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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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schlaumache.«
    »Und kann die zusammengestürzte Brücke denn helfen? Ich meine, die nutzen uns ja praktisch als Geiseln.«
    »Geiseln, das würde ich nicht sagen.« Er nippte genießerisch am Wein. »Fünf-Sterne-Resort mit Eins-A-Verpflegung. Geiselhaft sieht anders aus.«
    »Und denken Sie, die Bundesregierung wird einlenken?«
    »Klar. Alles, um unsere Bürger nach Hause zu holen. So sammeln die gleich innenpolitisch ein paar Punkte. Und niemand beschwert sich, dass wir wieder Geld zum Fenster rauswerfen. Sie werden die Banken ein bisschen entschädigen müssen. Ist aber ein Nullsummenspiel. Speziell, wo bald wieder Wahlen anstehen.«
    »Danke. Das war sehr lehrreich.«
    »Ach, und falls Sie Geld investieren wollen – ich kann da … Warten Sie, meine Karte.« Er zog eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche. Katharina nahm sie, ohne sie anzusehen.
    »Darf ich Sie noch was fragen?«
    »Nur zu!«
    »Weshalb sind Sie hier?«
    Der Versicherungs-Gigolo deutete auf einen Mann, der alleine an einem Tisch saß und missmutig an einem Stück Fleisch knabberte: Charlie Buchmann. »Ich soll dem da helfen, sein Unternehmen zu verkaufen. Ist aber eine zähe Sache.«
    »Und wer ist der Käufer? Ist der auch hier?«
    »Klar. Dieser rassistische Prolet da.« Er deutete auf Jean-Luc. »Ist zwar eigentlich geheim, also behalten Sie es bitte für sich. Aber ich sehe sowieso nicht, dass der Deal klappt.«
    »Danke.«
    »Gern geschehen.«
    Katharina kehrte an ihren Tisch zurück. Geld. Das war immer ein Motiv. Jetzt kamen sie der Sache doch schon näher. Was war, wenn jemand genau das erzwingen wollte, was jetzt passierte?
    Andreas Amendt, Javier und Sandra Herbst hatten sich entschuldigt. Sie wollten früh zu Bett. Doch Katharina hatte keine Lust, alleine zu essen. Die meisten Gäste starrten mürrisch auf das Steak vor ihnen und rammten ihr Besteck hinein, als hätte man einen Politiker für sie zubereitet. Nur einer lächelte verschmitzt vor sich hin. Alfred Norrisch, der weißhaarige Internist.
    Katharina nahm ihr Weinglas und setzte sich zu ihm. Ein Kellner brachte ihr Besteck und Norrisch schenkte ihr Wein nach.
    »Sie scheinen ja guter Laune zu sein?«, fragte Katharina neugierig.
    »Oh ja. Sie werden es nicht glauben, aber ich habe gerade die Zeit meines Lebens.«
    »Ernsthaft?«
    »Ja. Wissen Sie … mein Vater war schon Internist. Mein Großvater war schon Internist. Und mein Urgroßvater –«
    »… war Internist?«
    »Nein. Apotheker. Wollte, dass sein Sohn was Besseres wird. Aber unsere Praxis war immer im gleichen Haus. Vererbt von Generation zu Generation. Mein Sohn ist auch schon in der Facharztausbildung.«
    »Ich dachte, Sie haben eine Tochter?«
    »Ja. Zwei Kinder. Eins von jeder Sorte. Wie es sich gehört. Wie es sich schon immer gehörte in meiner Familie. Studium, Heirat, die Töchter im künstlerischen Bereich, die Söhne übernehmen die Praxis und erben auch die Patienten. Tagaus, tagein das Gleiche, als einziger Höhepunkt ein neues Ultraschallgerät dann und wann. – Ich war nie so engagiert und energisch wie Ihr Freund.«
    »Mein Freund?«
    »Na, der gut aussehende Arzt, der sonst immer bei Ihnen am Tisch sitzt.«
    »Das ist nicht mein Freund.«
    »Oh, Verzeihung. Aber ich dachte … Na ja, so kann man sich täuschen.«
    Katharinas Magen verkrampfte sich, als sie daran dachte, was sie für Andreas Amendt empfunden hatte, bevor sie erfahren hatte, wer er war. Sah man ihr das noch immer an?
    »Na ja, so eine Art Ex-Flamme«, erklärte sie unsicher, als sie bemerkte, dass Norrisch sie interessiert anblickte.
    »Dachte ich es doch. Sie wären ein schönes Paar.«
    »Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen?«
    »Übung. Ich bin seit mehr als dreißig Jahren Internist und Hausarzt. Und früher war es noch nicht so selbstverständlich, zum Seelendoktor zu gehen. Da kamen die Leute mit ihren Problemchen zu mir. – Darf ich fragen, warum Ex?«
    »Lange Geschichte.«
    »Verzeihung. Ich wollte nicht in Sie dringen. Berufsleiden, sozusagen.«
    »Aber wieso haben Sie die Zeit Ihres Lebens?«, fragte Katharina, um das Thema zu wechseln.
    Norrischs Augen glänzten vor Begeisterung: »Das wird sich für Sie albern anhören, aber … Ich wollte einmal im Leben ein großes Abenteuer erleben. Auf Expedition gehen. Zur See fahren. Ging aber nie. Und jetzt? Ein Abenteuer frei Haus. Wie bei Jules Verne. Sie wissen doch. Die geheimnisvolle Insel?«
    Schon wieder so eine Kindheitserinnerung. Susanne hatte Jules Verne

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