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African Queen

African Queen

Titel: African Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Timmerberg
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aber wie Sie sehen, sitzt eines meiner drei Kinder auf dem Beifahrerplatz, und auf der Rückbank schlafen die anderen zwei. Ich kann Ihnen deshalb nur die Ladefläche anbieten. Seitdem macht ihm der Staatsanwalt Probleme, wo er nur kann. Er macht ihm sogar da Probleme, wo er eigentlich nicht kann. Selbst den Polizisten, die ihn gestern verhaftet haben, war die Sache peinlich. «Und wie hast du geschlafen?», frage ich. «Gut», antwortet Gabriele, «sehr gut.» Und dann sagt er einen Satz, den ich mir merken werde: «Alles, was du in afrikanischen Gefängnissen brauchst, um gut zu schlafen, ist ein Handy und Geld.»
    Mit dem Geld hat er dafür gesorgt, dass ihn niemand grob behandelt, und mit dem Telefon mobilisierte er a) seine Freunde und b) des Staatsanwalts Feinde. Gabriele pflegt gute Beziehungen zu dessen Vorgesetztem in der Bezirkshauptstadt Nampula. Heute Morgen hat er ihn erreicht, eine halbe Stunde später war er frei. Nur ein Frühstück haben sie ihm nicht serviert, das holt er mit uns nach. Ein Superfrühstück nebenbei. Brötchen auf italienische Art, selbstgemachte Marmelade, literweise Cappuccino, dazu ein freundliches Lüftchen vom Meer und güldene Sonnenstrahlen auf dem türkisblauen Indischen Ozean, auf den wir von seiner Frühstücksterrasse hinuntersehen. Das Paradies ist wieder so perfekt, als wäre nichts geschehen.

15. TROUBLES IN TRANSIT III
    U nd natürlich freue ich mich darüber, dass ich Lisa aus der Lodge herausbekommen habe. Das Nadelöhr ist durchreist, oder soll ich sagen: durchquetscht? Halb zog ich sie, halb schob ich sie, jetzt sind wir frei zu tun, was uns gefällt. Das war mal unsere Devise, und sie ist es wieder. Wir reisen gemeinsam, wir sind ein vagabundierendes Paar, und die Ilha de Moçambique ist ein ausgezeichneter Start, abends auf Gabrieles Terrasse, wir ganz allein, mit Wein, Petroleumlampen und dem Indischen Ozean. Die Wellen rauschen, die Sterne leuchten, und die Palmen schweigen wieder einmal, während wir auf die neue Etappe der Reise und der Liebe anstoßen. Aber stoßen wir auch auf die Gefühle einer Frau an, die gerade einen Traum aufgegeben hat? Dann sollten wir auch darauf anstoßen, wie es sich für einen Mann anfühlt, ihr jetzt diesen Traum irgendwie ersetzen zu müssen, oder besser: jetzt ihr Traum zu sein. Morgen werden wir uns deshalb auf den Weg nach Sansibar machen, und weil ich für den Zwischenstopp in Daressalam bereits ein Hotel reserviert, aber noch keine Rückmeldung bekommen habe, schaue ich zwischendurch immer mal wieder in meine Mails, was von Gabrieles Terrasse nachts einfach besser geht als tagsüber, und finde bei dieser Gelegenheit ein Brandschreiben einer großen deutschen Zeitung. Sie fragen an, ob ich übermorgen Carlos Santana in Köln interviewen will. Sie brauchen die Zusage bis morgen früh.
    «Ist was», fragt Lisa?
    «Nee.»
    Ich klappe den Laptop zu und widme mich dem Wein. Was zur Hölle soll ich jetzt tun? Es war einmal 1970. Da gab es ein paar Götter für mich. Die meisten, wie Hendrix, sind tot, aber Carlos Santana lebt. Ich hatte ihn auf LSD gehört, und visuell führte mich dabei das Cover der LP durch den Trip. Ein brüllender psychedelischer Löwe. Wohin er mich geführt hat, ist schwer zu sagen. Nicht, weil ich es nicht weiß, sondern weil es so schwer zu beschreiben ist, auf alle Fälle aber ist ein Treffen mit Santana ein bisschen so wie ein Treffen mit Castro und ein bisschen so wie mit einem älteren Bruder, egal, wie langweilig seine Musik inzwischen geworden ist. Das Feuer ist raus, und darüber könnten wir sprechen. Wir könnten es aber auch lassen und uns an den alten Feuern wärmen, und vor allen Dingen könnten wir zusammen spielen. Ich bin zwar größenwahnsinnig, aber nicht in jedem Punkt. Ich weiß, ich kann nicht spielen wie er. Aber ich schreibe besser. Und hin und wieder auch Lieder. Und es gibt ein paar, die wollte ich schon immer mal Santana zeigen, wenn es sich ergeben sollte. Und nun ergibt es sich.
    Was genau? Was beinhaltet die Chance, Santana ein Lied vorspielen zu können? Ich kenne Leute, die haben mit John Lennon Blockflöte gespielt und sind auch kein Beatle geworden. Das ist doch alles Blödsinn. Aber glücklicherweise geht es nicht um den Blödsinngehalt bei dieser Geschichte, sondern ausschließlich um den Killerinstinkt. Ein Ball kommt geflogen, punktgenau auf den Fuß, und man nimmt ihn auf und knallt ihn ins Tor. Wenn’s danebengeht, ist das auch okay, Hauptsache, man hat es

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