Afrika Saga 02 - Feuerwind
auf das angenehme Brennen, das sich von seinem Magen aus im ganzen Körper ausbreitete, und spürte dankbar, dass sich sein Puls endlich beruhigte. Aber der scharfe, säuerliche Geruch der Todesangst, den er sogar an sich selbst gerochen hatte, hatte sich in seiner Nase festgesetzt und wollte nicht weichen.
So schnell jagte er sein Pferd durch den Busch, dass es ihm tatsächlich gelang, Sihayo und die Herde einzuholen, die am Morgen den Weißen Umfolozi an einer seichten Stelle überquert hatte. Es hatte den ganzen Vormittag gedauert, aber sie verloren kein Tier an die Krokodile oder die Raubtiere, die an Land lauerten. Auch die Geier mussten mit knurrendem Magen abziehen.
Sihayo, der eben das Lagerfeuer entzünden ließ, musterte ihn mit vorgestrecktem Kopf, schien zu schnuppern wie die Sangomas. »Dein Gesicht verrät mir, dass etwas geschehen ist. Was hat der König gesagt?«
Johann erwog, Sihayo zu berichten, was vorgefallen war, aber die Zulus waren alle von großer Furcht vor den Sangomas besessen, also entschied er, das Geschehen für sich zu behalten. »Der König war nicht anwesend. So bin ich weitergeritten«, antwortete er, beschäftigte sich damit, Umbani den Sattel abzunehmen und zu untersuchen, ob der Hengst Zecken hatte.
Er sah nicht den dunklen, bohrenden Blick, mit dem ihn Sihayo bedachte. »Eh, Jontani, deine Worte sind wie Rauch, der mir die Sicht versperrt, aber ich kann das Feuer dahinter riechen. Was war es, das dich erschreckt hat?«
Johann sah wieder die verdrehten Augen des Mannes vor sich, kurz bevor ihm das Genick gebrochen wurde, und konnte ein Schaudern nicht unterdrücken, hörte den Schrei des Folteropfers. »Jemand ist gestorben. Die Sangomas des Königs haben Schuldige gesucht…«
Das Entsetzen in Sihayos Augen bewog ihn, den Rest zu verschweigen.
»Ich habe Hunger«, verkündete er stattdessen und machte sich auf die Suche nach seinen Packpferden, um sein Zelt für die Nacht aufzuschlagen.
Als das Zelt stand und er eine Zikade eingefangen hatte, die sich in seiner Schlafmatte eingenistet hatte und nur darauf wartete, ihn die ganze Nacht wach zu halten, machte er die Runde unter seinen Rindern, die friedlich in dem weiten Tal grasten. Er untersuchte verletzte Tiere, begrüßte ein frisch geborenes Kälbchen, sprach mit den einzelnen Treibern und befahl ihnen, besonders auf Zecken zu achten.
»Ich habe ein neues Muthi für die Zecken, holt es euch bei mir ab und zündet Feuer an, viele, denn Ingwe ist hungrig.«
»Yebo«, murmelten seine Männer und ließen ihren Blick durch die Bäume schweifen, immer darauf vorbereitet, die sprungbereite Silhouette eines Leoparden zu sehen.
Johann stellte ein paar zusätzliche Wachen ab, die nur die Baumkronen im Auge behalten sollten. Die Nacht zog schon auf, als er endlich zu dem riesigen Lagerfeuer zurückkehrte, das Sihayo inzwischen entfacht hatte. Er war hundemüde und so hungrig, dass er sich einige Hand voll gerösteter Termiten in den Mund stopfte, ehe er die Energie aufbrachte, ein frisch geschossenes Perlhuhn zu braten.
Neben Sihayo sitzend, den Rücken gegen einen Felsen gelehnt, kaute er stumm. Seine Zulus lagerten abseits im Kreis um ein weiteres Feuer herum und aßen ebenfalls. Sonst ging es lebhaft und fröhlich zu, alle redeten durcheinander, zogen sich gegenseitig auf, prahlten überschwänglich mit ihren Heldentaten, doch jetzt gab es nur erschöpftes Schweigen. Nur gelegentlich war das kurze, trockene Knacken zu hören, wenn einer von ihnen eine Laus zerdrückte. Es war ein beinharter Tag gewesen, und sie hatten von dem gehört, was in Ondini geschehen war.
Die Hitze des Feuers lockerte Johanns schmerzende Glieder, der Schmerz in seinem Rücken zog sich zu einem dumpfen Pochen zusammen, flammte nur auf, wenn er sich bewegte. Mühsam stemmte er sich auf die Füße, um schlafen zu gehen. Um die anderen Feuer lagen bereits zahlreiche, in Schlafmatten eingewickelte Gestalten, und lautes Schnarchen erfüllte die Luft. Er stapfte zu seinem Zelt.
Vor Anbruch des Tages jagten die Hirten die dösenden Rinder hoch, und die riesige Karawane setzte sich wieder in Bewegung. Die Qual in seinem Rücken war zu neuem Leben erwacht, und Johann stellte fest, dass er nur noch halb vornübergebeugt gehen konnte. Versuchte er sich aufzurichten, schoss ihm ein solcher Schmerz in die Lenden, dass er sofort wieder die gebückte Haltung annahm. Er kam sich entsetzlich alt vor.
»Du hast einen Hexenschuss, alter Junge, das kommt so mit dem
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