Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
Vom Netzwerk:
1219 Romans weiter so vorgehen? Oder planten sie einen ganz großen Anschlag? Wenn ja, wie und wann? Eine Massenvergiftung? Sprengstoff? Es würde schwer werden, die Gäste davor zu schützen. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass es ihr lieber wäre, der oder die Täter würden sich einen nach dem anderen vornehmen. Mit jeder Tat würde sie mehr Spuren sammeln können. Und die Überlebenschance für die anderen stieg. Ein zynisches Kalkül, aber was blieb ihr anderes übrig?
    »Komm schon, Andreas. Ich weiß doch, dass du spielen willst.« Sandra Herbsts Stimme riss Katharina aus ihren Gedanken. Tatsächlich. Andreas Amendt schaute sehnsüchtig auf die Bühne. »Nun geh schon«, drängte die Ärztin. Auch der Gitarrist sah ihn fragend an und deutete auf sein Instrument. Andreas Amendt gab nach und ging auf die Bühne. Nicht wieder »Autumn Leaves«, flehte Katharina innerlich. Sie wurde erhört: Er fing einfach an, mit den Musikern zu jammen.
    »Bereit für eine Runde Tango?« Der Freiherr war an Katharinas Tisch getreten. Na, wenn es denn sein musste. Katharina erhob sich und ließ sich zur Empore führen.
    »Nun, Sie kennen das ja schon. Jeder kann Tango tanzen. – Und wer möchte …«, wandte sich der Freiherr an sein Publikum.
    Er braucht nicht weiterzusprechen. Stühle wurden zurückgeschoben, Aufforderungen ausgesprochen. Selbst Harry hatte sich erweichen lassen und Sandra Herbst aufgefordert. Die beiden älteren Ehepaare, Pfarrer und Metzger, nutzten dankbar die Gelegenheit, dem Studienrat zu entkommen. Die Bronskis ließen sich gleichfalls herab.
    Die Jack-ooo erlaubte sich wieder einen großen Auftritt. Sie packte den Versicherungs-Gigolo an der Hand, der gerade redlich bemüht war, die professionelle Witwe aufzufordern, die sich aber standesgemäß zierte. Mit einem »Jeder Widerstand ist zwecklos«-Griff zerrte die Jack-ooo ihren Auserwählten auf die Tanzfläche. Jean-Luc hatte sich den Rauschgoldengel auserkoren, der sich, wohl in der Hoffnung zu erfahren, wer denn ihr heimlicher Verehrer war, der Aufforderung hingab. Darissa von Heuth blieb schmunzelnd an ihrem Tisch zurück. Dafür schubste eine Frau ihren etwas kleineren und schmaleren Mann auf die Tanzfläche, der, die Augen zum Himmel verdreht, um Erlösung flehte.
    Apropos Erlösung, was machte Javier denn da? Er forderte tatsächlich die professionelle Witwe auf, die sich angesichts seines Priesterkragens sicher wähnte und ihm folgte. Südamerikaner! Offenbar konnte auch ein Priester einem Tango nicht widerstehen.
    Selbstsicher wie ein Torero führte der Freiherr seine Partnerin und damit die Gäste durch den Paso Basico. Täuschte Katharina sich oder war der Griff an ihrem Rücken fester als beim letzten Mal? Zog er sie näher zu sich heran?
    »Sie bleiben bei Ihrer Geschichte von der Unternehmensberaterin für Sicherheitsfragen, die zufällig auf Urlaub hier ist?«, fragte von Weillher, während er sie mit Schwung über die kleine Empore führte.
    »Wieso sollte ich nicht?«
    »Ach, kommen Sie. Von Ihrem Tisch aus haben Sie die anderen Gäste beobachtet. Und sich die gleiche Frage gestellt wie ich.«
    »Und die wäre?«
    »Welche wohl? Wer wird der Nächste sein?«
    »Der Nächste?«
    »Frau Yamamoto, könnten wir mit der Scharade aufhören? Fünf Tote. Und dann die Drohung vorhin …«
    »Das Kriminalspiel. Dörings Idee.«
    »Selbst Döring ist nicht so geschmacklos. Kann aber gut improvisieren, das muss ich ihm lassen. – Also? Auf wen tippen Sie?«
    Katharina seufzte: »Ich habe keine Ahnung.«
    Der Freiherr führte sie so, dass sie das Publikum sehen konnten. Unauffällig deutete er mit dem Kopf auf einzelne Paare: »Es gibt Hauptakteure. Solche, die auffallen. Dieses Architektenpaar. Die Jack-ooo. Der Franzose. Vielleicht noch der Krimifan, die mit dem anderen Architekten hier ist. Und wir haben Randfiguren, die sich lieber im Hintergrund halten. Wen würden Sie als Erstes umbringen?«
    »Kommt drauf an, was ich erreichen will. – Woher wissen Sie eigentlich so viel darüber?«
    »Ungefähr dreihundert Bälle in meiner Jugend. Alle mit Hintergedanken. Da lernt man das.«
    »Hintergedanken? Mord?«
    »Nein, nicht so dramatisch: Geschäftspläne. Elegant arrangierte Heiraten und Liebeleien. So etwas wurde in meiner Familie auf Bällen oder bei der Jagd verhandelt. Adel eben.« Drei schwungvolle Drehungen später fuhr er fort. »Ich tippe auf eine Randfigur. Die niemand so schnell vermisst. Der Täter will ja keine Panik erzeugen,

Weitere Kostenlose Bücher