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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Einweghandschuhe. Richtig. Sie hatte ihr letztes Paar im Bungalow von Norrisch verbraucht. Also nahm sie ihr Taschenmesser – nach dem Zwischenfall mit Claudia Weisz hatte sie es wieder in ihre Tasche gepackt – und zog die Pinzette hervor.
    Damit wollte sie die CD schon aus der Schublade nehmen, als hinter ihr jemand neugierig fragte: »Was machen Sie denn da?«
    Kristina, der Krimi-Fan. Musste das sein? Und was sollte sie antworten? Na klar. Die Wahrheit. Zumindest halbwegs. »Ich sichere Beweise. Für unser Krimispiel.«
    »Sollen wir das nicht morgen selbst machen?«
    »Na ja, ich wollte Ihnen an der CD zeigen, wie man Fingerabdrücke sichert. Und da soll ja niemand die wertvollen Spuren verwischen.«
    »Wow. Echt? So was können Sie? Woher denn?«
    Bevor sie sich’s versah, hatte sich Katharina verplappert: »Ich bin Kriminalpolizistin.«
    Verdammt. Doch eine Stimme neben ihnen rettete sie: »Ehemalige Kriminalpolizistin. Frau Yamamoto arbeitet jetzt als Beraterin für Sicherheitsfragen.« Andreas Amendt.
    »So eine Art Privatdetektivin? Wie Hercule Poirot?«
    »Mehr wie Mike Hammer«, erwiderte Amendt schmunzelnd.
    Kristina fragte begeistert: »Und Sie sind Arzt. Doch nicht etwa Gerichtsmediziner, oder?«
    Er antwortete ertappt: »Doch. Gerichtsmediziner.«
    Augustin kam mit einem Papierumschlag zurück. Kristina sah fasziniert zu, wie Katharina die CD mit der Pinzette am Rand fasste und vorsichtig eintütete. Katharina wurde klar, dass sie wohl mit Publikum spielen musste. Aber warum auch nicht? Sie nahm ein Notizbuch und einen Stift hervor und wandte sich an Augustin. »Sie haben heute Abend die Anlage bedient? Können Sie kurz den Ablauf schildern?«, fragte sie in ihrem offiziellsten Tonfall.
    Augustin brauchte einen Moment, bis er begriff: »Was, ich …? Ach so!« Er plusterte sich ein wenig auf. »Ja. Ich habe die Anlage bedient. Vorhin habe ich das Radio angeschlossen und angeschaltet für die Übertragung der Debatte.«
    »Und was ist danach passiert?«
    »Plötzlich hat die Anlage die Nachricht abgespielt.«
    »War jemand in der Nähe der Anlage, als das passierte?«
    »Nein, ich habe niemanden gesehen«, sagte er, dramatisch mit den Augen rollend.
    »Wer hat alles Zugang zu der Anlage?«
    »Eigentlich jeder. Die steht hier ja frei herum.«
    »Hat die Anlage eine Fernbedienung?«
    »Ja. Moment.« Augustin tastete die Brusttaschen seines Hemdes ab. »Sie ist weg. Sie muss mir aus der Tasche gefallen sein in der Hektik.«
    »Vielleicht hat er sie irgendwo hingelegt, als er die Anlage eingeschaltet hat?«, fragte Kristina im Bemühen, hilfreich zu sein. »Und jemand hat sie genommen?«
    So war es vermutlich gewesen. Doch was hatte Döring gesagt? Katharina solle den Gästen etwas über kriminalistische Arbeit beibringen? »Guter Einwand. Falscher Ort. Wenn man einen Zeugen vernimmt, legt man ihm niemals etwas in den Mund.«
    »Aha. Verstehe.« Kristina nickte. »Kommt nicht wieder vor.«
    »Schon gut. Sie üben ja noch. Aber wir fangen erst morgen mit dem Spiel an. Das hier war ein kleiner Bonus für Ihre Neugier, die wichtigste Eigenschaft für einen Kriminalisten. Und jetzt …«
    »Ja, ja, schon gut. Ich gehe auf meinen Platz zurück und freue mich auf morgen.«
    Sie tänzelte begeistert davon.
    »Sie hätten ihr vielleicht sagen sollen, dass Neugier auch die gefährlichste Eigenschaft für einen Kriminalisten ist«, sagte Andreas Amendt kopfschüttelnd.
    Augustin fragte plötzlich leise: »Wir stecken so richtig im Schlamassel, oder?«
    Katharina nickte unmerklich. Augustin flüsterte: »Ich bewaffne meine Männer.«
    »Betäubungspistolen? Nützt das was?«
    »Ein Schuss aus so einer Pistole fällt einen wütenden Pavian in Sekunden. Ich denke mal, bei Menschen hat er die gleiche Wirkung.«
    Ein wenig später brachten Augustin und seine Männer wieder ihre Instrumente auf die kleine Bühne. Katharina sah, dass alle unter ihren Gewändern verdächtige Ausbuchtungen hatten.
    Der Sekt hatte bereits seine Wirkung gezeigt: Die Gäste stürzten sich enthusiastisch in das Singen des Mafia-Island-Liedes; das Ringen um Konsonantenreihen und Klicklaute endete auch diesmal öfters in wildem Gelächter. Katharina dachte an den ersten Abend, an dem sie versucht hatten, das Lied zu singen. An Norrisch, der begeistert mitgesungen hatte. Nun hatte sein Abenteuer doch kein Happy End gefunden.
    Sie betrachtete die anderen Gäste. Der Anschlag auf Norrisch war sehr gezielt gewesen. Genau geplant. Würden die

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