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Afrika Quer (German Edition)

Afrika Quer (German Edition)

Titel: Afrika Quer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Boehm
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Abesche fest, und ich war sehr wohl von dieser Welt. Stille hatte ich schon, aber ich konnte sie nicht genießen. Nur eine einzige klitzekleine Freude hatte ich im Gasthaus zur Freundschaft. Der Arzt hatte mir drei Medikamente mitgegeben. Von jeder Sorte sollte ich dreimal täglich zwei Tabletten nehmen. Zumindest hatte ich das so verstanden.
    Bei meinem zweiten Besuch im Krankenhaus erfuhr ich, dass ich von den Chinin-Tabletten eigentlich nur jeweils eine hätte nehmen sollen. Mein Fehler. Das erklärte den metallischen Geschmack in meinem Mund, das Gefühl überhandnehmender Desorientiertheit und das mächtige Ohrensausen.
    Wenn ich nach dem Duschen meine Haare mit einem Handtuch trocken rubbelte, hatte ich einen Ton im Ohr, als ob jemand auf eine Metallfeder geschlagen und das Geräusch elektrisch mit einem Tonabnehmer verstärkt hätte.
    Die Musik war nicht schön, aber sie passte zum Film. Das war genau der richtige Soundtrack für den Tschad. Rattatazackkrachbummgrrrrrrriiiiiirrrrrrkawiiiiii!

Autos im Endzustand III (Abesche – N’Djamena)
    Nach fünf Tagen fühlte ich mich stark genug, das nächste Stück Wüstenpiste in Angriff zu nehmen. Die Strecke nach N’Djamena war bestimmt schwer, 600 Kilometer ohne feste Straße.
    Die Landschaft sah genauso karg aus wie im West-Sudan: Viel Sand und ein paar Sträucher, die auch ohne Wasser überleben zu können schienen. Zwischen ihnen durch schlängelte sich ein endlos scheinender Feldweg durch eine end- und trostlose Steppe.
    Aber unser Geländewagen sah diesmal neu aus, und der Fahrer raste los, dass ich glaubte, schon am nächsten Abend in der tschadischen Hauptstadt zu sein.
    Aber so ist das in Afrika: Die Fahrer fahren ja nicht so, um zügig voranzukommen, sondern um dem Zusammenbruch davonzufahren, der Panne zu entwischen. Weil, kommen wird sie sowieso, nur wann?
    Erst einmal führte der junge Mann am Steuer jedoch ein Kunststück vor, das ich so ähnlich auch schon von Abdullahi in Somalia, auf der Fahrt zum östlichsten Punkt, gesehen hatte.
    Abdullahi hatte eine Klein-Gazelle gesehen, einen dieser kniehohen, Digdig genannten Winzlinge, die Kalaschnikow durchgeladen, sie auf seinen Schoß gelegt und sich auf die Verfolgung durch den Busch gemacht. Wir konnten ihn nur stoppen, weil Nuredin ihm klarmachte, dass wir kein Messer dabeihaben, um das Tier halal, also muslimisch richtig, zu schlachten.
    Der Fahrer nach N’Djamena sah vier Gazellen in seinem Lichtkegel, trat sofort aufs Gas, machte einen blitzschnellen Schlenker und versuchte eines der durch unsere Scheinwerfer irritierten Tiere anzufahren. Dann drehte er sofort um und raste zwischen den Sträuchern Slalom fahrend hinter den in den Busch flüchtenden Tieren her. Ich fand es unglaublich, dass er uns wegen der paar Euro in Gefahr brachte, die er für das Gazellenfleisch bekommen hätte.
    Schon eine Stunde zuvor hätte er uns beinahe umgebracht, weil er mit den zwei rechten Rädern den steilen Hang am Pistenrand hochgerast war, um einem entgegenkommenden Auto auszuweichen.
    Deshalb schrie ich ihn an, er solle einfach auf der Straße bleiben. Er sei Fahrer und nicht Jäger. Er lachte herzlich, und die anderen Passagiere lachten auch. Aber er gab die Verfolgung auf.
    Nur zwei Stunden später hielt er jedoch schon die nächste Überraschung für uns bereit.
    Das Auto fängt an zu stottern und bleibt stehen. Es ist drei Uhr nachts. Der Fahrer holt eine Plane aus dem Auto und legt sich damit unter den warmen Motor, um zu schlafen.
    Wir sind in einem Dörfchen mit einem Dutzend Hütten. Erst vor einer halben Stunde haben wir ein Hotel im Freien passiert. Dort gab es zumindest die kurzen, mit Fellstreifen bespannten Holzrahmen. Aber jetzt müssen wir auf dem Boden schlafen, über den ein eisiger Wind pfeift.
    Am nächsten Morgen repariert der Fahrer ein bisschen unter der Motorhaube herum, und wir fahren frohen Mutes wieder los. Nach zwei Minuten Fahrt stottert das Auto wieder. Wie in der Nacht nimmt es kein Gas mehr an.
    Der Fahrer hält wieder an, fummelt wieder herum, fährt wieder los. Wieder stottert das Auto nach zwei Minuten, wieder hält er an, wieder fummelt er herum.
    Fünfmal das Ganze, bis er sich zu einer längeren Reparatur entschließt. Sie dauert zwei Stunden. Danach setzen wir uns wieder frohen Mutes ins Auto und fahren los. Nach zwei Minuten stehen wir wieder. Er fummelt wieder, und so weiter, noch ein Dutzend Mal bis zum nächsten Städtchen.
    Ich lege mich unter ein Dach aus Ästen. Ich

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