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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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Feierlichkeiten verschoben und erst ein paar Wochen oder gar Monate später nachgeholt. Die Namensgebung selbst aber muss unter allen Umständen genau am siebten Tag nach der Geburt stattfinden, da gibt es keinen Aufschub. Alle Welt schaut darauf, ob der Vater tatsächlich das Kind anerkennt, das dann automatisch den Nachnamen des Vaters erhält, selbst wenn die Eltern nicht verheiratet sind.
    Als mein Sohn geboren worden war, erschien nach der üblichen Frist kein Vater. Das war selbst in Bukom ein kleiner Skandal. Wenn die Mädchen dort auch oft schon im Alter von 14 Jahren ihr erstes Kind bekommen, so haben die meisten doch einen sich zur Vaterschaft bekennenden Mann, der nach sieben Tagen kommt, um das Ritual zu vollziehen. Ich aber hatte keinen.
    Ich tat so, als wäre mir das egal. In Wirklichkeit hat es mich sehr verletzt, dass der Mann, den ich so liebte, ausgerechnet in dieser Zeit nicht bei mir war und zu mir hielt. Hätte er nicht kommen können? Sicherlich wäre es möglich gewesen, wenn er nur gewollt hätte. Auch wenn ich darüber traurig war, ich zeigte es niemandem. Ich nannte mein Kind Bernard Emmanuel undkümmerte mich nicht um das Gerede der Frauen. Da er an einem Sonntag geboren wurde, heißt er außerdem Paa Kwesi.
    Traditionell gibt es nach einer Geburt Geschenke in Hülle und Fülle, kostbare afrikanische Stoffe und vor allem Geld. So viel Geld, dass manch kurzsichtiges junges Paare ein Kind nach dem anderen in die Welt setzt und sich mit diesen Geldgeschenken von Schwangerschaft zu Schwangerschaft über Wasser hält. Dass diese Kinder aber wachsen, dass sie ernährt, gekleidet und später zur Schule geschickt werden müssen, daran denken solche Leute nicht.
    Bei mir gab es zwar keinen Kindsvater und damit kein echtes Outdooring-Fest, dennoch waren alle in Feierlaune. Obwohl es in Bukom so viele Kinder gibt, bedeutet das Wunder einer Geburt für die Menschen dennoch eine freudige Abwechslung in ihrem Dasein. So wurde auch nach Bernards Geburt gefeiert und meine Mutter sorgte dafür, dass die Leute mitbekamen, wie gut gestellt meine Familie war.
    Es war eine groteske Situation. Ich lebte in Bukom, stammte aber aus einer vergleichsweise wohlhabenden Familie. Meine Mutter besaß, wie alle Ghanaerinnen, die es sich leisten können und etwas auf sich halten, Unmengen von kostbaren afrikanischen Stoffen. Auch ich bekam die traditionellen Geburtsbesuche, erhielt Geldgeschenke und teure Stoffe. Meine Mutter erwartete, dass ich diese auch tragen würde. Als wollte sie ihren armen Verwandten in Bukom beweisen, dass ich zu meinem Kind zwar keinen Vater vorweisen konnte, dennoch aber gutsituiert war.
    Die Tradition schreibt vor, dass die junge Mutter nach einer Geburt sechs Monate lang Weiß trägt. Ich fand das lächerlich und unpraktisch, doch meine Mutter regte sich fürchterlich auf und ermahnte mich, ich würde die ganze Familie blamieren. Schließlich gab ich nach und trug tatsächlich ungefähr eine Woche lang Weiß. Aber irgendwann setzte ich mich auf den Boden und verdarb die ganze Pracht. Meine Großmutter musste alles wieder waschen und ich beschloss, dass die weißen Stoffe ruhig wieder in den Schrank wandern konnten.
    Nach dieser Halbjahresfrist muss die Mutter dann wieder farbige Stoffe tragen und dazu schweren Goldschmuck, damit die Leute wissen, was man hat. Natürlich besaß meine Mutter Goldschmuck, den sie selbst nicht trug, sondern in einer Kassette aufbewahrte. Den brachte sie mir, als Bernard sechs Monate alt war, und erwartete, dass ich ihn tragen sollte. Ich sollte im Slum Goldschmuck tragen! Natürlich weigerte ich mich, womit ich meine Mutter unglücklich machte. Früher war ich ihre Puppe gewesen. Doch diese Zeiten waren ein für alle Mal vorbei. Außerdem hatte ich ganz andere Sorgen, als mit geliehenem Goldschmuck durch das Armenviertel zu stolzieren.
    Ich hatte beschlossen, wieder zur Schule zu gehen. Meine Oma bot sich an, den kleinen Bernard großzuziehen, damit ich meine Ausbildung beenden konnte. Das ist in Ghana durchaus üblich: Wichtig ist, dass die Kinder es gut haben. Bei meiner Großmutter wusste ich meinen Sohn in den besten Händen.
    Ich war zu dem Schluss gekommen, dass aus der Sache mit der Pilotin nichts mehr werden konnte, immerhin hatte ich ein Jahr Schule versäumt. Daher beschloss ich, eine gehobene Position in einer Bank anzustreben. Dazu erschien es mir am besten, statt des Abiturs einen Abschluss an einer Wirtschaftsfachschule zu machen. Ich meldete mich

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