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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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entwickeln könnte. Bringt man eine Gebärende zu früh zum Arzt, dann greift dieser mit einem Kaiserschnitt ein, davon war meine Oma überzeugt. Erträgt die werdende Mutter aber die Wehenschmerzen, dann öffnet sich der Körper von allein und die Geburt fällt umso leichter.
    Schließlich schrie ich so laut, dass es niemand mehr überhören konnte, und meine Oma rief endlich ein Taxi. Das brachtemich zu einer bekannten und vornehmen Hebamme, die schon mich auf die Welt gebracht hatte. In ihrer Geburtsklinik bekam ich meinen Sohn. Es war nicht einfach. Ich wusste nicht, was ich zu tun hatte, die Schmerzen überwältigten mich.
    »Du musst drücken!«, befahl mir die Hebamme. »Na los!«
    Ich versuchte es.
    »Ich kann nicht«, keuchte ich.
    Da stellte sie sich rittlings über mich, die Füße rechts und links von meinem Kopf, und drückte mit beiden Unterarmen gegen mein Brustbein und dann nach unten. So schob sie das Baby einfach aus mir heraus.
    Nun also, nach so langen Monaten voller Kummer und Schmerz, lag mein Sohn in meinem Arm. Ich konnte es nicht fassen. Er war wunderschön und hatte unglaublich viele Haare, wie ich es noch nie an einem Baby gesehen hatte. Das Wichtigste war: Er hatte meinen Selbstmordversuch und das Gift völlig unbeschadet überstanden. Darum nannte ich ihn Bernard Emmanuel, was bedeutet: Wegen Gott lebe ich noch.
    LICHT AM ENDE DES TUNNELS
    Nachdem meine Mutter verstanden hatte, dass es mir mit dem Baby wirklich ernst war, schloss sie Frieden mit mir. Sie übernahm die Kosten für die Geburtsklinik und kam mich dort besuchen. Sie war ausgesprochen lieb zu mir. Und doch hatten die Ereignisse der letzten Monate etwas zwischen uns zerstört, was nicht mehr rückgängig zu machen war. Wir hatten in den Jahren danach ein gutes Verhältnis, aber so wie früher war es nicht mehr. Und später sollte es sich wieder ganz verschlechtern.
    Als mein Baby untersucht worden war und ich mich von der Geburt erholt hatte, kehrte ich nach Bukom zurück. Ich stillte mein Kind, doch nicht lange. Schließlich war ich noch jung und wollte meine straffe Figur behalten. Während ich in Bukom war,nahm sich mein Vater eine zweite Frau. Vermutlich war er schon seit Jahren mit ihr zusammen gewesen, doch jetzt besaß er – aus unserer Sicht – die Dreistigkeit, diese Rivalin offiziell zu seiner Frau zu machen. Sicherlich steckte Tante Oforiwaa dahinter, denn ohne die Zustimmung seiner Familie hätte mein Vater diesen Schritt bestimmt nicht gewagt.
    Meine Mutter war tief gekränkt. Sie wurde von dem Mann verlassen, den sie ein Leben lang geliebt und finanziert hatte. Und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der sie seine Hilfe so dringend gebraucht hätte. Zudem ging es uns finanziell schlecht und mein Vater dachte nicht daran, uns zu unterstützen. Alles passierte auf einmal: Mein Vater zog zu seiner neuen Frau. Ich bekam mein Kind. Emily ging endgültig nach London. Und irgendwo dazwischen war noch meine fünfjährige Schwester Ama Tanowaa, die an ihrer seltsamen Krankheit litt und um die sich niemand richtig kümmerte.
    Vaters neue Frau übte einen schlechten Einfluss auf ihn aus. Sie hatte ihre eigenen Pläne und beriet ihn schlecht. So viele Jahre hatte er nun schon bei Ghana Oil eine sichere Arbeitsstelle innegehabt und gutes Geld verdient. Nun überredete ihn seine neue Frau, zu kündigen, um alle Rentenansprüche und Versicherungsbeiträge einzukassieren, die Arbeitnehmern in Ghana nach ihrer Kündigung auf einen Schlag ausbezahlt werden.
    Es handelte sich um eine beachtliche Summe, mit der die beiden ein eigenes Geschäft aufbauen wollten. An seine erste Familie dachte mein Vater nicht, was ich schließlich nicht mehr mit ansehen konnte. Ich stattete seiner neuen Frau einen Besuch ab und erklärte ihr in aller Deutlichkeit, wie schäbig sich mein Vater ihretwegen verhielt. Mein Auftritt zeigte Wirkung: Mein Vater kam seinen Pflichten seiner ersten Familie gegenüber wieder nach. Zumindest für eine Weile.
    Auch ich hatte meine Sorgen. Sosehr ich mich über meinen kleinen Sohn freute, so musste ich mich doch dringend mit der Frage auseinandersetzen, was jetzt geschehen sollte. Ich wolltewieder zur Schule gehen, das war klar. Das kostete Geld. Geld, das ich nicht besaß.
    Außerdem hatte der Junge schließlich auch einen Vater. Der wiederum saß in London und schlug sich mit der Frage herum, ob mein Baby wirklich sein Sohn sei. Fast ein Jahr hatte sich Anthony nicht gemeldet. Als er wieder anrief, entschuldigte

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