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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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ihn zu, ein Trupp schwarzer Gespenster mit weißen Augen und weißen Mündern. Ein kaltes Prickeln lief über seinen Rücken, als liefen tausende von Ameisen darüber. Erst als sie näher kamen, als er das Gesicht, das aus dem Leopardenkopf hervorsah, erkannte, wurde ihm klar, wen er vor sich hatte.
    »Dan«, krächzte er.
    »Ja, mein Freund, willst du noch mehr von diesem köstlichen Zeug?« Dan schaufelte sich einen Löffel voll in den Mund und brachte es fertig, dabei noch zu grienen. Als er keine Antwort erhielt, schaute er hoch. »Teufel, doch«, flüsterte er.
    »Rühr dich nicht«, warnte Johann, seine Stimme nur ein Hauch.
    Der große Sangoma machte vor ihnen Halt, schlug mit seinem Gnuschwanzstab nach ihnen und zischte. Seine Begleiter tanzten brüllend einen satanischen Reigen um die beiden Weißen. Es waren durchweg unangenehm kräftig aussehende Krieger, die bis zu den Zähnen mit Assegais und Kampfstöcken bewaffnet waren. Wie auf ein unhörbares Kommando, sprangen sie davon und strichen durch die Reihen der vor Schreck wie versteinerten Zulus. Johann sah Sihayo mit dem Rücken zum Planwagen stehen und hinter seinem Rücken unter die Plane fassen, um ein Gewehr in die Finger zu bekommen.
    Der Sangoma musste es irgendwie gesehen haben, schoss auf ihn zu, wedelte mit seinem Stab vor Sihayos Gesicht herum und beschnüffelte ihn. Sihayo wurde zu einer Statue aus braun glänzendem Stein, und Johanns Herz setzte aus.
    Doch ebenso überraschend ließ diese Grauen erregende Erscheinung von Sihayo ab, und bevor Johann es sich versah, stand der Sangoma wieder vor ihm, seine Begleiter folgten, stellten sich im Kreis um ihn auf, senkten ihre Assegais, bis die messerscharfen Spitzen kaum zwei Fuß von ihm entfernt waren. Johann vergaß zu atmen.
    Der Sangoma streckte seinen Hals vor und schnaufte wie ein Tier, das wittert. Tödliche Stille senkte sich über das Lager, der Schlangenfänger wagte kaum, auch nur zu blinzeln. Ganz langsam, mit vorgestrecktem Hals, näherte sich der große Medizinmann Johann und schnüffelte die Luft um seinen Kopf. Dieser verschluckte sich fast an dem Gestank, der von dem Mann ausging. Er verfluchte seine Unvorsichtigkeit, sein Gewehr aus der Hand gelegt zu haben. Die Menschenzähne am Kragen des Zulus klickten leise, die Assegais blinkten im Widerschein des Feuers. Der Sangoma schnüffelte den Hals herunter zu Johanns Achselhöhlen, über den Bauch zum Unterkörper. Sein heißer Atem prickelte auf Johanns Haut. Der musste an den Verurteilten denken, als er auf den Hügel der Hinrichtungen geschleift wurde, sah die namenlose Angst in seinem Gesicht, und ihm wurde so überwältigend schlecht und schwindelig, dass ihm schwarz vor Augen zu werden drohte. So mussten sich Menschen im Mittelalter gefühlt haben, die man als Hexen jagte und verbrannte.
    Seine Kopfhaut zog sich bei der Vorstellung zusammen, wieder tanzten schwarze Flecken vor seinen Augen, ein stechender Schmerz fuhr in seinen Rücken, als steckte schon einer der Kampfspeere darin, und er verspürte das zutiefst beschämende Bedürfnis, Wasser lassen zu müssen.
    Der Sangoma knurrte, bohrte seinen flackernden, schwarzen Blick in Johanns Augen. Dieser zwang sich mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, dem standzuhalten, diesem Menschen mit Furchtlosigkeit zu begegnen, zwang sich, diesen unsäglichen Gestank zu ertragen, während die Krieger nur darauf warteten, ihre Assegais in seinen Leib zu rammen.
    Dann wirbelte der Sangoma herum und glitt auf Dan zu und unterzog ihm der gleichen grausigen Zeremonie. Das Gebrüll der Krieger wurde lauter und schriller, ihr Anführer im Leopardenfell gebärdete sich immer verrückter, sprang von Dan de Villiers zu Johann und wieder zurück, bis die beiden Weißen das Gefühl hatten, von einer Horde wahnsinniger Derwische umringt zu sein, und während der ganzen Zeit schnüffelte und zischte der große Sangoma, schlug mit seinem geschwänzten Stab, ließ das Leopardenfell fliegen, und die grotesken, blutgefüllten Tierdärme um seine Beine wurden im flackernden Feuerschein lebendig und ringelten sich wie Schlangen.
    Es schien eine Ewigkeit, ehe der Sangoma den Stab hob, den Gnuschwanz flattern ließ und im Busch verschwand. Minuten später war der Spuk vorbei.
    Johann sank vor Erschöpfung einfach zusammen. Keiner schlief in dieser Nacht, und noch vor Sonnenaufgang, als sich die ersten Konturen aus dem Nachtblau schälten, brachen sie auf. Kurze Zeit später verabschiedete sich Dan, ganz

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