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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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neideten.
    Er schlug einen Nagel in den Querbalken des Kreuzes. Dann ließ er den Hammer sinken. Den Großteil des Tages verbrachte Cetshwayo im Schwarzen Haus, dem rechteckigen Gebäude mit vier Räumen aus Ziegelsteinen, das sogar Glasfenster besaß und mit europäischen Möbeln und Tapeten ausgestattet war. Dort empfing er seine Ratgeber und die Stammesoberhäupter. Das Schwarze Haus hatte kräftige Schlösser und wurde Tag und Nacht von Mitgliedern seines Frauenregiments bewacht. Einen Angriff auf das Indlu Mnyama würde er nicht lange genug überleben, um sein Vorhaben auszuführen, dessen war er sich sicher.
    Einige Minuten konzentrierte er sich darauf, Lulamanis Namen in das Kreuz zu schneiden. Immer wieder musste er sich den Schweiß abwischen, der ihm in den Haaren juckte und den Hals herunterlief.
    Der Tag war der bisher heißeste dieses Frühlings gewesen und ließ darauf schließen, dass eine Hitzewelle im Anmarsch war. Mit heftigen Bewegungen wedelte er sich die Mückenschwärme aus dem Gesicht.
    Sollte er einen Wagen voll mit Geschenken beladen und unter dem Vorwand, dem König diese selbst überreichen zu wollen, sich ihm nähern? Eigentlich widerstrebte ihm das, er war immer für den direkten Weg. Sorgsam verlieh er dem Kreuz mit der rauen Seite einer getrockneten Haifischhaut, die er über ein handliches Stück Holz gezogen hatte, den Feinschliff und rief sich ein Ereignis ins Gedächtnis, von dem Maboya erzählt hatte und das deutlich zeigte, wie erbarmungslos Cetshwayo handeln konnte.
    Wie Shaka Zulu, sein großer Vorfahr, glaubte der König, dass nur Männer ohne Familie wirklich gute Krieger wurden. Jeder seiner Soldaten musste Junggeselle bleiben, bis er ihm gnädig die Erlaubnis zur Heirat gab. Ungehorsam wurde mit dem Tod bestraft.
    Auch die Mitglieder seiner Frauenregimenter unterlagen diesen Regeln.
    Endlich muckten die Männer zweier seiner Regimenter auf. Sie waren bereits im fortgeschrittenen Alter und warteten noch immer auf die Erlaubnis, den Isicoco, den polierten Kopfring, tragen zu dürfen, der den verheirateten Männern vorbehalten war.
    Nach wochenlangem Nachdenken fällte der König im August eine listige Entscheidung, die das Problem in seinem Sinne bestens löste. Er gab seinen Männern, unter anderem des Uthulwana-Regiments, die Heiratserlaubnis, bestimmte aber gleichzeitig, dass diese Männer nur die Mitglieder des Ingugucgce-Regiments heiraten durften, das ausschließlich aus sehr jungen Mädchen bestand.
    Die Männer waren entzückt, die Mädchen wütend. Sie hatten nicht die geringste Absicht, Männer zu heiraten, die in ihren Augen alt waren, mindestens siebenunddreißig Jahre, manche sogar schon über vierzig. Dahinter steckte auch, wie schnell bekannt wurde, die Tatsache, dass mehrere der jungen Zulufrauen bereits heimlich mit Männern der jüngeren Regimenter verlobt waren. Sie weigerten sich, dem Befehl nachzukommen, und flohen entweder nach Natal oder auch Transvaal, ein paar begingen sogar aus Angst Selbstmord.
    Cetshwayo bekam einen seiner berüchtigten Wutanfälle, und für ihn gab es nur eine Strafe für die Abtrünnigen. Seine Häscher schwärmten aus, erwischten noch einige der Mädchen und töteten sie, und wie bei Lulamani befahl der König, einige der Leichen als Abschreckung für die anderen abtrünnigen Mädchen quer über die Hauptwege zu legen, die anderen wurden an die Stelle im Fluss geworfen, die vor Krokodilen wimmelte. Fünf Monate dauerte das Schlachtfest. Den Eltern der toten Mädchen wurde unmissverständlich klar gemacht, dass sie ebenso getötet werden würden, der König ihr Vieh und ihre gesamte Habe konfiszieren würde, sollten sie versuchen, ihre Töchter zu beerdigen.
    Dann schickte er wieder seine Henker aus, um die jungen Männer, die sich mit den Mädchen des Ingugucgce-Regiments eingelassen hatten, ebenfalls zu ermorden und den Panzerechsen zum Fraß vorzuwerfen. Einige der jungen Frauen, die mit den jungen Mitgliedern des Ingobamakhosi-Regiment verlobt gewesen waren, heirateten die alten Männer, um dem Tod zu entkommen, und eines Tages gerieten die zwei Regimenter aneinander. Die kriegserfahrenen Uthulwana jagten die Ingobamakhosi quer durch die königliche Rinderherde, durch den Ntukwini-Fluss und gegen die Hügel. Der König, vor dessen Augen das geschah, tobte, schickte Männer, um den Kampf zu beenden, aber keiner wagte einzugreifen. Am Abend waren rund siebzig seiner Krieger tot, davon mehr als zwei Drittel der jungen

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