Afrika Saga 02 - Feuerwind
uncharakteristisch ohne dumme Sprüche, und tat etwas, was er noch nie getan hatte: Er nahm seinen Freund Johann Steinach fest in die Arme und drückte ihn.
»Gott beschütze dich«, murmelte er, ehe er seinem Pferd die Fersen in die Flanken schlug.
Nie zuvor hatte Johann gehört, dass Daniel de Villiers mit seinem Gott sprach.
Abends schrieb er im lodernden Schein des Lagerfeuers einen Brief an Catherine. Er berichtete vom Fortschritt des Auftriebs, beschrieb das Wetter, die schwierigen Überquerungen der Flüsse, erzählte von hungrigen Krokodilen und Leoparden, die ungewöhnlicherweise auch am Tag jagten, und von dem großen Glück, das er gehabt hatte, als er in eine mit Zweigen und Blättern getarnte Fallgrube der Zulus fiel, die mit zugespitzten Pfählen gespickt war, sich im letzten Augenblick aber an einer freiliegenden Baumwurzel festhalten und daran herausziehen konnte, aber mit keinem einzigen Wort, nicht mit der geringsten Andeutung erwähnte er das, was er an diesem Tag in Ondini beobachtet hatte, und schon gar nicht das, was in seinem eigenen Lager vorgefallen war.
Zu aufgewühlt, um weiterzuschreiben, steckte er den Brief ein. In den nächsten Tagen würde er ihn vollenden und absenden.
Stunden später ritt er an einem Umuzi vorbei. Hier hatten der Sangoma und seine Begleiter ganze Arbeit geleistet. Nur ein Kind war noch am Leben, alle anderen waren tot, als der Hexerei für schuldig erschnüffelt und umgebracht. Das Kind war ein Säugling, der unter seiner toten Mutter lag. Er hob es vor sich aufs Pferd, untersuchte es auf Verletzung, fand es unversehrt und flößte ihm ein wenig Wasser ein. Im benachbarten Umuzi lebte eine dicke, resolute Frau, die selbst gerade ein Kind geboren hatte und den Säugling ohne Umstände gleich an die Brust legte.
Stefan stocherte im Feuer. Das erste Licht des Tages schimmerte über dem Fluss, und er war allein, wofür er sehr dankbar war. Für gewöhnlich schnarchten seine Safarigäste zu dieser Tageszeit noch vernehmlich in ihren Zelten, aber er hatte sie vor einer Woche in Durban abgeliefert, und jetzt war er auf dem Weg nach Hause. Seine Zulus lagen um ein Feuer bei den Pferden, eingerollt in ihre Schlafmatten, und rührten sich noch nicht. Es war die Tageszeit, die er am meisten liebte, wo er zur Ruhe kam, Probleme überdenken, Gedanken ordnen konnte. In seinem Kopf drehten sich die Worte, die er in jenem Buch gelesen hatte und die ihn seitdem nicht mehr losließen.
»Sie segelten von Goa und hatten Millionen in Gold und Edelsteinen geladen, mehr als irgendein anderes Schiff vor ihnen seit der Entdeckung Indiens.«
Flüsternd wiederholte er den Satz, und wieder jagte er ihm einen Schauer über den Rücken. Er schob die glühenden Holzscheite auseinander, die Funken sprühten. Sie fielen als goldglühender Regen ins Gras. Lagen so die Goldmünzen aus Dom Alvaros Schatz übers Land verstreut? Zog sich vom Umzimvubu-Fluss bis nach Mosambik quer durchs südliche Afrika eine Spur aus Gold und Edelsteinen? Wieder bekam er eine Gänsehaut, rief sich ins Gedächtnis, wie viele Schiffe im Laufe der Jahrhunderte vor dieser wilden Küste untergegangen waren, hatte plötzlich die Vision von einem Strand, der unter einer dünnen Schicht von Sand aus purem Gold und Edelsteinen bestand. Sein Herz begann zu hämmern, es fehlte nicht viel, und er wäre auf der Stelle losgejagt und hätte sich daran gemacht, das Flussufer umzugraben. Aber er beherrschte sich.
Er durfte sich nicht verführen lassen, so eine Schatzsuche musste methodisch angegangen werden.
Er holte die Karte aus dem Zelt, die er selbst von Zululand gezeichnet hatte. Mit der Geschichte der Vila Flors im Kopf hatte er die Stationen ihrer abenteuerlichen Odyssee durchs südliche Afrika darauf eingetragen. Nur zwei Sklaven hatten den qualvollen Marsch überlebt. Zu Skeletten abgemagert tauchten sie eines Tages in Lourenfo Marques auf, berichteten, dass der Schmuck der toten Donna Eleonora verschwunden und der Dom, kurz bevor er durch den Tod seiner Familie wahnsinnig geworden war, in den Busch gerannt war, um die verbliebenen Säcke mit Gold irgendwo zu verstecken.
Obwohl man sie intensiv und gelegentlich handgreiflich befragte, konnten sie sich nicht an den Ort erinnern.
»Weit südlich von hier, in der Nähe eines Sees, entlang der Küste.«
So wurde ihre Antwort überliefert.
Er glättete die Karte, hielt sie so, dass er sie im Feuerschein gut erkennen konnte. Es war anzunehmen, dass die Vila Flors und
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