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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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Aufteilung sogar weitgehend gleich. Sie konnte es kaum ertragen,
die Passagierkabine anzusehen, die leeren Sitzreihen, ohne sich an das zu erinnern,
was sie in dem ausgebrannten Schiff vorgefunden hatte, wo die leeren,
zerstörten Gesichter der Toten sie anklagend angestarrt hatten. Einen Augenblick
lang glaubte sie sogar, abermals den Gestank des Wracks wahrzunehmen, den
Geruch der verbrannten menschlichen Haut, der ihr in den Nasenlöchern und im
Gaumen gebrannt hatte. Ihr Magen bebte.
    Unwillig schüttelte sie den Kopf, als sie erkannte, dass sie sich
krampfhaft am Geländer festhielt. Auf einmal wurde ihr schwindlig, als stürzte
sie bereits über das Geländer zum Boden der Fabrikhalle. Sie schloss die Augen,
und das Gefühl verging. Dann nahm sie sich zusammen und atmete tief durch. Es
nützte ja nichts, der Melancholie nachzugeben. Wohin das führte, hatte sie
schon vor langer Zeit gelernt. Was geschehen war, war geschehen, und nun galt
es vor allem herauszufinden, wer für die Katastrophe verantwortlich war, und
Newbury, wenn nötig, dabei zu helfen, die Schuldigen vor Gericht zu stellen.
Sie atmete tief durch und hoffte, dass die anderen ihre kurze Benommenheit
nicht bemerkt hatten.
    Unter ihr schleppte ein Mann einen großen Spiegel quer durch die
Fabrikhalle. Sie fragte sich, ob das neue Schiff vielleicht sogar die Lady Armitage ersetzen sollte. Wahrscheinlich nicht, denn
so kurz nach dem Absturz konnten die Arbeiter mit der Konstruktion noch nicht
so weit fortgeschritten sein. Sie wandte sich vom Geländer ab. »Sie haben hier
wirklich ein beeindruckendes Unternehmen, Mister Chapman.«
    Chapman, der in ein Gespräch mit Newbury vertieft gewesen war,
drehte sich lächelnd zu ihr um. »Warten Sie, bis Sie den nächsten Hangar
sehen, Miss Hobbes. Da werden Sie erst staunen.« Er nickte in die Richtung der
Arbeiter drunten. »Kommen Sie, wir wollen es uns aus der Nähe ansehen.« Er
führte sie weiter über den Laufgang, ihre Füße klapperten laut auf den
Metallstreben. Am anderen Ende des Hangars stiegen sie über eine Treppe
hinunter.
    Chapman ging zu den Männern hinüber, die an der Gondel arbeiteten,
kletterte auf den hölzernen Unterbau und spähte in die neue Gondel hinein. Er
schien zufrieden.
    Unten in der Fabrikhalle überfielen sie die Gerüche von Öl und
frischer Farbe, und es herrschte ein gewaltiger Lärm: Hämmern, Sägen, Rufe der
Arbeiter. Anscheinend war hier ein ganzes Heer von Helfern beschäftigt. Newbury
zählte mindestens zehn Leute, die umeinander zu tanzen schienen, während sie
Bauteile hin und her schleppten. Ihre Gesichter waren feucht vor Schweiß und schmutzig.
Kein Einziger schaute auch nur einen Moment von der Arbeit auf, um die
Neuankömmlinge zu betrachten, während Newbury die Konstruktion umrundete und
alles in sich aufnahm.
    Er blickte nach oben. Hoch über ihnen waren Fenster in die roten
Ziegelwände eingelassen, damit das Tageslicht hereindringen konnte. Das Dach
bestand aus Wellblechplatten, die auf einem Fachwerk aus Holzbalken ruhten. Die
Halle war riesig und doch klein angesichts der enormen Größe der Gondel, die in
ihr gebaut wurde.
    Newbury umrundete das Baugerüst, blieb neben Chapman stehen und
klopfte dem Mann auf die Schulter, um dessen Aufmerksamkeit zu erregen. Der
Fabrikant, der die Hände in die Hüften gestemmt und das Produkt seiner
Handwerker bewundert hatte, trat einen Schritt zurück und beugte sich vor, um
Newburys Frage besser zu verstehen.
    Â»Wie lange brauchen Sie, um ein solches Luftschiff zu bauen? Ganz
vom Anfang bis zum Ende, meine ich?«
    Chapman hob die Stimme, damit Newbury die Antwort hören konnte.
»Etwa drei Wochen. Dies hier ist das kleinste Modell unserer Flotte, ein
Passagierschiff. Der Rest der Einheit wird im anschließenden Hangar
geschweißt.« Er deutete zum anderen Ende des riesigen Raumes, wo ein großer
Durchgang zum nächsten Teil der Werksanlage führte. Newbury konnte gerade noch
erkennen, was dort drinnen vor sich ging. Über einem Holzgerüst wurden
Eisenträger an die richtige Stelle gehievt. Offenbar hing die ganze
Konstruktion an der Decke.
    Â»Drei Wochen? Das scheint mir eine äußerst kurze Zeit zu sein.«
    Chapman nickte. »Ich weiß. Wir haben zehn Jahre gebraucht, um die
Abläufe zu perfektionieren und alle Unzulänglichkeiten auszubügeln.« Er hustete
und

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