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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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und er auf der Bank, die er dort plante, in seinem Schatten sitzen konnte. Vielleicht einen Kiaatbaum wie jene, die die Auffahrt nach Inqaba säumten und jetzt im Frühjahr strahlend gelben Blütenflor trugen, oder eine der herrlichen Wilden Birnen, deren weißrosa Blütenpracht wie ein duftender Schleier über ihren Ästen lag. Lulamani hatte sie alle geliebt.
    Sein Herz war ein kalter Stein in seiner Brust. Er legte das Kreuz beiseite und kratzte den Holzstaub von seinen klebrigen Fingern. Er hatte der Order des Königs zuwidergehandelt, als er die Leiche Lulamanis nach Inqaba gebracht und beerdigt hatte, und mit absoluter Sicherheit hatte es jemanden gegeben, der ihn dabei beobachtet und dem König umgehend Bericht erstattet hatte.
    Das hatte er in seinen Jahren im Busch gelernt. Auch wenn weit und breit kein anderer Mensch außer ihm zu sein schien, die Spione des Königs waren überall. Auch wenn Cetshwayo ihn als persönlichen Freund bezeichnete, zweifelte er nicht für eine Sekunde, dass Kikiza mittlerweile den Befehl erhalten hatte, sich auch an seine Fersen zu heften. Er würde aufpassen müssen, was in seinem Rücken geschah.
    In dieser Nacht schlief er im Zimmer seiner Eltern im Haupthaus. Er konnte es nicht ertragen, sich in sein eigenes, leeres Bett zu legen.
    Die Schatzkarte zerknitterte in seiner Hosentasche. Er hatte sie vergessen.
    Noch vor Sonnenaufgang wachte er auf. Sein Kopf schmerzte.
    Offenbar hatte er im Schlaf seine Zähne derart aufeinander gepresst, dass seine Kinnmuskeln hart wie Stein geworden waren. Einen Augenblick hockte er auf der Kante seines Betts, rieb sich den Kiefer und war sich nicht sicher, ob er die Ereignisse, die noch überscharf vor seinem inneren Auge standen, nicht vielleicht doch geträumt hatte. Den Augenblick hinauszögernd, der ihm so oder so Gewissheit bringen würde, stand er vor dem Fenster, die Hand nach den Musselinvorhängen ausgestreckt. Endlich packte er den dünnen Stoff, zog die Vorhänge mit einem heftigen Ruck zurück und blickte hinüber zum Hügel.
    Er hatte nicht geträumt. Dort, unter dem alten Büffeldornbaum, vom ersten Licht des nahenden Morgens in sanftes Rosa getaucht, lag Lulamanis Grab.
    Erst Minuten später hatte er sich so weit gefasst, dass er sich aufraffte, ein Handtuch um die Schultern hängte und, nur mit Unterhose bekleidet, sich auf den Weg über den Hof und den kleinen Abhang hinauf zu Inqabas gemauertem Wasserreservoir machte. Eine Gruppe lärmender Hadidahs saß auf dem Rand und nahm einen Morgentrunk, blutrote Kardinalweber hingen in dem mannshohen Ried am Fuß der Mauer und stritten sich ohrenbetäubend um die besten Nistplätze. Hoch über ihm segelte ein Adler nach Osten zum Meer. Es war ein himmlisch schöner Morgen wie fast jeder Morgen auf Inqaba.
    Der erste von so vielen, die Lulamani nicht erleben wird, dachte er, und sein kalter Zorn wurde noch kälter.
    Er warf das Handtuch auf den Boden und sprang kopfüber ins Wasser. Mit ausholenden Bewegungen kraulte er immer im Rund an der Mauer des Beckens entlang, verausgabte sich, bis seine Lunge stach und sein Herz raste. Aber es half ihm, seinen Kopf freizubekommen. Rasch trocknete er sich ab, um möglichst keine Mücken, die früh am Morgen noch unterwegs waren, anzuziehen, und stieg hinunter zum Haus.
    Als er eben über die Veranda in sein Schlafzimmer gehen wollte, um sich frische Kleidung aus dem Schrank zu holen, hörte er laute Rufe, Hundebeilen, Peitschenknallen, das tiefe Brüllen von Zugochsen und das unverkennbare Rumpeln mehrspänniger Planwagen. Wütend schleuderte das nasse Handtuch in die Ecke. Wer zum Henker kam jetzt auf Besuch? Ein einzelner Planwagen hieß schon, dass es mehrere Leute waren. Leute, die erwarteten, verköstigt zu werden, ihre Tiere tränken und füttern zu können. Es war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, aber er würde nicht darum herumkommen, ihnen seine Gastfreundschaft anzubieten. Das war das Gesetz im Busch.
    Gereizt hob er das Handtuch auf, schlang es sich um die Hüften und lief auf den Hof. Mit etwas Glück war es ja nur ein Händler oder irgendwelche Zulus, die er auf der Stelle wieder fortschicken konnte.
    Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als diese Hoffnung zerstört wurde. Ein Hunderudel tobte auf den Hof, schoss kläffend auf ihn zu, als wäre er ein Wild, das sie gestellt hatten. Drei Ochsengespanne folgten ihnen, begleitet von mehreren Weißen hoch zu Ross. Hinter ihnen strömte eine Meute von schwarzen

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