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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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dem Boden
gerann. Barnes würde sicher viel Arbeit damit haben, das Gefährt wieder in
Ordnung zu bringen.
    Veronica hatte ihn mit im Schoß verschränkten Händen erwartet. Sie
war beinahe so bleich wie Newbury, bis ins Mark erschüttert und voller Sorge um
den Zustand ihres Vorgesetzten. Bainbridge gab sich redlich Mühe, sie mit einem
warmen Lächeln zu beruhigen. »Meine liebe Miss Hobbes, Sir Maurice wird ihnen
gewiss sehr dankbar sein, wenn er sich wieder erholt hat. Ihre Bemühungen, als
Sie die Blutungen gestillt haben, waren sicherlich entscheidend dafür, dass wir
ihn lebendig bis hierher transportieren konnten. Nun soll der Knochenflicker
seine Arbeit tun und ihn wieder auf die Beine bringen.«
    Veronica schürzte die Lippen. »Sir Charles, ich glaube, wir sollten
auch Sir Maurice sehr dankbar sein. Sein Eingreifen am Tatort hat uns alle vor
einer Katastrophe bewahrt. Er hat sich ohne Zögern den Ungeheuern in den Weg
gestellt und uns vor Schaden bewahrt. Ihm dafür das Leben zu retten, war das
Mindeste, was wir tun konnten, sofern es uns überhaupt gelungen ist.«
Würdevoll, obwohl sie über und über mit dem verkrustenden Blut ihres
Arbeitgebers bedeckt war, wandte sie sich ab. »Ich hoffe, dieser Knochenflicker
ist so vorzüglich, wie Sie ihn dargestellt haben.«
    Bainbridge nickte und wog die nächsten Worte sorgsam ab. »Sie haben
natürlich völlig recht, Miss Hobbes. Verzeihen Sie mir meine Anmaßung. Ich
wollte keineswegs die Taten unseres tapferen Freundes schmälern, sondern Ihnen
lediglich ein wenig Mut machen. Ich wollte Sie beruhigen, obwohl dies anscheinend
gar nicht nötig war. Ich fürchte, ich habe ganz vergessen, wie man sich mit
einer Dame unterhält, nachdem meine Frau gestorben ist. Heutzutage verbringe
ich meine ganze Zeit in der Gesellschaft von Männern.«
    Etwas milder gestimmt, wandte Veronica sich ihm wieder zu. »Sir
Charles, ich fürchte, es geht hier gar nicht um die Frage, ob Sie mit einer
Frau Konversation pflegen können. Mir geht es einzig und allein um Sir Maurice’
Wohlergehen.« Sie versuchte, ein wenig getrocknetes Blut von der Kleidung
abzustreifen, doch es gelang ihr nicht. »Aber nun verraten Sie mir doch, was
dieser Knochenflicker eigentlich tut.«
    Bainbridge nickte. »Er flickt, was nicht in Ordnung ist.«
    Newbury schreckte auf.
    Er atmete tief ein.
    In seinem Kopf pochte es, aber irgendwie hatte er auch das Gefühl,
er sei von einem warmen, flüssigen Glühen erfüllt, von einer Wärme, die im
Bauch ihren Ursprung hatte und bis in den Kopf aufstieg, dem Schmerz die Spitze
nahm und seinen Geist befreite, damit er in einem benommenen Dämmerzustand frei
schweifen konnte. Das Gefühl kannte er gut.
    Opium.
    Der Agent schlug die Augen auf und kniff sie sofort wieder zusammen.
Das Licht im Raum war blendend hell, klinisch und kalt, und brannte sich wie
mit heißen Messerklingen in seine Sehnerven. Noch einmal atmete er abgerissen
ein und sog die Luft tief in die Lungen. Sein Oberkörper fühlte sich an, als
stünde er in Flammen. Vorsichtig versuchte er noch einmal, die Augen zu öffnen,
und hob die Hände, um sie vor dem grellen Licht zu schützen. Tränen rannen ihm
über die Wangen. Er blinzelte, und endlich schälte sich ein Bild heraus.
    Er lag mit dem Rücken auf einem harten Metalltisch. Ein Gesicht
schwebte über ihm. Er wollte sich aufrichten.
    Â»Nein, Sir Maurice, bitte liegen Sie still. Es wird alles wieder
gut.«
    Newbury spürte eine Hand auf seiner Brust, die ihn auf dem Tisch
festhielt. Blinzelnd betrachtete er das fremde Gesicht, das ihm
entgegenblickte. Der Mann war Ende vierzig und hatte schütteres Haar und einen
sauber getrimmten schwarzen Bart. Auf dem Kopf saß eine bizarre mechanische
Vorrichtung, eine Art Gestell aus Draht, das die Schläfen und die Stirn
umschloss und mit klappbaren Hebelchen und Auslegern ausgestattet war, an denen
Geräte und gläserne Linsen hingen. Der Mann griff nach oben und zog sich eine
Linse vor ein Auge.
    Â»Wer sind Sie? Wo bin ich?« Es klang beinahe panisch.
    Â»Ich bin der Knochenflicker, und Sie sind in der Werkstatt unter
meinem Haus. Sie haben nichts zu befürchten.«
    Newbury seufzte erleichtert und entspannte sich. Bisher war er dem
Knochenflicker noch nicht begegnet, auch wenn ihm die Existenz des Mannes
durchaus bekannt war: ein Leibarzt Ihrer

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