Afrika Quer (German Edition)
ausgesprochenen Unwillen. Das muss ich gewesen sein. Wusste der Beamte nicht, dass Weiße nicht bestechen?
Wortlos legte er meinen Reisepass zur Seite und nahm dem nächsten in der Reihe das Geld ab. Als alle Passagiere durch waren, nahm unser Fahrer meinen Pass vom Tisch und gab ihn mir zurück. Ha!
SENEGAL
Der Pizzalieferservice (Grenze – Dakar)
Die Einreise in den Senegal ging sehr einfach. Es war fünf Uhr morgens, kein Grenzer weit und breit zu sehen, und so klopfte ich an die Tür einer Hütte an der Straße.
Ein Mann, nur mit einem knappen Handtuch um die Hüfte bekleidet, trat heraus und riet mir, den notwendigen Stempel auf der Polizeistation in der Stadt in meinen Pass drücken zu lassen. Dann war ich drinnen.
Schon zuvor hatte ich gemerkt, dass der Senegal weniger Wert auf Formalitäten legte als andere Länder. Er war das erste Land der gesamten Durchquerung, für das ich kein Visum brauchte. Sonst hätte ich mich nie getraut, ohne Passkontrolle einen Schritt auf den Boden eines afrikanisches Landes zu setzen.
In der Hauptstadt habe ich dann jedoch gemerkt, dass doch nicht alles gold war im Senegal. Dakar war eindeutig die modernste und reichste der Sahelstädte. Der französische Einfluss war überall zu spüren. Man sah teuere Läden, Straßencafés und Dienstmädchen, die mit dem Wuffi von Madame mit Schleifchen und teurem Halsband an der Leine Gassi gingen.
Aber als ich eines Abends von der Lesung in einem Café in der Nähe der Universität zurück ins Hotel fuhr, merkte ich, dass das nur die glitzernde Oberfläche war, dass im Untergrund immer noch Afrika rumorte.
Am Place de l’Indépendance, oft nur „der Platz“ genannt, dem zentralen Ort Dakars, hatten sich drei Polizisten postiert und kontrollierten alle vorbeifahrenden Autos. Nachdem sie mit meinem Taxifahrer fertig waren, wollten sie auch meine Papiere sehen. Ich war nur mit leichtem Gepäck gereist, Schuhe, Hose, T-Shirt und ein paar CFA-Francs im Geldbeutel - denn wer denkt schon, dass er in Dakar aus einem Taxi heraus verhaftet wird. Ich hatte meinen Reisepass nicht dabei.
Also steckten mich die Ordnungshüter kurzerhand in ihren Peterwagen und kurvten nach ein paar Minuten los durch die Stadt, um mehr Fracht aufzuladen.
Nach einer halben Stunde hatten sie offenbar genug. Der Wagen war mit drei jungen Mädchen, einer ganz normal aussehenden Frau und zwei Männern gefüllt. Sie alle hatten keinen Ausweis.
Ich war so sauer, dass mich die drei hungrigen Polizisten wie ein Paket aufgeladen hatten und mich nun durch die blödsinnige Nacht kutschierten, und ich war müde. Ich wollte schlafen.
Außerdem kannte ich ja inzwischen meine Pappenheimer. Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich ihnen nicht einfach sagen sollte, dass sie aus mir keinen Franc herausbekommen werden. Aber ich hielt den Mund und wartete ab. Doch ich schwor mir, was auch passiert, ihnen auf keinen Fall Geld zu geben.
Ihr Polizeirevier war in einer kleinen Straße hinter dem Nationalmuseum, also mitten in der Innenstadt. Wir waren gerade rechtzeitig gekommen, damit unsere drei Polizisten jeweils ein Stück Pizza entgegennehmen konnten. Der Mann vom Lieferservice verließ gerade wieder das Revier. Seit wann können sich afrikanische Polizisten eine Bestell-Pizza leisten?
Die anderen Verhafteten wurden in ein Zimmer gesperrt, und ich musste einem Beamten meine Personalien diktieren. Dann nahm mir der Streifenführer meinen Gürtel und meine Schnürsenkel ab und wollte mich in eine Zelle sperren.
Mit einigem Unbehagen hatte ich vorher schon gesehen, dass sich dort ein Mann an das Gitterfenster drängte. War er nur neugierig oder standen die Gefangenen darin so dicht gedrängt, dass er schon nach Luft schnappte?
Ich hatte keine Lust es herauszufinden. Ich sagte zum Streifenführer: Aber, Chef, ich finde, jetzt übertreiben Sie wirklich!
Ich muss ziemlich weinerlich geklungen haben, denn er meinte versöhnlich, „Na, dann kommen Sie mal mit“ und trat mit mir in einen leeren Gang. Dort wies er mich freundlich darauf hin, dass ich von nun an besser meinen Reisepass mitnehmen solle, wenn ich das Hotel verlasse, er diesmal aber noch ein Auge zudrücken werde. Eine Strafe von 3.000 FCFA, umgerechnet fünf Euro, müsse er allerdings trotzdem von mir verlangen. Dann traten wir wieder ins Dienstzimmer, und der Beamte, der meine Personalien notiert hatte, griff sich mein zuvor beschlagnahmtes Portemonnaie, nahm alles Geld heraus, zählte es, nahm sich nach
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