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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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Wand
auf, die den Raum in einem Halbkreis beleuchtete. In der Zwischenzeit hatte
sich hier nichts verändert.
    Er setzte sich auf das Sofa, um die kleine braune Flasche auf dem
Tisch in der Ecke zu beäugen. Im trüben Licht konnte er gerade eben das
abblätternde Etikett erkennen, auf dem der Name der vertrauten Flüssigkeit zu
lesen war. Daneben stand eine halb geleerte Flasche Rotwein, die mit einem
Korken verschlossen war. Wahrscheinlich war der Wein in den letzten paar Tagen
umgeschlagen. Er rieb sich mit den Händen über das Gesicht, blickte verlegen
zur Tür und wusste genau, dass er schlafen gehen sollte. Schließlich erhob er
sich und ging zur Tür. Auf einmal aber spürte er ein Ziehen im Magen. Er holte
tief Luft und kämpfte das Verlangen nieder, indem er sich die Konsequenzen
ausmalte. Er hatte es Veronica versprochen …
    Noch einmal fiel sein Blick auf die kleine Flasche. Sie sang ein
Lied von behaglichem Vergessen und von Wärme. Es war wie der Ruf einer Sirene:
unerbittlich und voll schrecklicher Schönheit. Das Verlangen brannte in ihm,
bis er am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam.
    Auf der Schwelle des Raumes blieb er noch einige Augenblicke
stehen, gefoltert und verwirrt von seinen eigenen Bedürfnissen. Dann nahm er
die beiden Flaschen und setzte sich auf das Sofa. Wenigstens für eine kurze
Zeit konnte er damit die Schuldgefühle verbannen, die an ihm nagten. Das
Laudanum würde ihm Stille schenken, alle Ängste und Zweifel von ihm nehmen. Ja,
die Droge würde die Schmerzen lindern, und morgen, so sagte er sich, als er
sich ein wenig aus der so harmlos aussehenden Flasche eingoss, morgen wäre ein
ganz anderer Tag. Morgen konnte er sich immer noch damit befassen.

31
    Veronica starrte den Stapel unsortierter Papiere auf dem
Schreibtisch an und seufzte. Im Büro herrschte Totenstille. Das Geplapper, an
das sie sich so gewöhnt hatte, fehlte völlig. Nur die Standuhr tickte in der
Ecke, und hin und wieder hörte sie Miss Coulthard im Nachbarzimmer einige Akten
sortieren.
    Sie lehnte sich zurück und blickte zu Newburys leerem Schreibtisch,
den der Besitzer nicht mehr angerührt hatte, seit sie das Büro in der vergangenen
Woche gemeinsam betreten hatten. Die Korrespondenz wurde im Augenblick zu ihm
nach Hause nach Chelsea weitergeleitet, wo er sich in Ruhe erholte. Seine
Begeisterung fehlte, und im Büro herrschte eine gedrückte Stimmung. Als hätte
man einem Lebewesen das Herz herausgerissen. Das Vorzimmer war längst
hergerichtet, Miss Coulthard kam wieder zur Arbeit, und Scotland Yard hatte die
Reste der Automaten beschlagnahmt, um die Beweismittel für den Prozess gegen
Chapman zu sichern. Nicht, dass sie sich deshalb Sorgen machen mussten.
Veronica war sicher, dass sie auch in der Fabrik noch genügend Spuren finden
würden, um ihn zehnmal aufhängen zu lassen. Hinzu kamen die Aussagen von Sir
Maurice und Sir Charles, beides Gentlemen und geachtete Mitglieder der besseren
Gesellschaft.
    Veronica lehnte sich an und trommelte nachdenklich mit den Fingern
auf den Schreibtisch. Die Tage nach dem Besuch im Heim waren nur schleppend
vergangen. Zwar freute sie sich, wenn die überschäumende Miss Coulthard von
ihrem heimgekehrten Bruder Jack erzählte, doch es fiel ihr schwer, den
Verwaltungsaufgaben die gebotene Aufmerksamkeit zu widmen. Es war erst wenige
Tage her, dass sie Joseph Chapman verhaftet und das Geheimnis um den Absturz
der Lady Armitage gelüftet hatten, und doch
spekulierte sie schon, was die Zukunft bereithalten mochte. Sie sehnte sich
danach, Newbury wiederzusehen und mit ihm die nächsten Abenteuer zu bestehen.
Das war reines Wunschdenken, und trotzdem half es ihr, die langweilige Arbeit
zu überstehen, die sie erledigen musste, bis Newbury ins Büro zurückkehrte.
    So beschloss sie, die Sache nicht länger aufzuschieben, und machte
sich ans Werk. Sie nahm ein paar Manuskriptseiten vom nächsten Stapel und
blätterte sie durch, um irgendwelche Hinweise zu finden, die Newbury bei der
Arbeit an seinem jüngsten Aufsatz über die rituellen Praktiken der
bronzezeitlichen Druidenstämme in Europa vielleicht brauchen konnte.
    Auf einmal klopfte es höflich an der Innentür. Veronica blickte auf
und sah Miss Coulthard, die mit einem großen Packen Papiere auf den Armen
hereinspähte.
    Â»Miss Hobbes, ich will das hier nur rasch ins Museumsarchiv bringen.
Ich bin bald

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