ruck seines Kinns genügte, um mich zurück an meinen Platz zu befehlen. Ich schluckte und schickte ein stummes Gebet, dass Dan nicht da sein möge.
Widerwillig ging ich drei weitere Stufen hoch. Die schwachen Knirschlaute wurden von der Musik überdeckt. Dann stand ich oben im dunklen Treppenhaus. Durch die offene Tür konnte ich in das beleuchtete Schlafzimmer schauen.
Dan saß auf dem Bettrand. Er war nackt, wahrscheinlich jedenfalls, denn sein Schoß wurde von Fiona verborgen, die mit dem Gesicht in seinem Schoß lag; ihr üppiger Hintern auf seinen Schenkeln. Sie trug nur einen Strumpfhalter und schwarze Strümpfe, kein Höschen. Dan hatte eine Hand zwischen ihren Beinen versteckt. Seine Finger arbeiteten in ihr. Seine andere Hand klatschte schon mal auf die wackelnden Halbkugeln ihres Hinterns, und jetzt wurde mir klar, dass dies die Quelle des unregelmäßigen Beats war, den ich über die CD-Musik gehört hatte. Jedes Mal, wenn die Hand wieder klatschte, gab sie ein miauendes Geräusch von sich und stöhnte: »Ja, ja!«
Mein Herz schien abrupt zu stoppen. Ich fühlte, dass Miles von hinten gegen mich drängte. Seine Lippen säuselten an meinem Ohr. »Ich arbeite fast jeden Abend länger«, murmelte er. »Aber nicht dienstags. Dienstags lege ich Wert darauf, früh genug zu Hause zu sein.«
Endlich begriff ich: Sie hatten mit mir gespielt. Ich fühlte, wie mir das Blut aus dem Kopf wich. Ich wandte der Szene meinen Rücken zu und versuchte, an Miles vorbeizugehen. Er stand eine Stufe unter mir, deshalb befanden wir uns mehr als sonst auf einer Augenhöhe.
»Denk an das, was ich gerade in dich hineingepumpt habe, Jill«, sagte er leise, als sprächen wir übers Wetter. »Dann kannst du immer noch entscheiden, ob deine Moral auf einer höheren Ebene liegt.«
»Du hast mich reingelegt.« Meine Stimme klang schwach, weil ich kaum Luft in den Lungen hatte. »Du Bastard.«
Seine Augen glänzten im Halbdunkel. »Es war Fiona.«
»Fiona?« Die sinnlichen Quietschlaute, die aus dem Schlafzimmer drangen, wurden lauter.
»Fiona wollte mal zwei Männer gleichzeitig erleben. Deshalb habe ich einen zweiten Mann gesucht. Es musste jemand sein, den ich für sehr diskret hielt, der sie gut behandelte und sich nicht in sie verliebte. Ich wollte meine Frau nicht verlieren. Es musste also jemand sein, dem ich vertrauen konnte.«
»Du hast dir einen verheirateten Mann ausgesucht«, zischte ich.
»Nun, wir wären beide mehr als glücklich gewesen, dich als Vierte mitzunehmen. Es war Dan, der sagte, du wärst nicht interessiert.« Er wartete einen Moment, bis ich das geschluckt hatte, dann schüttelte er den Kopf. »Um ehrlich zu sein, ich hatte meine Zweifel. Ich glaube, er wollte nur nicht zusehen müssen, wie wir vögeln, Jill.«
Die Geräusche über uns erhoben sich zu einem Crescendo. Fiona kam es. »Oh, ja, härter, härter«, kreischte sie, und die rasch verabreichten Poklatscher hörten sich wie Applaus an. Mein Herz schlug schneller. Ihr Wimmern ging in gekichertes Stöhnen über. Kurzentschlossen drehte ich mich um, marschierte die letzten Stufen hoch und gab mir nicht mehr die Mühe, leise zu sein. Ich schritt direkt ins Schlafzimmer.
Einen Moment lang war ich in der Lage, sie nicht als Dan und Fiona zu sehen, meinen Mann und meine Freundin, sondern mit den Augen einer Fremden. Eine große kurvenreiche Frau mit einem schönen cremefarbenen Po, der inzwischen erdbeerfarben strahlte. Ihre Handgelenke steckten in Wildledermanschetten, die mit einer kurzen Kette verbunden waren.
Auf ihrem Rücken stand, mit einem Filzstift geschrieben: Wärm sie erst ein bisschen auf. Ein solider, muskulöser Mann balancierte sie auf seinem Schoß. Er hatte einen behaarten Brustkorb, dunkle krause Locken vom Schweiß der Anstrengungen und der Aufregung, und seine linke Hand badete im Saft ihrer Pussy. Sie waren in ihr Tun versunken, und sie wirkten unglaublich intim, leidenschaftlich und voller Potenz.
Sie starrten mich an.
Dann sah ich sie als die Menschen, die ich kannte, und ich sah auch etwas Unmissverständliches in ihren Gesichtern: Fiona hatte meinen Auftritt erwartet, aber Dan nicht. Die Farbe wich ihm aus dem Gesicht.
»Jill?«
»Bist du hier, um
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