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Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition)

Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition)

Titel: Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Schaaf
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lediglich vergessen, den Safe offen zulassen. Meinst wohl, wir würden das über dem Frühstück vergessen!´ –
    `Keineswegs!´ lautet die verblüffende Antwort. `Der Safe steht ganz zu eurer Verfügung. Den Öffnungscode habe ich obendrauf gelegt. Nehmt, was ihr kriegen könnt. Ich bleibe am Apparat, bis ihr euch überzeugt habt, dass alles genau so ist, wie ich es sage. Falls ihr das Papier nicht findet, bin ich auch, mit eurer Erlaubnis, bereit, zurückzukommen und den Safe für euch zu öffnen.´
    `Die Welt ist voller Narren und Idioten´, murmelt der Hausbesetzer, als er mit seinen Kameraden zum Geldschrank geht und tatsächlich die Anleitung an dem beschriebenen Ort vorfindet. Laut liest er die Nummernfolge vor, die eingestellt werden muss, und beginnt, an dem Rad zu drehen. Unter dem Beifall seiner Kumpane bewegt sich das Schloss, und die schwere Eisentüre lässt sich öffnen. Im gleichen Augenblick ertönt...“
    „...eine gewaltige Explosion“, nimmt ihm Anica das Wort aus dem Mund.
    „...die das gesamte Wohngebiet erschüttert, du sagst es. Und befriedigt legt der Hausherr am anderen Ende der Leitung auf. Eine Geschichte“, schließt Dragan, „aus der Reihe `Nur ein kleines Missverständnis zwischen Muhammad und Isa´.“
Anica hatte den Bildschirm schwarz gezappt und fragte nach einer geraumen stillschweigenden Weile: „Und was sollte der Mummenschanz in der Abtei mit dem borstigen Popen nun eigentlich?“
„Ich habe es meiner Mutter versprochen“, erklärte Dragan. „Und schaden kann es nicht. Zum Beispiel hast du eine Menge wunderschöner Bilder im Kasten. Mal was anderes als Krieg und Elend.“
Sie streifte ihren Overall ab und streckte sich in ihrem amarantfarbenen Body zurück, die Arme im Nacken verschränkt. „Sieh mich nicht so an“, forderte sie.
    „Wie soll ich dich nicht ansehen im selben Hotelzimmer mit dir, mit nur einem Bett“, gab er grinsend zurück. „Woran denkst du, Anica?“
    „Ach nichts, Dragan.“
    „Sag, was du denkst. Bitte.“
    „Man soll keinen Menschen zwingen, alles auszusprechen, was er denkt; es kommt manchmal komisches Zeug dabei heraus.“
    „Ich werde es nicht komisch finden, Anica, also sprich!“
    „Wie du willst. Nun, was du kürzlich gesagt hast, Dragan. In Sarajevo. Im Stari Grad. Auf meinem Zimmer.“
    „In welchem Zusammenhang.“
    „Ich habe gesagt, ich hätte so ein Gefühl. Was hast du da noch mal geantwortet?“
    „Du meinst, als du nicht in der richtigen Stimmung warst?“
    „Ja, Dragan. Ich hatte nur so ein Gefühl.“ Auf ihre Pupillen trat ein warmes Glitzern.
    „Ich sagte: `Genieß dein Gefühl, Anica, aber versuch nicht, ihm heute nachzugeben´.“
    „`Freu dich heute einfach deines Gefühls´, hast du noch gesagt, Dragan. `Wenn es ein schönes Gefühl ist´, hast du gesagt, Dragan. Und weiter?“
    „`Wenn dich dein Gefühl bei späterer Gelegenheit erneut überkommt, bist du deines Gefühls sicherer´, habe ich gesagt, Anica.“
    „Welches Gefühls sicherer, Dragan?“
    „Dass es dich nicht trügt, keine Eintagsfliege, keine Laune ist, Anica.“
    „Dann müsste ich mir auch keine Beschränkungen auferlegen und könnte alles, was aus meinem Gefühl entstünde, genießen. Ist es nicht so, Dragan?“
    „Doch, ja, Anica, falls du dann auf die entsprechende Gegenliebe stoßen würdest...“
    „Dragan...?“
    „Ja, Anica?“
    „Das Gefühl. Es ist wieder da, Dragan. Und genauso schön.“ Ihre Pupillen sprühten wie Wunderkerzen, und sie löste die verschränkten Arme, streckte sie ihm entgegen.
    „Wunderbar, Anica“, schloss er das verliebte Geschnatter, und seine Augen tauchten glanzstrahlend in die ihren.
    Später vernahm sie Dragans regelmäßige Atemzüge, ansonsten umgab sie völlige Ruhe. Trotzdem konnte sie nicht einschlafen. Die Lautlosigkeit jagte ihr eine unbestimmte Angst ein, fast mehr als sonst der Lärm. In der Stille hörte sie ihr Herz klopfen, hörte sich innerlich bluten. Tropfen für Tropfen fiel ihr Blut auf die kalten Fliesen, dann wurde ihr klar, dass der Wasserhahn im Bad nicht richtig zugedreht sein musste. Ihre Angst verging, als sie Dragan neben sich atmen hörte, sie dachte an seinen behaarten, schlanken, muskulösen Körper, diesen Astralleib, dem ein viriler Zauber anhaftete. Oftmals musste sie im Dunkeln an ihn denken, an die Berührung seiner Haut, an seinen Geruch, an das Spiel seiner Muskeln, wenn sie auf ihm lag. Sie schloss die Augen, Trommeln schlugen rasant, presto im Herzschlagrhythmus

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