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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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verschlungen. Und sie hatte Katharina immer daraus vorgelesen.
    Norrisch fuhr amüsiert fort: »Ich erwarte eigentlich, dass jeden Augenblick Kapitän Nemo aus den Schmugglerhöhlen kommt und uns alle in seinem U-Boot mitnimmt. So ein richtiges Abenteuer eben. Können Sie das verstehen?«
    Katharina nickte und nahm ihr Weinglas: »Na dann: Auf Ihr Abenteuer!«

Slow Storm
     
    Ein neuer Morgen. Ein neues Erwachen vor Tag und Tau. Doch es war kühler als am Vortag, und am Himmel waren Wolken aufgezogen, die im Schein der aufgehenden Sonne feurig glühten. Katharina war dankbar für den Temperaturwechsel. Und so absolvierte sie ihr Sportprogramm mit noch mehr Engagement als an den anderen Tagen. Dann ging sie zurück zu ihrem Bungalow, um zu duschen und sich für das Frühstück umzuziehen.
    Das Rauschen wollte nicht aufhören. Hatte sie vergessen, die Dusche abzudrehen? Katharina sah nach: Dort, wo eben noch ihr Freiluftbadezimmer gewesen war, war jetzt nur noch ein dichter, undurchsichtiger Schleier aus Regen. Jetzt verstand Katharina, warum in einem Ständer neben der Tür des Bungalows ein großer Regenschirm steckte.
    Sie schlüpfte in ihre Kleider und wartete ab. Doch auch nach einer halben Stunde hatte der Regen nicht mal angefangen nachzulassen. Hoffentlich war der Bungalow dicht. Sei’s drum: Sie hatte Hunger und nichts zu essen. Also spannte sie den Regenschirm auf und trat auf die Veranda, aber nur, um gleich wieder umzukehren, sich die Schuhe auszuziehen, in Flipflops aus Plastik zu schlüpfen und sich die Hosenbeine hochzukrempeln. Dann watete sie durch den Regen zum Restaurantpavillon.
    Der Pavillon war auf Stelzen gebaut, wie auch die Bungalows. Offenbar gab es hier solche Regenfälle öfter, denn Augustin und seine Kollegen, die Kaffee und Frühstück zu den Tischen brachten, wirkten nicht weiter besorgt. Einer von ihnen nahm Katharina den Schirm ab und gab ihr ein Handtuch.
    Auch Javier und Andreas Amendt schienen vom Regen überrascht worden zu sein. Sie saßen an einem Tisch in der Nähe des Feuers und wärmten sich. Anton, das Warzenschwein, leistete ihnen Gesellschaft.
    Katharina warf dem Tier ein Brötchen zu. Anton ließ sich elegant auf seine Vorderbeine nieder und machte sich genießerisch über den Leckerbissen her.
    In diesem Moment drangen Rufe durch den dichten Regenvorhang: »Doctor. Doctor.«
    Einer der Angestellten brach durch den Regenschleier. Er war tropfnass, doch er lief direkt auf Amendt zu, ohne sich darum zu scheren. »Doctor! Please come!«
    Andreas Amendt sprang auf. Über die Schulter rief er Augustin zu: »Finden Sie Sandra!« Dann tauchte er in den Regen ein. Katharina war geistesgegenwärtig genug, sich ihren Schirm zu schnappen, bevor sie ihm nacheilte.
    Die Bungalowtür stand offen. Katharina warf den Schirm auf die Veranda, ohne ihn zu schließen, streifte ihre Flipflops ab und trat ein. Amendt saß bereits auf der Bettkante neben dem Patienten.
    Oh nein! Es war Norrisch. Sein Gesicht war fahl, seine Augen gelb und blutunterlaufen. Sein Haar klebte am Kopf. Er atmete flach und schnell, seine Augen flatterten.
    »Doktor Norrisch, bleiben Sie bei mir! Seit wann haben Sie die Beschwerden?«, fragte Amendt drängend.
    Norrisch antwortete nicht. Katharina setzte sich auf die andere Seite des Bettes und nahm seine Hand. Sie war kalt und klebrig. »Gestern Abend war er noch völlig gesund. Ich habe mich die ganze Zeit mit ihm unterhalten. Er war irgendwie merkwürdig glücklich, weil er endlich mal ein echtes Abenteuer erlebt.«
    »Na, das hat er ja –« Andreas Amendt musste Katharinas giftigen Blick bemerkt haben und schluckte die Geschmacklosigkeit runter, die ihm auf der Zunge lag: »Haben Sie irgendwas bemerkt? Appetitlosigkeit? Müdigkeit oder so?«
    »Nein«, antwortete Katharina. Norrisch hatte mit Begeisterung zugelangt, im Gegensatz zu den anderen Gästen.
    »Verdammt. Das ist ein fulminantes Leberversagen. Aber dass das so schnell einsetzt …«
    Sandra Herbst kam durch die Tür, ihre Arzttasche umklammernd. Sie schob Andreas Amendt beiseite, beugte sich zum Patienten herab und leuchtete ihm in die Augen; Norrisch stöhnte und drehte den Kopf weg. »Leberversagen«, bestätigte sie Amendts Diagnose. »Irgendeine Idee zur Ursache?«
    »Was ziemlich Schnelles. Frau … Yamamoto meint, dass er gestern Abend noch fit war.«
    »Aggressive Hepatitis. Oder Vergiftung.«
    »Und jetzt?«
    »Virostatikum? Entgiftung?«
    »Keine Ahnung. Wenn wir Pech haben …« Er brachte

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