Affinity Bridge
schien zu überlegen, ob er sich noch eine Zigarette anzünden sollte,
entschied sich aber dagegen. »Das hier geht nach Indien.« Er nickte in die
Richtung der Gondel vor ihnen. »Es wird in zwei Tagen starten. Wir lassen es
von einem Automaten über das Meer fliegen. Auf diese Weise wird kein Pilot
benötigt, der zurückkehren müsste.« Er lächelte. »Das ist eine schöne
Kombination. Der neue Besitzer bekommt einen voll ausgebildeten Piloten dazu,
und wir sind nicht dauernd damit beschäftigt, Personal über das Meer hin- und
zurückzuschaffen.«
Newbury nickte. Er begriff, wie ausgeklügelt das System war. »Ich
bewundere Ihren Geschäftssinn, Mister Chapman. Und Ihre Arbeiter wissen
offensichtlich genau, was sie zu tun haben.« Sie beobachteten die Handwerker,
die überall herumliefen.
Newbury blickte aus dem Augenwinkel zu Veronica. Offenbar fühlte
sie sich so kurz nach dem Besuch des Unglücksorts in der Nähe eines anderen
Luftschiffs unwohl. So beschloss er, die Angelegenheit rasch voranzutreiben.
»Können wir weitergehen, Miss Hobbes? Ich würde gern sehen, wie der Ballon
konstruiert wird.«
Veronica lächelte dankbar. »Ja, genau. Mister Chapman, bitte führen
Sie uns doch weiter.«
Sie folgten dem Fabrikbesitzer durch die Halle und traten durch den
Torbogen in den nächsten Hangar. Sobald sie etwas sehen konnten, keuchte
Veronica erstaunt. Diese Halle war gut doppelt so groà wie die vorherige. Es
war eine gewaltige Kaverne, gefüllt mit allen Arten mechanischer Wunder, und
im Zentrum stand das mächtige Skelett eines Luftschiffrumpfs. Von den Fenstern
fiel in groÃen Balken das Licht herein, durchdrang den Raum und lieà die
wirbelnden Staubflocken in der Luft erglühen. Newbury blieb neben Veronica
stehen, und sie starrten die Konstruktion ehrfürchtig an. Schon war die riesige
Form des Luftschiffs deutlich zu erkennen. Es hing an einer Anordnung groÃer
mechanischer Arme unter der Decke. Auf den Holzrahmen wurden gerade
Eisenträger geschweiÃt, die heiÃen Funken regneten wie glitzernde Wasserfälle
herab. Männer, die mit Geschirren an den Deckenverstrebungen gesichert waren,
kletterten auf der Konstruktion herum. Sie hatten sich Gasbehälter auf den Rücken
geschnallt und hielten SchweiÃbrenner in den behandschuhten Händen. Andere
Arbeiter bedienten groÃe Kräne und hievten die Eisenträger an die richtigen
Stellen, damit ihre Kollegen sie verschweiÃen konnten. So etwas hatte Newbury
im Leben noch nicht gesehen. Die Kranführer saÃen in kleinen Kanzeln auf den Maschinen
und steuerten die Greifarme mit Hebeln. Die Arme liefen in groÃen Klauen aus,
mit denen sie die Eisenträger packen und präzise an die gewünschte Stelle
manövrieren konnten. Das Hebezeug war ortsgebunden und im Boden verschraubt.
Die Dampfmaschinen, die alles antrieben, wummerten laut zwischen den Wänden des
Hangars. Chapman hob beide Hände und zeigte den Besuchern die Szene.
»Beeindruckend, nicht wahr?«
Newbury konnte ihm nur zustimmen. »Wundervoll. Eine bemerkenswerte
Leistung.«
Chapman lächelte. »Ja, das ist es.« Er rieb sich die Hände. »Die
Schwierigkeit liegt natürlich in der Enge des Raumes. Wir haben leider nur den
Platz, um ein einziges Luftschiff zu konstruieren. Unlängst habe ich bereits in
Erwägung gezogen, jenseits des Flusses ein weiteres Werk zu errichten, doch um
ehrlich zu sein, hat das Geschäft mit den Automaten das zumindest vorläufig
überflüssig gemacht.«
Veronica hatte hingerissen das Skelett des hängenden Luftfahrzeugs
bestaunt. Jetzt blickte sie Chapman an. »Stellen Sie hier denn auch die
Automaten her, Mister Chapman?«
»Allerdings, Miss Hobbes. Ich muss jedoch einschränkend sagen, dass
deren Fertigung bei Weitem nicht so beeindruckend ist.« Er deutete auf das
Luftschiff. »Die Technik ist noch relativ neu, und die Entwicklung der
Einheiten ist teuer. Eine Massenproduktion ist leider frühestens in einigen
Jahren möglich. Dennoch bekommen wir immer mehr Bestellungen, und die Fertigung
ist seit ihrer Inbetriebnahme ständig ausgelastet.« Er räusperte sich. »Wir
kommen sowieso durch diesen Bereich, wenn wir zu Villiers wollen.«
Newbury sah sich nachdenklich um. »Sagen Sie mal, Mister Chapman,
warum beschäftigt sich ein äuÃerst erfolgreicher Luftschiffproduzent
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