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Afrika Quer (German Edition)

Afrika Quer (German Edition)

Titel: Afrika Quer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Boehm
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Knochen mit ein bisschen Fleisch und machte sich darüber her. Ein Koch sah ihn und warf ihm aus vier Metern Entfernung mit voller Wucht einen Stein auf den Balg, sicher stark genug, um ein paar Rippen zu zerschmettern. Aber der Hund rührte sich nicht. Er hatte lange auf seinen Knochen gewartet. Er machte keine Bewegung, guckte kurz von seinem Fressen hoch und machte sich gleich wieder darüber her. Wir konnten den Koch noch rechtzeitig vor einem zweiten Steinwurf in den Arm fallen.
    Das Essen war nun endlich fertig. Wir mussten aufstehen, und das gebratene Fleisch wurde, wie das bei einem amharischen Fest üblich ist, unter Singen und rhythmischem Klatschen aufgetragen.
    Mir war das peinlich. Ich kam mir vor, wie durch einen Zeitsprung zurückversetzt. Ich denke, es hat einige Mühe gekostet, mir als Kind, wenn ich auf das Essen wartete, jeden Ausdruck der Ungeduld abzugewöhnen und auch sonst alles, was man dafür halten konnte. Aber was nützte das. Die anderen Expatriates klatschten eifrig mit, und wenn ich nicht auffallen wollte, musste ich wohl oder übel auch mit klatschen.
    Nach dem Essen wurden dann reihum Fotos gemacht. Die Chefs mit den Projektmitarbeitern, die Projektmitarbeiter allein, die Chefs allein, und dann alle Gäste auf einmal. Wenn nur wenige Personen auf dem Foto waren, knieten sich zwei junge Frauen in den Vordergrund, reichten sich die Hände und bildeten mit ihren Armen einen schmucken Rahmen, ein menschliches Ornament.
    Nur noch einmal schlafen. Dann wird es bald vorbei sein…

Durchs Modelleisenbahnland (Addis Abeba – Aksum)
    Dann geriet ich wieder einmal in den falschen Film. Als ich in Mekelle, der Hauptstadt des Tigray-Bundeslandes, 600 km nördlich von Addis Abeba ankam, war ausgerechnet gerade Lakatit, der Jahrestag der Gründung der Tigreeischen Befreiungsfront (TPLF). Seit dem Sieg im Bürgerkrieg 1991 regiert die Front Äthiopien.
    Die Stadt war überschwemmt mit feiernden Soldaten der siegreichen Armee, die ein gutes halbes Jahr zuvor die eritreischen Truppen aus dem Land gejagt hatte. Das staatliche Fernsehprogramm war voll von Szenen der Idylle aus der guten alten Zeit des Guerillakriegs gegen die äthiopische Zentralregierung. In diesen zwei Jahrzehnten des Kampfes ist in Tigray und Eritrea eine ausgeprägte Kriegerkultur entstanden.
    Ohne ein einziges Wort vom Ton zu verstehen, wusste ich genau, was gespielt wird: Die Guerilla-Kämpfer in tarnfarbenen Uniformen und der obligaten Afro-Frisur sitzen um einen Tümpel. Sie essen gemeinsam. Schnitt. Ein Mann und eine Frau allein beim Spülen. Sie lieben sich. Sollen sie heiraten, oder doch lieber ihre Liebe dem gemeinsamen Kampf unterordnen? In Tigray und Eritrea haben tatsächlich viele Guerilleros geheiratet und zusammen im Busch gekämpft. Schnitt. Die Gruppe trainiert, legt Kalaschnikows auseinander und baut sie wieder zusammen. Nach einem anstrengenden Tag braucht jeder einmal Feierabend: Die Kämpfer tanzen und singen und schwenken ihr Gewehr fröhlich über dem Kopf. Der Tanz kam mir bekannt vor. Im jüngsten Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea hatte ich ihn schon einmal gesehen. Im eritreischen Fernsehen.
    Und vor Adigrat, noch mal einmal 100 km weiter nördlich, hielt die Fensterscheibe des Busses dann ein weiteres unerwartetes Programm für mich bereit: Das Modelleisenbahnland. Die Landschaft kam mir vor wie im kleinen Maßstab auf einem Stück Presspanplatte gebaut, durch einen unerklärbaren Trick vergrößert und damit zur realen Landschaft aufgeblasen. Pappmaché zur Verfügung hatte der große Modelleisenbahner sicher genügend. Er hatte ganz viele kleine Zeugenberge gebaut und sie mit weißen Schlaufen sich an ihnen entlang schlängelnder Straßenbänder bemalt. Die sich an die Hänge kauernden Häuser hatte er in mühevoller Kleinarbeit ganz mit gescheckten Mustern bepinselt, um den Eindruck zu erwecken, sie wären ohne Mörtel ganz aus Felssteinen gebaut. Und die flachen Dächer ebenso. Als Felder hatte er Lagen gelber, fließender Teppiche ausgelegt, um die Illusion von abgeernteten Teff-Feldern vorzutäuschen. Und auch in den Teppichen hatte er kleine Wälle aus geschecktem Pappmaché aufgerichtet, so als ob die Bewohner sie unter großen Mühen aus Felsbrocken gebaut hätten, um in der Regenzeit das Wegschwemmen des Bodens zu verhindern. Dazwischen stellte er ab und zu ein kleines Eselsfigürchen oder ein paar Miniaturziegen.
    Am Anfang hätte ich nicht sagen können, was mich an der Landschaft

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