Afrika Quer (German Edition)
gab es noch nicht einmal ein solches Hotel im Freien. Die Stadt hatte feste Häuser und war größer als Metema, aber trotzdem mussten Besucher entweder zu einer Moschee gehen oder zur örtlichen Polizeistation. Für mich gab es nur die zweite Möglichkeit.
Dort saßen ein Dutzend Polizisten und eine Gruppe Jugendlicher im Hof und guckten Fernsehen. Die Polizisten hießen mich willkommen, gaben mir eine Strohmatte und wiesen mir einen Platz in einem überdachten Gang vor einer ihrer Baracken zu. Der Boden war aus abgetretenen Ziegeln und sehr uneben, und weil der Oberpolizist selbst zum Schlafen in einer Baracke verschwand, dachte ich erst, er war unhöflich und hatte mir einen schlechten Platz gegeben. Am nächsten Morgen sah ich jedoch, dass einige Hilfspolizisten im Hof, ohne Dach, nur auf einer Matte übernachtet hatten.
Am nächsten Morgen fuhr kein Auto zur tschadischen Grenze. Erst am Nachmittag des nächsten Tages. Und weil die sudanischen Grenzer das gesamte Gepäck auf unserem Kastenwagen durchsuchen mussten, es auf und abladen ließen, bis der Fahrer kapierte, dass sie gerne einen Beitrag in die Kaffeekasse haben wollten, kamen wir erst am späten Abend beim tschadischen Grenzposten an.
Der Beamte, der uns anhielt, streckte mir eine Hand hin. Ich dachte, um mir die Hand zu schütteln. Aber er schnappte sich meinen Reisepass und verschwand damit wortlos in seiner Hütte. Ein Fahrgast übersetzte, dass es schon spät sei, und sein Chef schon nach Hause gegangen sei. Den Stempel, dessen Abdruck ich in meinem Reisepass brauchte, habe der mitgenommen.
Afrika!
Der Beamte werde meinen Pass aufbewahren, erklärte der Fahrgast weiter, bis der Chef morgen früh kommt. Ich müsse solange hier bleiben.
Afrika!!
Das Auto mit den anderen Passagieren - sie brauchten keinen Stempel -, fuhr derweil weiter. Ich musste also schon wieder draußen übernachten. Denn es gab in Adré – so hieß die Krankheit von Ortschaft - wieder kein Hotel.
Afrika!!! Vermaledeiter Kontinent, Du! Von der Hitze gemartert. Von den Seuchen geplagt. Von den Bürokraten gegängelt. Dein Land soll unfruchtbar werden, deine Menschen verdorren. Du selbst sollst vom Erdboden verschluckt werden und dein Name nie wieder erwähnt werden.
Afrikaaaaaaaaaaaahhhhhhh!!!!!
TSCHAD
Stell dir vor, keiner ist da, und du bist nicht dort (Grenze – Abesche)
In Adré muss ich schon im Fieberwahn gewesen sein. Denn als ich nun in Abesche, der ersten größeren Stadt im Tschad, ins Krankenhaus ging, stellte der Arzt Malaria bei mir fest.
Ich hatte schon in Nyala gemerkt, dass ich krank war. Ich hatte Schnupfen und in der Nacht Fieber und Anfälle von trockenem Husten.
Aber das war ja nicht weiter erstaunlich. Denn ich hatte ein paar Nächte im Freien geschlafen, und manchmal war es ein bisschen kühl. Deshalb dachte ich, ich habe eine Erkältung. Aber es war Malaria. Ob ich wollte oder nicht, musste ich jetzt ein paar Tage in Abesche bleiben, um mich zu erholen.
Ich richtete mich im Hotel Al Sadakha ein. Das „Gasthaus zur Freundschaft“ - so die Übersetzung - war eigentlich jedoch nur ein Restaurant, in dem am Mittag ein paar Leute Huhn oder fettes Hammelfleisch aßen. Es hatte nur ein Zimmer, aber in Abesche durfte man wohl nicht wählerisch sein. Denn es war gleichzeitig auch das beste Hotel am Ort, versicherte mir der Fahrer, der mich in der Nacht zuvor hier abgesetzt hatte.
Von der Grenze in Adré waren wir erst wieder am frühen Abend losgefahren. Wegen der Hitze und weil wir auf den Oberst der Grenzgarnison warten mussten. Er trug einen hohen, sandfarbenen Turban, mit dem er auch seinen Mund verschleierte, einen tarnfarbenen, wallenden Boubou und die dazu passende Stoffhose. Der Boubou war an den Seiten geschlitzt, damit er sich leichter bewegen und sich besser hinsetzen konnte. An den Schultern waren seine Rangabzeichen, drei silberne Streifen, aufgenäht, und an seinem Turban trug er die Spange seines Regiments, ein Kamel im Eichenkranz.
Als er mit dem Dienst fertig war, fuhren wir vom Grenzposten in die Ortschaft und holten sein Gepäck, sowie seine Kalaschnikow, die sein vierjähriger Sohn stolz und unter ihrem Gewicht strauchelnd zu unserem Auto trug.
Erst in den frühen Morgenstunden kamen wir in Abesche an, wo mich der Fahrer mich im Gasthaus zur Freundschaft absetzte. Bevor ich in das einzige Zimmer ziehen konnte, mussten wir jedoch erst eine mittelgroße Echse aus dem Zimmer vertreiben. Im Garten gab es so einige davon.
Aber dann
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