Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
Viehgatter, das gute neunzig Morgen Fläche einnahm, standen tausende der besten Rinder Afrikas, der Reichtum der Zulus.
    Er beschattete seine Augen und spähte hinüber. Es erschien ihm ungewöhnlich still. Sonst wimmelte es dort wie in einem Ameisenhaufen von Mensch und Tier. Jetzt hing ein schweres, bedrückendes Schweigen wie eine Glocke über dem Hügel von Ondini.
    Sein Instinkt ließ ihn absitzen. Er band Umbanis Zügel an einen Baum, nahm seinen Hut ab, damit ihn die schwarzweiße, weithin sichtbare Straußenfeder nicht verriet. Für einige Zeit verharrt er regungslos, stimmte seine Ohren auf die Geräusche im Busch ein, während er sorgfältig seine Umgebung mit den Augen absuchte.
    Minutenlang starrte er auf den länglichen Schatten neben einem Baum, glaubte, einen Wächter des Königs vor sich zu haben, bis ein Sonnenstrahl den Schatten auflöste und da nichts weiter war als hohes Gras. Er packte sein Gewehr, hielt es schussbereit und schlich geräuschlos vorwärts, froh, dass er das braune Hemd trug. Die Farbe machte ihn schon auf kurze Entfernung so gut wie unsichtbar.
    Zwei volle Stunden benötigte er, ehe er sich so weit dem gewaltigen Umuzi nähern konnte, dass er Einzelheiten zu erkennen vermochte. Es gelang ihm, eine Lücke in dem dicht gesteckten Tamboti-Staketenzaun zu finden, die ihm einen Blick auf den Paradeplatz erlaubte. Der fruchtige Duft des Holzes stieg ihm in die Nase, als er mit einem mulmigen Gefühl im Magen auf einen umgebrochenen Baumstamm stieg und durchs Loch spähte.
    Im weiten Rund des riesigen Paradeplatzes waren tausende von Menschen versammelt, und soweit er erkennen konnte, handelte es sich ausschließlich um Männer. Die Hütten des Isigodlo und die der Königsfrauen schienen verlassen, jedenfalls zeigte sich dort niemand, keine Frau fegte den Hof, stampfte Hirse oder war mit dem Brauen von Bier beschäftigt, kein Kind rannte herum. Die Männer auf dem Platz hockten in versteinerter Reglosigkeit und in absolutem Schweigen am Boden, und dann sah er, warum es so still war.
    Zwischen den Reihen der Hockenden bewegten sich mehrere, in lange Leopardenfelle gehüllte Männer. Ihre Haut war von rituellen, mit roter und schwarzer Erde eingefärbten Narben übersät, eingefettete Haarzotteln schwangen um ihre vernarbten Gesichter, an den Beine schlängelten sich blutgefüllte Tierdärme, und um ihre Hälse klapperten Ketten von Menschenzähnen.
    Die Sangomas des Königs waren bei der Arbeit. Begleitet wurden sie von hünenhaften Kerlen mit gewaltigen Muskeln und grimmigem Gesichtsausdruck. Die Hyänenmänner. Ihm wurde eiskalt.
    Auf einem aufgeworfenen Hügel stand der geschnitzte Thronsessel.
    Der König saß nach vorn gelehnt, das Kinn auf eine Faust gestützt, während er das Geschehen betrachtete. Seine Miene spiegelte Härte und Entschlossenheit. Johann nahm an, dass ein Mitglied des Königshauses plötzlich und unerwartet verstorben war, was üblicherweise auf Hexerei geschoben wurde. Die Sangomas sollten nun die Personen, die den Tod der betreffenden Person verursacht hatten, aus der Menge erschnüffeln. Nur aufgrund ihres Geruchs wären sie dann der Hexerei überführt und würden zum Tode verurteilt werden.
    Ein Schauer lief Johann über den Rücken, und er wünschte sich weit, weit weg, wagte gar nicht daran zu denken, was geschehen würde, sollte man ihn hier entdecken. Keine noch so lange Freundschaft mit Cetshwayo würde ihn schützen. Aber ein Rückzug war zu gefährlich. Unendlich vorsichtig legte er eine Hand auf den Zaun, um sich abzustützen und zu verhindern, dass er vom Baumstamm abrutschte und sich verriet.
    Ihren Stab mit der Quaste eines Gnuschwanzes in der Hand, schlichen die Sangomas zwischen den Reihen der Hockenden auf und ab, halb geduckt, fast wie Tiere. Es war so leise, dass das helle Geklapper ihrer Zahnkragen laut und drohend klang. Selbst die Natur schien den Atem anzuhalten. Jetzt blieb der Größte der Sangomas stehen. Er hatte sich den Kopf des Leoparden so aufgesetzt, dass sein eigenes Gesicht aus dem Rachen schaute. Seine Augen bohrten sich in die des Unglücklichen, auf den seine Wahl gefallen war, und er begann, ihn zu beschnuppern. Von oben bis unten, unter den Armen, am Hals und am Bauch, wie ein Hund. Der Mann saß da wie versteinert, war vor Angst wie von Sinnen, seine Augen rollten im Kopf zurück, dass Johann nur noch das Weiße sehen konnte. Laut schnüffelte der Sangoma, dann senkte sich langsam der Stab und zeigte auf den Mann. Die

Weitere Kostenlose Bücher