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Afrika Quer (German Edition)

Afrika Quer (German Edition)

Titel: Afrika Quer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Boehm
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Fieber.“
    Rimbaud hatte zeitlebens ein äußerst zwiespältiges Verhältnis zu seiner Mutter. Die Briefe an seine Freunde und Kollegen in Äthiopien und Aden atmen eine ganz andere Luft. Sie sind voller Witz und Esprit, voller spöttischer Anekdoten über die politische Situation und über die Leute um Rimbaud herum.
    Aber das ist auch nicht weiter verwunderlich. Seine Freunde wollte er nicht verlieren. Sie konnte er nicht mit seiner Verzweiflung belästigen. Bei seiner Mutter war das egal. Die hatte er so oder so. Bei ihr konnte er unbeschadet seine Enttäuschung abladen. Außerdem war sie seine einzige Verbindung nach Europa und damit auch zu der europäischen Seite in sich selbst. Bei ihr bestellte er Bücher, einen Fotoapparat und Messinstrumente, mit denen er auf Entdeckungsreise gehen wollte. Die Briefe an seine Familie und die anderen Expatriates entstanden also in jeweils grundverschiedenen Situationen.
    Aber das allein reicht nicht aus, um ihren markanten Unterschied zu erklären. Er zeigt noch etwas anderes. Nämlich, dass der Mann, der in seinem Buch „Eine Zeit in der Hölle“ noch schrieb, „Ich bin ein Neger“, sich grundlegend verwandelt hatte. Und ich wusste, dass darüber wie komplett diese Verwandlung erscheint, sich nur jemand wundern konnte, der sie noch nicht an sich selbst oder anderen beobachtet hat.
    Jetzt konnte man auf einmal einen Rimbaud bestaunen, der ein äußerst pragmatisches Verhältnis zum Sklavenhandel in der Region entwickelte. Er ärgerte sich sogar über den britischen Druck auf den tigrischen König Johannes, sich per Vertrag zu verpflichten, den Menschenhandel zu unterbinden. „Alle einheimischen Stämme entlang der Küste sind deshalb Feinde der Europäer geworden“, schreibt Rimbaud 1885 in einem Brief.
    Den neuen Rimbaud außerdem, der ohne erkennbare Skrupel in einem Artikel an eine Kairoer Zeitung der französischen Regierung empfahl, das Gebiet des heutigen Hafens von Dschibuti-Stadt zu annektieren; und ebenso das Itou-Hochplateau im Süden Äthiopiens, weil es als „sehr gesundes und fruchtbarstes Land als einziges Gebiet in Ostafrika zur europäischen Kolonisation geeignet ist.“
    Die „Neger“ waren jetzt die anderen. Aus dem Zivilisationsflüchtling Arthur Rimbaud war der Seltsame Expatriat Arthur Rimbaud geworden. Und von einem schlechten Gewissen über diese Verwandlung ist in seinen Briefen auch keine Spur zu finden.
    Aber es wird noch seltsamer, eben typisch Seltsamer Expatriate. Denn es gibt noch einen anderen Rimbaud zu bestaunen, der so gut zu dem Briefeschreiber an seine Mutter zu passen scheint wie Doktor Rimbaud zu Mister Arthur. Den Rimbaud nämlich, der in seinen Briefen nach Frankreich kein gutes Wort über seine neue Heimat fand, und der selbst dennoch kaum mehr von den Einheimischen zu unterscheiden war. Für die anderen Expatriates wurde er selbst fast einer von den „Negern“ - und vielleicht sogar Muslim?
    Der Händler Armand Savouré, der 1888 Gast von Rimbaud in Harar war, schreibt, Rimbaud hatte „ein ganz schönes Haus, aber keine Möbel. Ich hatte nichts, wo ich schlafen konnte außer meinem Feldbett von der Reise, und während des gesamten Monats konnte ich nicht herausfinden, wo er schlief. Ich sah ihn nur schreiben, Tag und Nacht an einem provisorischen Tisch.“ Und: „Etwa 1886 ging er den Koran predigen, um in die Regionen Afrikas vorzustoßen, die noch unbekannt waren.“
    Rimbaud lebte mit einer Frau aus der Gegend zusammen und ging nicht viel aus, erinnert sich der katholische Missionar und Bischof von Harar André Jarosseau. „Im allgemeinen vermied er die Gesellschaft von Europäern.“
    „ Anders als die anderen europäischen Karawanenführer, Entdecker und Händler“, notiert der italienische Entdecker Ugo Ferrandi, der Rimbaud 1886 vor dem Aufbruch zu seiner Waffenkarawane in das Hochland von Äthiopien an der Küste traf, „wohnte Rimbaud nicht in einem Lager außerhalb des Dorfes. Er wohnte im Dorf, und er hatte in seinem Haus dort sachkundige Diskussionen mit den lokalen Ältesten über den Koran. Auf seinem Kopf trug er nichts außer einem kleinen grauen Muslimkäppchen. Und ein intimes Detail: Wenn er pinkeln ging, kauerte er am Boden wie die Einheimischen. Die hielten ihn selbst für eine Art Muslim. Er riet mir, diese Praxis zu imitieren, nachdem er gesehen hatte, dass ich selbst einiges über die islamischen Gebräuche wusste.“
    Das Geschäftssiegel Rimbauds lautete „Abdoh Rimbo“, also „Rimbaud,

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